Sammelunterkünfte sind wieder leer

St Ingbert · Die zurückgegangene Zahl der zugewiesenen Flüchtlinge hat die Unterbringung dieser Gruppe in St. Ingbert in den vergangenen Monaten deutlich verändert. Der allergrößte Teil der aufgenommenen Personen lebt in Privatwohnungen. Mehrere der Gemeinschaftsunterkünfte, wie Schillerschule, Katasteramt oder ehemalige JVA, stehen schon ganz oder fast leer und können bald wieder anderweitig genutzt werden.

 Im ehemaligen Katasteramt leben derzeit nur noch wenige Flüchtlinge, in Kürze wird die Stabsstelle Integration und eine weiter städtische Abteilung dort einziehen. Foto: Yvonne Handschuher

Im ehemaligen Katasteramt leben derzeit nur noch wenige Flüchtlinge, in Kürze wird die Stabsstelle Integration und eine weiter städtische Abteilung dort einziehen. Foto: Yvonne Handschuher

Foto: Yvonne Handschuher

Bei der aktuellen Aufnahme von Flüchtlingen hat St. Ingbert in dieser Woche die 1000er-Marke überschritten. Am vergangenen Donnerstag wurde eine siebenköpfige Familie aus Syrien der Mittelstadt zugewiesen. Mit ihr ist die Gesamtzahl der Flüchtlinge , die seit 2013 durch Zuweisung oder Zuzug in St. Ingbert aufgenommen wurden, auf 1005 gestiegen. Das berichtet Mark White, der Leiter der Stabsstelle Integration. Nach seinen Angaben wohnen nunmehr - bedingt durch vorherige Wegzüge - 786 dieser Personen in der Mittelstadt. Zu weit über 90 Prozent stammten diese Menschen aus Syrien, kleine Anteile kämen aus dem Irak, Afghanistan oder Eritrea.

Laut White war der Zustrom von Flüchtlinge in den vergangenen Monaten deutlich rückläufig. So hatte sich die Zahl der Aufgenommenen, die in der Mittelstadt geblieben sind, zwischen Juli 2015 und Februar 2016 noch auf 551 summiert. Seither liege die Vergleichszahl nur noch in einem niedrigen zweistelligen Bereich. Und auch diese Zahl kam nicht mehr durch Zuweisungen aus der Landesaufnahmestelle, sondern durch sonstige Zuzüge zustande. "Hier handelt es sich meist um Familienzuführungen oder Zuweisungen von Flüchtlingen zu in St. Ingbert lebenden Familienmitgliedern", erläutert White. Die Stabsstelle kann die Zahlen weiter aufschlüsseln. Demnach erfolgte in 125 Fällen eine Familienzusammenführung und 41 Mal kamen zugewiesene Familienmitglieder nach St. Ingbert . In weiteren 23 Fällen vollzog sich eine Flüchtlingsaufnahme innerhalb Deutschlands, 18 Mal aus dem Ausland.

Alle diese Entwicklungen hatten und haben Auswirkung auf die Unterbringung der Flüchtlinge . Und das betreffe insbesondere die Einrichtungen zur Erstunterbringung, wie White schildert. So seien derzeit von den 372 Wohnplätzen, die die Stadt St. Ingbert hier maximal vorhält, noch 95 belegt. Das hat Folgen für mehrere Gebäude. In der Schillerschule etwa sei kein Flüchtling mehr untergebracht. "Voraussichtlich schon Anfang November kann auch die Turnhalle der Schillerschule wieder von Vereinen genutzt werden", so White. Ähnliche Veränderungen zeichnen sich auch beim ehemaligen Katasteramt ab, in das in Kürze die Stabsstelle Integration und die städtische Abteilung für Familien und Soziales einziehen werden. Hierdurch hat sich die Zahl der dort vorgehaltenen Wohnplätze auf maximal 60 reduziert. Von ihnen sind momentan sieben belegt. Das ehemalige Gefängnis in der Alten Bahnhofstraße steht inzwischen ebenfalls leer, in seinem Anbau sind noch neun Personen untergebracht. White: "Auch wenn der dortige Treppenturm noch einige Zeit stehen bleibt, wird der geplante Umbau der früheren JVA zur Musikschule schon bald beginnen können."

Eine nach wie vor positive Entwicklung vollziehe sich in St. Ingbert nach Einschätzung des Leiters der Stabsstelle unterdessen bei der Unterbringung von Flüchtlingen in Privatwohnungen. So lebten derzeit bereits über 500 Flüchtlinge in mehr als 180 Wohnungen , die von Privat an Privat vermittelt wurden. Es gibt in der Mittelstadt keine Leerstände angemieteter Wohnungen oder Mietausfälle, wie sie wegen der zurückgehenden Neuaufnahmen zuletzt in anderen saarländischen Kommunen festzustellen waren. Dass Wohnungen wieder leer stehen sei mittelfristig allenfalls bei jenen 26 Wohnungen denkbar, die die Stadt selbst als Flüchtlingsunterkünfte bei Privateigentümern angemietet habe. Denn hier sei die Laufzeit der Mietverträge auf ein bis drei Jahre begrenzt.

 Auch die Tage, in denen das ehemalige Gefängnis als Flüchtlingsunterkunft genutzt wurde, sind gezählt. Foto: Patricia Müller

Auch die Tage, in denen das ehemalige Gefängnis als Flüchtlingsunterkunft genutzt wurde, sind gezählt. Foto: Patricia Müller

Foto: Patricia Müller

Obwohl sich Unterbringung von Flüchtlingen in St. Ingbert positiv darstelle, wollte Mike White noch einen Wunsch loswerden. "Unsere Stabsstelle sucht noch immer kleine, brauchbare Wohnungen . Solche Einheiten werden für Alleinlebende, Zweier-WGs oder kleine Familien benötigt."

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