Dicke Motoren, kleine Flummys

Ensheim/Ormesheim · Er habe eine „Leidenschaft, etwas zu tun, einen inneren Antrieb zum Erfinder“, weiß Ehefrau Danièle über Francesco Sanzo. Der 66-jährige Ormesheimer ist Buchautor und Erfinder. Er ist glücklich, aber noch lange nicht fertig.

 Francesco Sanzo mit seiner Erfindung: die „stehenden Besen“. Foto: Becker&Bredel

Francesco Sanzo mit seiner Erfindung: die „stehenden Besen“. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Als Erfinder ist Francesco Sanzo, 66, ein Spätstarter. Erst mit 51 Jahren entdeckte der Bauunternehmer sein Talent als Tüftler. Wie er sich erinnert, wurde auf einer Baustelle dringend ein Gerät gebraucht, um einen verrosteten Deckel schadlos aus dem Betonboden zu hieven. Der Chef erfand einen Dübel, der so gut war, dass er in Serie ging. Und Sanzo machte weiter, entwickelte einen verbrauchsarmen Auto-Motor mit Walze statt Ventilen und 25 Litern (!) Hubraum. Als Gartenliebhaber liegt ihm die Verfeinerung von allerlei Werkzeugen am Herzen, ob Fugenkratzer oder Pferdeäpfel-Schippe. Seine Standschaufel mit Besen aus Edelstahl, mit Teleskopstil und Wasseranschluss ist sein bisher meist verkauftes Produkt. Eines von drei Patenten besitzt der gebürtige Kalabrier, der als Bub ins Saarland kam und zum Selfmade-Unternehmer aufstieg, auch auf einen unrunden Flummy-Ball. Dank seiner schwer auszurechnenden Flugeigenschaften wird er als Fitnessgerät vertrieben. Im Gebäude der ehemaligen Baufirma in Ensheim vertreibt der in Ormesheim lebende Ruheständler seine Erfindungen neben tausenden anderen Artikeln in einem Markt.

Und Sanzo kniffelt und baut weiter, bevorzugt Gebrauchsartikel, aber auch einen weiteren Motor, für dessen Entwicklung er die Zusammenarbeit mit Ingenieuren aus dem Erfinderclub Signo sucht. Der Verein, dem auch etliche Mitglieder aus dem Regionalverband angehören, trifft sich monatlich in St. Wendel. Sanzo ist ein Leistungsträger, der besonders viel vorweisen und Rat geben kann. Anders als viele andere Erfinder, die mit patentrechtlichen Hindernissen hadern und fehlende Anerkennung bedauern, ist er Realist genug, um sich Widrigkeiten zu entziehen. Er verrennt sich nicht, sondern hakt ab, wenn es an der Zeit ist: "Gute Erfindungen sind noch lange kein gutes Geschäft", weiß er. Der "unruhige Geist" tickt beim Erfinden nach eigenen Worten übrigens deutsch, beim Schreiben dagegen italienisch. Francesco Sanzo ist seit gut zehn Jahren auch schriftstellerisch tätig, legt sich die viel beachteten autobiografischen Romane zunächst im Kopf zurecht, um sie dann in Schönschrift mit dem Kugelschreiber auf Papier zu bringen. Danach werden die Werke ins Deutsche übersetzt und in den Computer transferiert. Soeben ist die "Frucht der Gewalt" erschienen, ein ernstes Buch über Gier und Maßlosigkeit. Und da passt es, dass das nächste oder übernächste Werk sich mit Korruption in Europa, auch im Saarland befassen soll. Sanzo ist allerdings nicht auf öffentlichen Ärger und Bühne aus. Am wohlsten fühlt er sich im Kreis der Familie und mit Freunden, beim Trinken und Reden. "Die Menschen sollten sich immer gut verstehen", wünscht er sich.

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Auf einen BlickDer Verein "Signio-1-Saar, der Ideenclub" mit Sitz in Namborn bietet Beratung für Erfinder an. Jeden ersten Freitag im Monat treffen sich die Erfinder im Unternehmerzentrum (UTZ) in der Werschweilerstraße 40 in St. Wendel. Die Mitglieder kommen aus dem gesamten Saarland, aus Rheinland-Pfalz und Luxemburg. Vorsitzender ist Karl-Josef Schumann. Mehr Informationen gibt's bei Karl-Josef Schumann, Tel. (0 68 51) 44 93 oder im Internet. wppatente-sachen.de

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