So langsam reißt der Geduldsfaden

Heusweiler · Demonstration und Info-Abend im und am Heusweiler Rathaus: Einerseits erklärten sich die Eltern noch solidarisch mit den streikenden Kita-Mitarbeiterinnen, andererseits gab es Kritik an der Gewerkschaft und an der Gemeindeverwaltung.

 Am Dienstagabend demonstrierten Eltern mit ihren Kindern vor dem Heusweiler Rathaus. Foto: Andreas Engel

Am Dienstagabend demonstrierten Eltern mit ihren Kindern vor dem Heusweiler Rathaus. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Wie in anderen saarländischen Kommunen, so gehen auch in Heusweiler die Eltern von Kindergartenkindern wegen des derzeit laufenden, unbefristeten Streiks in den Kitas auf die Barrikaden. Rund 300 Betroffene haben am Dienstagabend vor und im Heusweiler Rathaus ihren Unmut über die Folgen des Streiks geäußert. In Vertretung von Bürgermeister Thomas Redelberger stellte sich der Erste Beigeordnete Volker Leinenbach (CDU ) zum Gespräch.

Die Sprecherinnen der Eltern, Tanja Stegentritt (Heusweiler ), Vanessa Bastian (Kutzhof) und Sabine Schäfer (Holz), betonten, dass sie den Kampf der Erzieherinnen um bessere Entlohnung akzeptierten. Die Streikpolitik der Gewerkschaften jedoch schade den Eltern und ganz besonders den Kindern. Sie zerstöre einen strukturierten, vielleicht gerade erst neu erlernten Tagesablauf, der den Kindern Sicherheit im Alltag vermittele.

Die Kinder verstünden nicht, warum sie auf einmal morgens nicht mehr zu ihren Erzieherinnen und Kindergartenfreunden dürfen, warum das Sommerfest nicht stattfindet oder eine geplante Reise zu einem Vergnügungspark ausfällt. Es seien sogar erste auffällige Verhaltenszüge und Angstzustände festgestellt worden. Eltern fürchteten dabei traumatische Reaktionen ihrer Kleinen auf diese unbekannte Situation. Ein vierjähriges Kind habe seine Mutter ganz verstört gefragt: "Was hab ich gemacht, dass ich nicht mehr in meinen Kindergarten darf?", schilderte Tanja Stegentritt. Sie betonte: "Es besteht ein Unterschied der derzeitigen Situation zur Ferienzeit. Die wird nämlich als geplante Familienzeit angesehen."

Scharf kritisiert wurde die Informationspolitik der Gemeinde: "Im Falle eines Streiks ist es die Aufgabe der Gemeinde, als Arbeitgeber der Erzieherinnen die Kommunikation zu übernehmen. Wie es beispielsweise die Stadt Püttlingen getan hat", sagte Stegentritt. So habe nur ein Bruchteil der Eltern gewusst, dass in Holz - wie von der SZ berichtet - ein Notkindergarten für 50 Kinder geöffnet wurde. Auch die Vergabe der Plätze in der Not-Kita sei sehr unübersichtlich gewesen.

Die Eltern fordern zudem die Rückerstattung der Kindergartenbeiträge für die Dauer des Streiks und die Bereitstellung der Kita-Räume, um sie in Eigenregie öffnen und betreiben zu können.

Leinenbach äußerte Verständnis für die Anliegen der Eltern und sagte zu, die gewünschte Öffnung der kommunalen Kitas zu überprüfen. Dabei müssten vor allem rechtliche und versicherungstechnische Fragen geklärt werden.

Die Überprüfung solle aber "zeitnah" erfolgen, das Ergebnis soll den Eltern bereits nächste Woche mitgeteilt werden. Etwa in Saarbrücken wird die Betreuung verschiedener Kitas durch Eltern bereits praktiziert, dabei genügte ein dreiseitiger "Nutzungs- und Schlüsselvertrag" zwischen der Stadt und der "Nutzungsgemeinschaft der Eltern".

Eine Rückerstattung der Elternbeiträge könne die Verwaltung nicht anordnen, sagte Leinenbach. Das müsse der Gemeinderat tun, der sich deshalb schon heute Abend, ab 18.30 Uhr, auf Antrag der FDP in öffentlicher Sitzung damit beschäftigen soll. Um den FDP-Antrag behandeln zu können, bedarf es aber einer Änderung der Tagesordnung, und dieser Änderung müssen zwei Drittel der Ratsmitglieder zustimmen.

Eine verbindliche Zusage konnte Leinenbach den Eltern aber bereits geben: Seit dem gestrigen Mittwoch stehen in der Not-Kita Holz 50 weitere Regelplätze (bis 13.30 Uhr) zur Verfügung. Wer einen Platz will, muss nachweisen können, dass beide Eltern berufstätig sind.

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