So feiert nur die „bayerischste aller saarländischen Städte“

St Ingbert · Das Saarländische Oktoberfest hat sich längst seinen ganz festen Platz im St. Ingberter Veranstaltungskalender gesichert. Am Wochenende ließen es Tausende im weiß-blau dekorierten Festzelt wieder krachen.

 Ausgelassene Stimmung herrschte im Festzelt beim Oktoberfest in St. Ingbert. Foto: Cornelia Jung

Ausgelassene Stimmung herrschte im Festzelt beim Oktoberfest in St. Ingbert. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

. Es ist Herbst und in den Weinbauregionen werden die traditionellen Weinfeste gefeiert. In St. Ingbert gibt es zwar einen kleinen Weinberg, aber dort feiert man kein Fest, wo dem Wein gehuldigt wird, sondern eins, was eher im Zeichen von Brezen, Haxn und Bier steht - das Oktoberfest . Seit neun Jahren wird auf einem riesigen Zelt auf dem Marktplatz das "saarländische Original" dieser Veranstaltung gefeiert, auf der die Getränkebestellung nicht in Schoppen, sondern in Maß aufgegeben wird.

Schon längst wundert sich in der Mittelstadt keiner mehr, wenn sich am frühen Freitagnachmittag Männer in Lederhosen und die weibliche Begleitung an ihrer Seite in einem feschen Dirndl auf den Weg in der Stadt machen. Als das Fest vor fast einem Jahrzehnt aus der Taufe gehoben wurde, wirkten die zünftig bayrisch angezogenen Männer und Frauen, Mädels und Jungs noch wie ein Fremdkörper im Straßenbild. Mittlerweile wird die Zeit, in der man als Mann gerne Wade und als Frau Dekolleté zeigt, regelrecht herbeigesehnt.

Wohl kaum ein Herbstereignis bringt die Generationen so einträchtig zusammen wie dieses Oktoberfest . Wer am ersten Tag des Festes am Freitag kurz nach der After-Work-Party aber noch vor dem Fassanstich ins Zelt kam, sah alle Gäste brav an ihren Tischen sitzen. Man war ins Essen vertieft und hatte das erste Bier vor sich stehen. Die Stimmung? Noch verhalten. Das änderte sich schlagartig, als die Band "Frontal Party Pur" die Bühne einnahm.

"Hast du mitgekriegt, wann die alle auf die Bänke gestiegen sind?", fragte eine Besucherin. Klar, dass die mitreißende Musik wohl der Auslöser war, aber an einem bestimmten Titel konnte man es nicht festmachen. Mit "Die Hände zum Himmel, komm lasst uns fröhlich sein" fing es vielleicht an, nachdem schon ein "Prosit der Gemütlichkeit" Arme und Gläser nach oben schnellen ließ. Standen erst einige auf den Möbeln, zogen andere schnell nach. Schließlich wollte man als letzter Sitzengebliebener beim Blick Richtung Bühne keine Beine vor Augen haben. Dort hatte Finanzminister Stephan Toscani zu Beginn mit drei Schlägen das Fass angestochen. "Ordentlich", bescheinigte ihm ein Gast.

Die Festwirte Moni und Roman Hoffmann wurden von Moderator Thomas Rosch auf das Jubiläum im kommenden Jahr angesprochen und gefragt, ob sie vor neun Jahren an die Erfolgsgeschichte des Oktoberfestes geglaubt hätten. Müssen sie wohl, sonst hätten sie das bayrischste aller Feste nicht nach St. Ingbert geholt. Aber dass es über die Jahre so ein Erfolg wird, hat auch die Organisatoren überrascht. Aber vor allem gefreut. Für das Jubiläum wolle man sich etwas Besonderes einfallen lassen, so Roman Hoffmann. Vielleicht fühlen die Saarländer ja auch, dass sie in der "bayrischsten aller saarländischen Städte " genau richtig sind. Schließlich wurde St. Ingbert vor 200 Jahren Bayern zugeschlagen, wie Bürgermeister Pascal Rambaud bei einem kurzen Geschichtsexkurs sagte. Ein Grund mehr zum Feiern. Vielleicht kamen deshalb besonders viele Herren in weiß-blau karierten Hemden. Und während die Wiesn in München in den ersten Tagen unter Besuchermangel litt, feierten die Saarländer drei Tage lang in einem vollen Zelt.

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