Am Schloss duften heilende Kräuter

Saarbrücken · Am Schloss lassen Gärtner und Mutter Natur Gesundes gedeihen. Die Kräutlein sollen ehelichen Freuden Vorschub leisten oder den Körper von Zipperlein befreien. Der heilende Garten gehört zu den Attraktionen, mit denen der Regionalverband zum 40. Geburtstag aufwartet.

 Ein Gartenerlebnis für alle Sinne bieten Kräuter, denen der große Experte Hieronymus Bock vor Jahrhunderten große Bedeutung beimaß. Hier riecht Caroline Dennert an einer Distel. Fotos: Becker & Bredel

Ein Gartenerlebnis für alle Sinne bieten Kräuter, denen der große Experte Hieronymus Bock vor Jahrhunderten große Bedeutung beimaß. Hier riecht Caroline Dennert an einer Distel. Fotos: Becker & Bredel

 Dieses Schild erläutert, was es mit dem Kräuterbeet am Schloss auf sich hat.

Dieses Schild erläutert, was es mit dem Kräuterbeet am Schloss auf sich hat.

"Das Saarbrücker Schloss ist ein Bürgerschloss, nicht nur ein Verwaltungsgebäude", sagt Peter Gillo, der Direktor des Regionalverbands Saarbrücken. Darum macht der Regionalverband zum 40-jährigen Bestehen mehrere touristische Angebote. So steht im neuen Kräutergarten hinter dem Schloss Überraschendes zu lesen. Etwa, dass Rote Taubnesseln "reitzen zu den ehelichen wercken". Unter jeder Pflanze in diesem Garten ist deren medizinische Wirkung vermerkt nach Hieronymus Bocks "Kreütter Buch" aus dem Jahre 1539. Der Arzt und Botaniker lebte zwischen 1498 und 1554. Sein Wissen über die Wirkung von Kräutern ist teilweise bis heute überliefert und genutzt. "Wir wollten nicht, wie sonst üblich, die lateinischen Namen dazuschreiben, die sich eh niemand merken kann. Bocks Zitate sind mit der spaßigen, ausdrucksstarken und deftigen Sprache viel interessanter", sagt Gillo. Heilpraktiker Dietmar Vogel leitet, unterstützt vom Historischen Museum Saar, ab August eine kräuterkundliche Führung durch den Schlossgarten.

Ausgangspunkt ist das Museum, wo die Besucher sich eine Ausgabe von Bocks Kräuterbuch ansehen können. Es geht darum, die Theorie der Schlossgeschichte mit dem sinnlichen Erlebnis des Gartens zu verbinden. In Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum Saar unter Leitung von Gerhard Ames entstand außerdem ein neuer Ausstellungsraum. Dort ist ab sofort ein ungefähr fünfminütiger Film auf Deutsch, Französisch und Englisch zur Schlossgeschichte zu sehen. Dank dieses Beitrages können Besucher die 200 Jahre von der barocken Anlage Stengels über die Zerstörungen und Umbauten im 19. und 20. Jahrhundert bis hin zur Restaurierung unter Professor Gottfried Böhm nachvollziehen. "Die Besucher sollen nicht mehr mit einem großen Fragezeichen aus dem Schloss gehen", erklärt Gillo. Bisher habe es nur eine kleine Broschüre gegeben.

"Die Leute, die das Schloss zum ersten Mal sehen, erschrecken meist und denken: Warum sieht das Schloss so aus?", sagt Gerhard Ames. Am Schloss lasse sich der schwierige Umgang mit einem zerstörten Monument zeigen. Böhm hat den Mittelteil in den 1980er-Jahren durch einen Glasneubau ersetzt, was damals für Aufsehen sorgte und Denkmalschutzgeschichte schrieb. Üblich war es, ein Denkmal nach dem alten Vorbild wieder aufzubauen.

Es gehe dem Regionalverband darum, das Schloss historisch zu erschließen, erklärt Kunsthistoriker Ames. Wie sah es damals aus? Was war wichtig? Dazu zählt etwa die Gesundheit. Und damit schließt sich der Kreis zu Bocks Kräutergarten.

Der Ausstellungsraum ist montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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