Freiheitsdrang gegen erstarrte Tradition

St Ingbert · Die Kinowerkstatt zeigt mit „Mustang“ die Geschichte von Lale und ihren vier Schwestern. Auch zu sehen: ein Frank Zappa-Porträt.

 Szene aus dem Film „Mustang“: Sonay (Ýlayda Akdoðan) darf den Mann heiraten, den sie liebt. Foto: Weltkino

Szene aus dem Film „Mustang“: Sonay (Ýlayda Akdoðan) darf den Mann heiraten, den sie liebt. Foto: Weltkino

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Die Kinowerkstatt St. Ingbert zeigt weiterhin den Kinofilm "Paula" (Deutschland, Frankreich 2016) über Paula Modersohn-Becker, eine der bedeutendsten Malerinnen des deutschen Expressionismus. Während ihrer kurzen Karriere Anfang des 20. Jahrhunderts schuf sie 750 Gemälde und 1000 Zeichnungen. "Paula" ist zu sehen am heutigen Freitag um 18 Uhr, am Samstag um 18 Uhr und am Sonntag um 20 Uhr.

Die Kinowerkstatt zeigt zudem "Eat That Question - Frank Zappa" (Deutschland/Frankreich 2016) von Thorsten Schütte am heutigen Freitag und am Samstag, jeweils um 20.15 Uhr, und am Montag um 20 Uhr. Wer war der Mann mit dem markanten Bart, der als Musikgenie und provokanter Oberfreak in die Rockgeschichte einging? Thorsten Schütte porträtiert die Ikone mit ihren eigenen Worten. Außer für Kaffee und Zigaretten hatte Zappa kein Faible für Drogen, auch seinen Mitspielern untersagte er den Konsum bei der Arbeit. So verrückt Zappa und die "Mothers of Invention" wirkten, so diszipliniert waren sie in Wahrheit. Ihm ging es um die Musik und die Freiheit des Ausdrucks. Parolen wie "Love, Peace and Happiness" waren Ziele seines Spotts, nicht weniger als die Bigotterie des "Establishments".

Dem Komponisten, Sänger, Gitarristen und Gesellschaftskritiker (sowie brillanten Selbstdarsteller), der 1993 im Alter von nur 52 Jahren starb, aber ein gigantisches, ungeheuer vielfältiges Werk hinterlassen hat, nähert sich der erfahrene Musikdokumentarist Thorsten Schütte ausschließlich anhand von Archivmaterial und in Zappas eigenen Worten. In achtjähriger Arbeit und mit Unterstützung von Zappas Familie hat er Bekanntes und Entlegenes zusammengetragen - Interviews und Fernsehauftritte, Konzertaufnahmen und privates Material.

Der Film "Mustang" (Frankreich, Deutschland, Türkei 2015), mit vier Césars ausgezeichnet und nominiert für den Oscar 2016 als bester fremdsprachiger Film, läuft am Montag um 18 Uhr in der Kinowerkstatt. In einem türkischen Dorf in der östlichen Türkei an der Küste des Schwarzen Meeres wachsen Lale und ihre vier älteren Schwestern nach dem Tod ihrer Eltern im Haus ihrer Großmutter und ihres Onkels auf. Es sind neugierige und lebenslustige Heranwachsende, alle gehen noch zur Schule. Einmal toben sie ausgelassen am Strand mit gleichaltrigen Jungen. Für Großmutter und Onkel ist diese Nähe zu den Jungen schamlos und unsittlich. Sie erhalten Hausarrest. Doch sie verlassen das Haus trotz vergitterter Fenster und verriegelter Türen immer wieder, haben erste Freunde und widersetzen sich den Androhungen des Onkels.

Für eine nach der anderen werden Hochzeiten arrangiert, bei der ihre Jungfräulichkeit gewährleistet sein und der Brautpreis stimmen muss. Als die jüngste Schwester Nur - noch ein Kind - verheiratet werden soll, verbarrikadiert sie sich mit ihrer Schwester Lale vor den ankommenden Hochzeitsgästen. Fantasie und aufgeweckte Raffinesse eröffnen Lale den Weg in eine Zukunft, die Frauen gesellschaftliche Teilhabe und eigene Entscheidungen ermöglichen. "Mustang" setzt der erstarrten Tradition einen überzeugenden weiblichen Freiheitsdrang entgegen.

 Carla Juri als Malerin Paula Modersohn-Becker. Foto: Pandora

Carla Juri als Malerin Paula Modersohn-Becker. Foto: Pandora

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 Musiker Frank Zappa im Film „Eat That Question“. Foto: Filmverleih Arsenal

Musiker Frank Zappa im Film „Eat That Question“. Foto: Filmverleih Arsenal

Foto: Filmverleih Arsenal
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