Vergesst die Arbeitslosen nicht!

Köllerbach · Viele reden dieser Tage über Hilfe für Flüchtlinge. Gut so, sagt der Trierer Bischof Stephan Ackermann – erinnert in Köllerbach aber daran, dass die Solidarität mit den Langzeitarbeitslosen nicht nachlassen dürfe.

 Dr. Stephan Ackermann, Bischof von Trier, gestern zu Besuch im Sozialkaufhaus „Wir für alle“ in Köllerbach. Hier begrüßt er Mitarbeiter Lars Stößner. Fotos: Becker&Bredel

Dr. Stephan Ackermann, Bischof von Trier, gestern zu Besuch im Sozialkaufhaus „Wir für alle“ in Köllerbach. Hier begrüßt er Mitarbeiter Lars Stößner. Fotos: Becker&Bredel

 Eilig (von links): Klaus Zimmermann, Betriebsleiter des ESH-Ausbildungszentrums, Bischof Ackermann und ESH-Leiter Toni Job.

Eilig (von links): Klaus Zimmermann, Betriebsleiter des ESH-Ausbildungszentrums, Bischof Ackermann und ESH-Leiter Toni Job.

Die Erwerbslosen-Selbsthilfe (ESH) Püttlingen ist dem Trierer Bischof Stephan Ackermann seit langem ein Begriff, schließlich sind die Köllertaler eng verbunden mit dem Bistum und deren "Aktion Arbeit" (ein Solidaritätsfonds für Beschäftigungsinitiativen). Das Oberhaupt der Katholiken war aber noch nie zu Besuch bei einer ESH-Einrichtung gewesen. Das holte er am gestrigen Donnerstagnachmittag nach, auf dem Weg zur Synode in Saarbrücken. Er schaute sich im sozialen Kaufladen "Wir für alle" der ESH in der Sprenger Straße in Köllerbach um, ließ sich in Möbellager und Verkaufsraum das Konzept und die Sortimente erklären, plauderte mit den Mitarbeitern.

Der Besuch, der auf Initiative des ESH-Vorsitzenden Toni Job zustande gekommen war, diente dem Bistum als Anlass, auf ein besonderes Anliegen hinzuweisen: Die Not der Langzeitarbeitslosen, also von Menschen, die seit mindestens einem Jahr, oft aber viel länger keine feste Anstellung haben. Hansgünther Ullrich, beim Bistum Trier Leiter der "Aktion Arbeit", bat darum, die Solidarität mit dieser Personengruppe aufrecht zu erhalten, vor allem viel zu spenden. In Zeiten "gefühlter" Vollbeschäftigung werde leicht vergessen, dass es in Deutschland eine Million und im Saarland 14 100 Langzeitarbeitslose gebe. Diese bräuchten "kein Gnadenbrot, sondern faire Einstiegsmöglichkeiten ins Erwerbsleben". Das Problem habe sich in den letzten Jahren noch verschärft, weil die gemeinnützigen Beschäftigungsträger wie die ESH unter drastischen Mittelkürzungen im Bereich der Arbeitsmarktpolitik litten. Aus Sicht der "Aktion Arbeit" seien diese Beschäftigungsträger aber unersetzlich, weil sie umfassende Erfahrung bei der Ansprache und Anleitung der Arbeitslosen hätten. Ihr Aufwand der persönlichen Begleitung sei allein Erfolg versprechend.

Bischof Ackermannn sagte zu, kommendes Jahr jeden Euro, der an die "Aktion Arbeit" gespendet wird, aus Mitteln des so genannten Bischöflichen Stuhls zu verdoppeln. Langzeitarbeitslose dürften "nicht in den toten Winkel geraten". Im Bistum Trier kamen im Vorjahr etwa 100 000 Euro für die Aktion zusammen. Gleiches Spendenverhalten vorausgesetzt, könnten dank des Griffs des Bischofs in die eigene Kasse 200 000 Euro daraus werden.

Der Püttlinger Bürgermeister Martin Speicher , zugleich auch Vorsitzender der Sozialen Initiative Püttlingen, einem Partner der ESH, bedankte sich für die Wertschätzung, die der Gast der Stadt und der Erwerbslosen-Selbsthilfe durch seinen Besuch erweise. Die Stadt Püttlingen als größter Gewährsträger stehe der ESH mit sechsstelligen Beträgen zur Seite, um ihre wertvolle Arbeit zu erhalten. Am Ende, so sinnierte Toni Job, laufe alles Bemühen darauf hinaus, das hohe Gut des "sozialen Friedens" zu bewahren.

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