Die Feuertaufe ist ihr geglückt

St Ingbert · Mit professioneller Souveränität hat Carina Brunk ihre Feuertaufe als Leiterin der Evangelischen Kantorei in St. Ingbert bestanden. Am Wochenende ließ sie das Publikum in der Martin-Luther-Kirche erahnen, dass sie das künstlerisch anspruchsvolle Niveau des 150 Jahre alten Chores sichern wird.

 Carina Brunk leitete das weihnachtliche Kantaten-Konzert in der St. Ingberter Martin-Luther-Kirche. Foto: Jörg Jacobi

Carina Brunk leitete das weihnachtliche Kantaten-Konzert in der St. Ingberter Martin-Luther-Kirche. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Die Evangelische Kantorei St. Ingbert lud am vergangenen Sonntag zum adventlich-weihnachtlichen Kantatenkonzert in die Martin-Luther-Kirche ein. Zugleich stellte sich Carina Brunk am Dirigierpult dem sehr zahlreich erschienen Publikum als neue Leiterin des Chores auch musikalisch vor. Um es gleich an dieser Stelle vorwegzunehmen: die chorische Arbeit der Evangelischen Kantorei wird mit Carina Brunk auch künftig auf einem künstlerisch anspruchsvollen Niveau gesichert sein. Mit ihr hat im St. Ingberter evangelischen "Kantorinnen-Amt" nach dem im Frühjahr des Jahres verabschiedeten Helmut Haag ganz fraglos eine nicht minder junge als hoffnungsvolle aufstrebende Berufsmusikerin den Dirigentenstab in der nahezu 150-jährigen Geschichte des Chores übernommen. Ihre St. Ingberter Feuertaufe nahm sie an diesem Abend mit professioneller Umsicht und Souveränität entgegen. Lob verdient vorab auch die klug überlegte Programm-Dramaturgie, die es vorab vermied, reflexhaft auf die sattsam bekannten und alljährlich im Konzertbetrieb überstrapazierten Bach'schen (oder Händel'schen) "Weihnachtsklassiker" zurückzugreifen. Gleichwohl blieb der große Thomaskantor auch diesmal gleichsam unsichtbar omnipräsent, hörte man doch Kantaten seines bedeutenden Lübecker Lehrermeisters Dieterich Buxtehude sowie Georg Philipp Telemanns. Telemann und Bach waren eng befreundet und tauschten rege gegenseitig Partituren und Notenmaterial aus.

Eine sehr geschickte Wahl für den Beginn des Konzertes bildete die Märtyrer-Kantate "Verfolge mich, o Welt" auf den 26. Dezember (Gedenktag des Hl. Stephanus) aus der Feder des fast vergessenen Bachzeitgenossen Georg Gebel (1709-1753). Diese typische Choralkantate in vertrauter Bach'scher Manier stimmte in ihrer theologischen Aussage wie auch atmosphärisch gut zum besinnlich-ernsten Geist der adventlichen Bußzeit und verweißt prospektiv auf das die Krippe des Erlösers überschattende Kreuz und die Christus bevorstehende Verfolgung durch die Welt. Ein gewisser kompositorischer Qualitätssprung im direkten Vergleich zur eher kleinteiligen Satzfaktur Gebels machte sich mit der Psalmkantate "Machet die Tore weit" Telemanns bemerkbar.

Mit barocker Frische

Dieser erstreckte sich gleichfalls auf die phantasievolle Behandlung des Instrumentalsatzes, der von den Musikern der Deutschen Radiophilharmonie unter der zuverlässig-gemessenen Stabführung Brunks klang-rein-agil und mit barocker Frische professionell gestaltet wurde. Auch die Sängerinnen und Sänger der Kantorei fanden hier zu einem vorzüglich ausbalancierten, prachtvoll-strahlenden Barock-Chorklang, der auch die viersätzige, rein chorisch besetzte Weihnachtskantate "Das neugeborene Kindelein" aus der Feder des hochbarocken Großmeisters Dieterich Buxtehude auszeichnete. Weniger Glück bewies man indes mit der für das "dramatische" Kantengeschehen (insbesondere bei Gebel) essenziellen Wahl der Vokalsolisten. Die gesanglichen Leistungen der Viererriege der - teils recht jugendlichen - Solistinnen (Sopran, Alt) und Solisten (Tenor, Bass) blieben durchweg uncharakteristisch bis enttäuschend schwach, weshalb sie hier auch keine weitere Erwähnung finden. Der Gedanke, nach der abschließend musizierten Telemann'schen Adventskantate "Nun komm, der Heiden Heiland" gemeinsam noch zwei hochweihnachtliche Cantica ("In dulci jubilo" und "Vom Himmel hoch") zu singen, mag am 2. Adventssonntag - zumal im Kontext des Kirchenraums - indes als problematisch und liturgisch wenig sensibel erscheinen.

Man hätte es getrost bei der inhaltlich starken Aussage der von Telemann vertonten Schlussworte belassen dürfen und können: "Amen! Komm du schöne Freundenkron, bleib nicht lang! Deiner wart ich mit Verlangen!" - Und es wäre damit alles gesagt gewesen.

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