Harte Fronten in Köllerbach: Laiengremien kritisieren Pfarrer

Köllerbach/Trier · Vor einem Jahr hat Bischof Stephan Ackermann den Verwaltungsrat der Gemeinde Herz-Jesu in Köllerbach entmachtet. Doch der Konflikt zwischen vielen Gläubigen und Pastor Franz-Josef Werle eskaliert weiter.

 In der katholischen Gemeinde Herz-Jesu Köllerbach gibt es tiefe Gräben zwischen Pastor und Gläubigen.Foto: Hartmann Jenal

In der katholischen Gemeinde Herz-Jesu Köllerbach gibt es tiefe Gräben zwischen Pastor und Gläubigen.Foto: Hartmann Jenal

Foto: Hartmann Jenal

Als sich der Trierer Bischof Stephan Ackermann vor einem Jahr zu einem Machtwort veranlasst sah, um seinem Völklinger Dechanten und Pastor von Riegelsberg/Köllerbach Franz-Josef Werle beizuspringen, begründete er die Entmachtung des Verwaltungsrats so: "Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit im Verwaltungsrat ist aufgrund persönlich zerrütteter Verhältnisse derzeit nicht mehr möglich." Seitdem ist die Kommunikation zwischen Werle und vielen Gemeindemitgliedern nicht besser geworden, sondern hat sich dramatisch verschlechtert. Der SZ liegen Schreiben der Ehrenamtler-Gruppe "Kunterbund" und des katholischen Kirchenbauvereins an Ackermann vor, in denen es scharfe Kritik an Werles Amtsführung hagelt. Die Gruppe "Kunterbund" etwa, die tausende Euro für die Renovierung der Filialkirche in Walpershofen gesammelt hatte, schreibt, dass Werle überhaupt keinen Versuch unternommen habe, "mit uns zu kommunizieren", obwohl die Gruppe mehrfach Gespräche angeboten habe. "Es macht den Eindruck, dass Herr Pfarrer Werle dies nicht will und es seinen Mitarbeitern untersagt hat", heißt es im "Kunterbund"-Brief. Die Ehrenamtler haben 6000 Euro inzwischen an den Vermögensverwalter übergeben. Werle kam nicht dazu. "Eine Zusammenarbeit mit Werle ist für uns nur noch schwerlich vorstellbar", sagte "Kunterbund"-Sprecherin Birgit Hohlbeck der SZ.

Der Vorsitzende des Katholischen Kirchenbauvereins Walpershofen (KBV), Andreas Klein, schrieb an Ackermann von einer "unangemessenen, durchaus als bösartig zu bezeichnenden und rechtlich offensichtlich eher bedenklichen Vorgehensweise des Kirchenvertreters, Pfarrer Franz-Josef Werle, im Umgang mit seinen Angestellten und ehrenamtlich Tätigen". Das "Wirken und Treiben" Werles sei nicht mehr länger hinnehmbar. Klein wirft Werle vor, sich kaum im Walpershofer Gemeindeteil sehen gelassen zu haben, es eine bösartige Unterstellung Werles bei der Begleichung der Rechnung für den Empfang beim Besuch des Weihbischofs gegeben habe und dass Werle "herrschaftliches Gebaren" an den Tag lege.

Die in diesem Jahr von Werle veranlassten Kündigungen und Änderungskündigungen gegen die Küsterin und den Kirchenmusiker, die zu Verfahren vor dem Saarbrücker Arbeitsgericht führten, bezeichnet Klein als "niederträchtiges Szenario". "Es ist zu befürchten, dass wenn ein solches Vorgehen und Verhalten eines Kirchenvertreters weiterhin mitgetragen und durch Abstrafung der "Revoluzzer" unterstützt wird, das Ansehen der Kirche immer mehr Schaden nimmt", schreibt Klein an Ackermann.

Wie die Saarbrücker Staatsanwaltschaft der SZ bestätigte, läuft derzeit ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten Prozessbetrugs gegen Pastor Werle. Nach SZ-Informationen ermittelt die Staatsanwaltschaft "von Amts wegen", da Werle in den Arbeitsgerichtsverfahren falsche Angaben gemacht haben soll. Unglaublich sei es, dass die Küsterin Susanne Himbert auch von ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten durch Werle entbunden worden sei, schreibt Hohlbeck in einem von 60 Gemeindemitgliedern unterzeichneten Offenen Brief an Ackermann.

Pastor Werle jedoch zieht es vor, zu den Vorgängen in Riegelsberg/Köllerbach zu schweigen. "Ich sehe keine Veranlassung, auf Ihre Fragen zu antworten beziehungsweise Umstände zu kommentieren oder zu bewerten", teilte Werle der SZ mit. Auch die Frage, wie er die äußerst geringe Wahlbeteiligung an den Pfarrgemeinderatswahlen von nur 3,3 Prozent gegenüber 21,8 Prozent Wahlbeteiligung vor vier Jahren bewerte, als er noch nicht im Amt war, ließ er unbeantwortet.

Bischof Ackermann steht weiter hinter seinem Pfarrer . Wie Bistumssprecherin Judith Rupp dem "Trierischen Volksfreund" sagte, vertraue das Bistum der Amtsführung von Pfarrer Werle. Es bestehe keinerlei Anlass, seine Integrität und sein Handeln als Leiter der Gemeinde infrage zu stellen. "Die nun erneut erhobenen Vorwürfe gegen die Amtsführung von Pfarrer Werle wurden, soweit es unsere Zuständigkeit betrifft, bereits geprüft. Sie ließen sich nicht bestätigen", hieß es.

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