Die Ähn unn das Anner spalten die Fans in der Stadthalle

St Ingbert · Am Freitag traten Bettina Koch und Alice Hoffmann mit einem gemeinsamen Programm in St. Ingbert auf – Nicht jeder war begeistert.

 Die Ähn unn das Anner: Bettina Koch (links) und Alice Hoffmann (rechts) bei ihrem Auftritt in der St. Ingberter Stadthalle. Foto: Jörg Martin

Die Ähn unn das Anner: Bettina Koch (links) und Alice Hoffmann (rechts) bei ihrem Auftritt in der St. Ingberter Stadthalle. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

"Heut` Abend geht's bei uns um's Thema Nummer 1", versprach Bettina Koch am Freitagabend in der Stadthalle. Die war proppenvoll wie selten beim A la Minute Kleinkunstmenue. Der Grund: Die Künstlerin trat zusammen mit Alice Hoffmann als "Die Ähn unn das Anner" auf. "Knete, Kerle, Karma" heißt das Programm mit dem das Anner mit der Ähn (Bettina Koch) tourt. Ums Thema Nummer 1 geht es auch oft. Als die Koch das sagt, geht es zunächst um Kohle. "Ohne Kohle ist nix los", sangen die beiden dann auch zu Beginn. Und schossen Lachsalven-Raketen an Wortspielen ab.

Kostprobe: Wer früher stirbt, war länger arm. "Kommt die Milch in Würfeln raus, war im Stall die Heizung aus" etwa. Der Friedhof sei das Facebook für ältere Frauen - das sind Sprüche, die einem irgendwie von Fastnacht und aus den sozialen Netzwerken bekannt vorkommen. Für Alice Hoffmann sind die Auftritte Heimaturlaub - wohnt die 65-Jährige zwischenzeitlich in Mainz. "Im Saarland falle ich unter die Inklusion", gab sich ihr Bühnenpendant, die 57-jährige Hessin, da nachdenklich. Ein Fettfleck bleibe frisch, wenn man ihn täglich mit Butter einreibe, so die Breitseite von Hoffmann an Koch. Die beiden nehmen sich gegenseitig auf die Schippe. Die Ähn geht zum Therapeuten. Der habe zwar keine Ahnung, dafür aber für alles Verständnis. So könne sie die Leute, die keine Therapie machen, besser ertragen. Und sie gibt sich total auf jung, gebraucht deren Sprache. Aber eben falsch: Dazu gibt es ja dieses Internetz. Damit kann es Anner gar nix anfange. Es denkt, die Kollegin gehe immer unter die Gürtellinie. Nicht direkt. Denn das machen beide. Sie müsse sich anders anziehen, wenn sie erotisch was gebacken kriegen will, sagt Koch zu Hoffmann. Sie wisse, wovon sie spricht. Vom Tod zu sprechen bringe einen voran. Doch dann, als sie rappen, bis der Arzt kommt, sind die beiden urkomisch jung. Genau, als es Ex-Hilde sich daran erinnert, dass ein Brötchen in ihrer Kindheit gerade einmal fünf Pfennige gekostet habe. Da drängt sich ihr dabei die Frage auf, was es erst gekostet habe, als sie noch nicht auf der Welt war. Zum Wegschreien war auch, als die beiden sich in der Steinzeit wähnten. "Wenn ich heirade, dann wird an der Höhle angebaut. Wie im Saarland", frohlockte die Hessin Koch. Dabei heirateten über 60 Prozent wegen des Geldes des Mannes. Sagt jedenfalls das Anner und beruft sich dabei auf das "buddhistische Standesamt".

Nicht alles kam beim Publikum an. Fans schienen sich beinahe unbegrenzt zu amüsieren. Ein anderer Teil hatte mit den breit getretenen Zoten seine Probleme. Auch beim Thema Nazi-Zahngold hätte man eine Stecknadel fallen hören können. "Vanessa Backes hatte mehr Niveau. Zu Hause am Fernseher hätte ich umgeschaltet", sagte Helga Horstmann in der Pause. "Wie kann man sich nur so demontieren? Ohne Kraftausdrücke geht ja wohl nichts mehr", sagte eine Frau, die mit der gespielten Sexszene zum Programmende ihre Probleme hatte. "Ich habe mich köstlich amüsiert", freute sich Michael Meisenheimer aus Ottweiler am Ende, der wie andere stehenden Applaus gezollt hatte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort