Warten auf die Turmfalken

St Ingbert · St. Ingbert scheint ein beliebter Lebensraum für Turmfalken zu sein. Jedenfalls lebten 2016 von 15 bekannten saarländische Brutpaaren des kleinen Jägers vier in der Mittelstadt. Naturschutzbund und Pfalzwerke montierten vor einigen Tagen eine Nisthilfe auf dem Mast einer 20 000 Volt-Leitung in der Nähe des Kleberweihers.

 An einem Strommast nahe dem Kleberweiher in St. Ingbert wurde in der vergangenen Woche durch den Nabu und die Pfalzwerke Netz AG eine Nisthilfe für Turmfalken angebracht. Fotos: Cornelia Jung

An einem Strommast nahe dem Kleberweiher in St. Ingbert wurde in der vergangenen Woche durch den Nabu und die Pfalzwerke Netz AG eine Nisthilfe für Turmfalken angebracht. Fotos: Cornelia Jung

Der Turmfalke hat es schwer, denn der streng geschützte Vogel findet immer schlechter eine angemessene Behausung. Unser kleinster heimischer Greifvogel ist nämlich ein Gebäude- und Nischenbrüter, der selbst keine Nester baut. Er nutzt die räumlichen Gegebenheiten in Felsen, Mauern oder Kirchen. Hinzu kommt, dass 2016 wegen des nassen und kalten Frühjahrs ein schlechtes Brutjahr war. Von 15 bekannten saarländischen Brutpaaren, davon vier in St. Ingbert , haben laut Naturschutzbund Deutschland (Nabu) lediglich acht die Brut erfolgreich abgeschlossen.

Der Nabu St. Ingbert möchte den flinken Jägern der Lüfte unter die Flügel greifen und bringt Nisthilfen an. Doch der Turmfalke ist wählerisch. Ein Großteil der eingerichteten Nistplätze bleibt unbesiedelt. Zumindest von den gewünschten Zielarten wie Schleiereule oder Turmfalken. Dafür setzen sich Krähe, Taube, Dohle & Co. gern ins gemachte Nest. Dohlen werden toleriert, da sie geschützt sind. Da sie früh im Jahr mit der Brut beginnen, zieht der später auf "Haussuche" gehende Greifvogel oft den Kürzeren und muss auf andere Nistgelegenheiten ausweichen, wenn er sie denn findet.

Im Oktober 2016 wurde in St. Ingbert in der Kirche St. Konrad ein neuer Brutplatz geschaffen, da auf Grund des Totfundes eines Jungvogels unter einem dort stehenden Baum angenommen wurde, dass er aus einem Baumnest gefallen ist. Auch in einem Wohngebiet in der Nähe des Kleberweihers hatte es sich ein Turmfalkenpärchen in einem verlassenen Krähennest auf einem Stromast gemütlich gemacht und brütete seinen Nachwuchs in luftiger Höhe aus. Zwei noch nicht flügge Jungvögel fielen aus dem Nest und wurden von ihren menschlichen Nachbarn in die Wildvogelstation in Püttlingen gebracht.

Für sie gab es ein Happy End, sie wurden in einem Turmfalkenkasten in Fechingen von einem Nabu-Mitarbeiter und Adoptiv-Vogeleltern versorgt. An ihrem Geburtsort in St. Ingbert wurde nun auf dem Mast einer 20 000 Volt-Leitung vom St. Ingberter Nabu ein Nistkasten angebracht. Der Verein stiftete in der Hoffnung auf einen Besiedlungserfolg eine rund 150 Euro teure "Luxusbehausung" für künftige gefiederte Bewohner.

 Barbara Böhme, Gabi Stein (beide Nabu, von links) und Dieter Gros von der Pfalzwerke AG vor der Nisthilfe am Strommast (im Hintergrund).

Barbara Böhme, Gabi Stein (beide Nabu, von links) und Dieter Gros von der Pfalzwerke AG vor der Nisthilfe am Strommast (im Hintergrund).

Normalerweise bauen die Vereinsmitglieder die Nistkästen selbst. Doch es musste etwas Solides sein, denn schließlich müssten bei jeder Reparatur der Strom abgeschaltet und Mitarbeiter des Energieversorgers tätig werden. Diese waren es auch, die am vergangenen Freitag nicht nur die Nisthilfe anbrachten, sondern sie auch mit Einstreu versahen, damit die Eier auf der glatten Unterlage nicht wegrollen können. Am Fuß des Strommastes verfolgten Barbara Böhme und Gabi Stein vom örtlichen Nabu die Arbeiten. Auch Dieter Gros von der Pfalzwerke Netz AG schaute interessiert zu und schoss Fotos. "Wir sind für Vogelschutzmaßnahmen immer offen", sagte er, der nun mindestens genauso gespannt wie die Vogelfreunde ist, ob der Turmfalke kommt. Zumindest liegt das Einflugloch Richtung Osten, was diese Tiere mögen. Obwohl sie ein freies Flugfeld bevorzugen, hat der gegenüber liegende Nadelbaum Vorteile. Von dort aus hätte das Turmfalkenmännchen einen idealen Beobachtungsplatz mit Blick auf seine Familie. Auch die Anwohner begrüßten die "Hilfsaktion" von Nabu und den Pfalzwerken und warten nun auf den Tag, an dem sich der erste Falke zeigt.

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