Ein Veteran ist heimgekehrt

Obersalbach · Ein halbes Leben lang, davon 700 Tage in Auslandseinsätzen, trug Rainer Blass aus Obersalbach die Uniform der Bundeswehr. Im Sanitätsdienst war er an einigen Brennpunkten dieser Welt. Nun ist der Oberstabsfeldwebel aus dem aktiven Dienst ausgeschieden. Wir trafen ihn an seinem letzten Tag in der Graf Werder Kaserne.

 Oberstabsfeldwebel Rainer Blass verlässt an seinem letzten Tag die Graf-Werder-Kaserne. Foto: aki

Oberstabsfeldwebel Rainer Blass verlässt an seinem letzten Tag die Graf-Werder-Kaserne. Foto: aki

Foto: aki
 Bei einem Einsatz in Somalia. Foto: Blass

Bei einem Einsatz in Somalia. Foto: Blass

Foto: Blass

Was dachte der Mann, der 34 Jahre lang in der Bundeswehr diente, als er zum letzten Mal in seiner aktiven Dienstzeit an dem Wachposten der Saarlouiser Graf-Werder-Kaserne vorbeiging? Schließlich waren die Kasernen - nach seinem Haus in Obersalbach , wo er mit Ehefrau und den drei Kindern lebt - so etwas wie seine zweite Heimat geworden. "Ich ging mit einem lachenden und einem weinenden Auge", so der Soldat außer Dienst. Rainer Blass war Soldat aus Leidenschaft, gibt aber auch zu, dass er bei seiner Verpflichtung auch an den "sicheren Arbeitsplatz Bundeswehr " gedacht hatte.

Er begann seine Laufbahn in der 5. Kompanie des Sanitätsbataillons 310 in der Hermeskeiler Hochwaldkaserne. Nach Stationen an den Standorten Zweibrücken, Lebach, Merzig , München und wieder Merzig kam er in seiner letzten Verwendung als Sanitätsgruppenleiter in der Stabskompanie der Saarlandbrigade nach Saarlouis in die Graf Werder Kaserne. Mit dem Dienstgrad Oberstabsfeldwebel endete seine Laufbahn.

Herausragend für ihn, so sagt er, sei seine Verwendung als Kompaniefeldwebel ("Spieß") in der 4. Kompanie des Luftlande-Unterstützungsbataillons 262 in Merzig gewesen.

Der Sanitätssoldat hat nicht nur mehrere deutsche Standorte der Bundeswehr , sondern auch bei AMF- (Allied Mobil Force) Übungen und sieben Auslandseinsätzen die halbe Welt vom Nordpol über Asien bis Zentralafrika kennen gelernt. Bei der UN-Friedensmission "Unosom II" war er mehrere Monate in Somalia im Einsatz. Hier lernte er als Sanitäter die Schrecken eines Bürgerkriegs hautnah kennen. Er zeigt ein Bild, auf dem er einen Bundeswehr-Stabsarzt bei der Behandlung von schwer verletzten Somalis nach Gefechten mit Aidit-Rebellen unterstützt. Überhaupt Somalia . In dem afrikanischen Land und später auch in Afghanistan, so berichtet er, habe er gefährliche Situationen für Leib und Leben erlebt. Er habe sie jedoch ohne Nachwirkungen überstanden - auch dank psychotherapeutischer Nachbehandlung.

Schlimm für ihn war, als er nach einem Urlaub während des Einsatzes in Bele Uen / Somalia von Zuhause in das Einsatzgebiet zurück musste. "Ich würde nie wieder während eines Einsatzes Urlaub machen", erklärt er rückblickend. Er war auch in Bosnien-Herzegowina, im Kongo und zweimal im Kosovo dabei.

Die Auslandseinsätze haben ihn geprägt. Vor allem lässt er die alltäglichen Dinge heute gelassener als früher auf sich zukommen.

"Außer Diensten" heißt für Blass aber noch lange nicht, dass er sich an seinem idyllischen Wohnort zur Ruhe setzt. Er muss gemeinsam mit seiner Frau ein großes Anwesen unterhalten und pflegen, er ist im Vorstand des Fördervereins Naturpark Kallenborn engagiert, hat sich zum Schiedsmann wählen lassen, und er kann sich einigermaßen sorgenfrei auf sein Motorrad schwingen - zumindest so lange, bis er wieder die Uniform für eine Wehrübung anzieht.

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