Großer Theaterzirkus

Heusweiler · Ein großes Durcheinander zu inszenieren, kann viel Arbeit sein. Der Bohemian Company ist es gelungen. Mit einem fulminanten Spiel haben die Schauspielerinnen und Schauspieler in Heusweiler ihr Publikum begeistert.

 Bohemian Company spielte am Samstagabend in der Kulturhalle Heusweiler. Foto: Becker&Bredel

Bohemian Company spielte am Samstagabend in der Kulturhalle Heusweiler. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Zugegeben, ein wenig chaotisch mutet die Truppe schon an, die in der Heusweiler Kulturhalle auf der Bühne steht. Wild kostümiert, teils Piratenlook, verwegen und bunt, ein bisschen zerrissen, anrüchige Ledercorsagen, teils Matrixmantel, Satinanzug, Latzhosen und Glitzerpumps - von allem ein bisschen, von nichts zu viel. Sozusagen eine perfekte Kombination, um einen heruntergekommenen Zirkustrupp zu spielen, der sich plötzlich mit der Aussage konfrontiert sieht: "Wir machen Theater!"

Was für die Bohemian Company, die mit der Show "Bohemian Wonder Years" ihr zehnjähriges Bestehen feiert, kein Problem darstellt, führt die Chaostruppe des "Bohemian Dream Zirkus" an den Rande des Wahnsinns. Und das nicht nur, weil alle irgendwie miteinander im Clinch liegen.

Romeo und Julia sind längst Exeheleute und geraten wegen allem und jedem in Streit, Romeo hat Julia für Maria Krimhild Stuart verlassen und war kurze Zeit ihr Geliebter, ist aber inzwischen mit der Zirkusdirektorin Elisabeth I. eine Affäre eingegangen. Leider brennt seine Leidenschaft für Maria immer noch, die nun, nach einem erfolglosen Mordversuch an Elisabeth, als Gefangene gehalten wird.

Die Nibelungen Hagen und Volker lassen kein gutes Haar an Siegfried; der hat wiederum ein besonderes Interesse an Maria. Keine einfache Aufgabe für Sartres enfant terrible Edmund Kean, den selbsternannten "besten Shakespearedarsteller aller Zeiten" und Regisseur für die Truppe, Shakespeares Hamlet zur Rettung des Zirkus einzustudieren.

Schon bei der Rollenvergabe tun sich erste Schwierigkeiten und Feindseligkeiten auf, die im Laufe der Proben nicht ab-, sondern zunehmen. Immer wieder kommt es zu Eifersuchtsszenen, Querulanten haben ihre Texte nicht gelernt, und insgesamt und überhaupt hat Regisseur Kean kaum eine Chance, das Ensemble zu bändigen. Ein großartiger Conférencier leitet das Publikum durch die Show, erklärt und gibt den Erzähler.

Schließlich ist Premiere des "Zirkushamlet", und selbst da greift das amüsante Chaos um sich, nichts klappt wie "einstudiert", so ziemlich alles läuft aus dem Ruder: Es wird sich gekloppt, beschimpft, angeschrien.

Spaß an der Sache, Spaß am Spielen, das ist es, was sich von den Darstellern an diesem Abend auf das Publikum überträgt. Was auf der Bühne gezielt chaotisch wirkt, ist ein Potpourri aus zehn Jahren Showbusiness, gespickt mit feinen Rocksongs oder Liedern, die den Wahnsinn (be-)greifbar machen.

Als Gesamtbild ergibt sich dann ein chaotischer Haufen, der mit grünen Lippen, schwarz gemalten Augen und Sternen im Gesicht das Publikum mitreißt und in den "Bohemian Dream Zirkus" entführt. Zum Schlussapplaus, der seinerseits die Halle zum Beben bringt, stehen dann sogar Maria Krimhild Stuart und Elisabeth I. Hand in Hand auf der Bühne.

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