Verluste verarbeiten, Perspektiven finden

St Ingbert · Das mit einem Weisgerber-Hommage-Kurs eingenommene Honorar spendete die Malerin Sabine Franke in Absprache mit der VHS für einen Malkurs mit Flüchtlingskindern. Die Kunstpädagogin gewann hierzu noch die Malerin Monika Scholz-Bauer, die auch Gestalttherapeutin und Trauerbegleiterin ist.

 Syrische Kinder und ihre Eltern waren begeistert vom Malangebot, das die beiden Künstlerinnen Sabine Franke (rechts) und Monika Scholz-Bauer (links im grünen Pullover) im VHS-Zentrum anboten. VHS-Leiterin Marika Flierl (hinten rechts) schaute am Samstag auch vorbei. Foto: Cornelia Jung

Syrische Kinder und ihre Eltern waren begeistert vom Malangebot, das die beiden Künstlerinnen Sabine Franke (rechts) und Monika Scholz-Bauer (links im grünen Pullover) im VHS-Zentrum anboten. VHS-Leiterin Marika Flierl (hinten rechts) schaute am Samstag auch vorbei. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Die Malerin Sabine Franke ist jenen, die 2015 das Weisgerber-Gedenkjahr begleiteten, sicher ein Begriff. Sie beteiligte sich mit der Ausstellung "Hommage à Albert Weisgerber " im ehemaligen Sinn-Gebäude am Jubiläum und war bei der Sommerakademie der Volkshochschule Dozentin des Kurses "Malen wie Albert Weisgerber ". Das mit jenem Kurs eingenommene Honorar spendete sie in Absprache mit der VHS-Leitung für einen Malkurs mit Flüchtlingskindern. Die Kunstpädagogin Franke holte sich mit der Malerin Monika Scholz-Bauer, die auch Gestalttherapeutin und Trauerbegleiterin ist, eine Künstlerin ins Boot, die sie in der Malgruppe "Steinberger" schätzen lernte. Beide Frauen wollten in das Leben von Kindern, die seit der Flucht eine schwere Zeit durchmachten, etwas Farbe bringen. Und so gingen sie mit einer Dolmetscherin und dem Angebot dieses kostenlosen Mal- und Bastelprojektes in die Sprachkurse für Erwachsene und teilten Anmeldezettel aus. Ziel war es, über die Eltern die Kinder zu erreichen, die sich gern gestalterisch betätigen. Doch man wollte nicht "blind" drauflos malen, sondern machte sich Gedanken, welches Thema am besten zu dieser "Zielgruppe" der meist syrischen Acht- bis Zwölfjährigen passen könnte. Am Ende der Überlegungen stand das Motto "Unser Haus, unsere Stadt, unser Zuhause", denn nichts sei im Leben eines Kindes wichtiger als die Geborgenheit in seinem Zuhause mit Eltern und Geschwistern, fanden beide. Die Flüchtlingskinder hätten viel zurücklassen müssen, ihnen vertraute Menschen aber auch Häuser.

Nicht blind drauf los

Nun müssten diese Verluste verarbeitet werden und neue Perspektiven gefunden werden. Dabei wollen die Künstlerinnen mit der Veranstaltung helfen. Dafür fanden sich sieben kleine Maler und Malerinnen ein, die jüngste gerade einmal sechs Jahre alt. "Wir wollten den Kurs hier im VHS-Zentrum in der Kohlenstraße machen, damit die Kinder sehen, wo ihre Eltern sind, wenn sie im Sprachkurs lernen", sagte die Leiterin der St. Ingberter VHS, Marika Flierl. Und damit man sich kennenlernte, malte jedes Kind bei einer kleinen Vorstellungsrunde seine Hände auf ein am Boden liegendes, großes Stück Papier und erzählte etwas von sich. Schnell ergriffen die Kinder von Papier, Pinsel, Stiften und Farben Besitz und zeichneten drauf los. Sie waren so in ihrem Element, dass für jeden, der das "Atelier" betrat, ein Kunstwerk gefertigt wurde. Die beiden betreuenden Malerinnen freuten sich über das Interesse und die Offenheit der Kinder. "Man kann nur staunen, wie intensiv sie sich mit der Malerei beschäftigen und wie konzentriert sie sind", lobte Franke ihre Schützlinge, die einen Tag später ihre deutschen Freunde mitbrachten. "Es ist uns gelungen, aus schüchternen Kindern muntere Maler zu machen", war Monika Scholz-Bauer von den Kursteilnehmern angetan.

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