Keine leichte Kost aus dem Werk Ovids

St Ingbert · Ursula Ochs-Steinfeld und Albrecht Ochs boten ihrem Publikum mit den „Verwandlungen“ des römischen Dichters keinen Vortrag im klassischen Sinne. Sie ließen vielmehr das Werk sprechen.

 Ursula Ochs-Steinfeld und Albrecht Ochs bei der Ovid-Lesung im St. Ingberter Kulturhaus. Foto: Jörg Martin

Ursula Ochs-Steinfeld und Albrecht Ochs bei der Ovid-Lesung im St. Ingberter Kulturhaus. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

Die "Verwandlungen" (Metamorphosen) des römischen Dichters Ovid sind nicht gerade das, was man hinsichtlich des Interesses landläufig als massenkompatibel bezeichnet. Insofern war die erste von drei Soireen der Volkshochschule (VHS) St. Ingbert am Sonntagabend recht gut besucht. Zahlreiche Literatur-Liebhaber hatten den Weg ins Kulturhaus in der Annastraße gefunden, um Ursula Ochs-Steinfeld und Albrecht Ochs zu hören.

"Wir halten keinen Vortrag. Das Werk soll selbst zu Wort kommen", hatte Ochs eingangs ausdrücklich dem vorwiegend reiferen Publikum gesagt und somit einiges an Spannung angedeutet. Doch wer war dieser Publius Ovidius Naso (Ovid), der am 20. März 43 vor Christus in Sulmo in den Abruzzen auf die Welt kam? Versetzen wir uns in die Zeit des Kaisers Augustus. Fühlen wir uns ein in ein Land, in dem das gesprochene Wort noch heute von Freude und Stil kündet und seit Jahrtausenden die Kultur ausmacht, kurz: in die Öffentlichkeit und die literarischen Salons Roms. Ovid wächst in einer Familie auf, die zum Ritterstand gehört. Er durchläuft eine traditionelle Ausbildung, die sich an Politik, Jura und Rhetorik orientiert. Ovid studiert auch in Athen, verzichtet dann aber auf eine entsprechende Laufbahn. Zum einen aus gesundheitlichen Gründen und zum andern wegen der "Unfähigkeit zu anstrengender Arbeit".

Der Dichter war drei Mal verheiratet, zwei Mal geschieden und hatte aus zweiter Ehe eine Tochter. "Das hätte gut in unsere Zeit gepasst", kommentierte Albrecht Ochs und erntete dafür lachend Zustimmung. Unklar war jedoch, wieso der Kaiser Ovid 8 nach Christus verbannte. Man vermutete, dass Augustus bei einem Werk Ovids die Freizügigkeit in Sachen Liebeskunst nicht gefiel. Der Herrscher wollte mit einem strengen Ehegesetz für Ordnung sorgen. Dabei erschien das Ovid'sche Werk bereits acht Jahre zuvor. Es hätte heutzutage für keinerlei Anstößigkeiten gesorgt, meinte Ochs. Es gab Vermutungen, dass Ovid dem Kaiser gefährlich sein konnte, da er zu sehr Einblick in seine Machenschaften gehabt hatte. Die Metamorphosen entstanden bis 8 nach Christus. 12 000 Verse und rund 250 Verwandlungsgeschichten der griechischen Mythologie entstammen der Feder des Dichters. Sein Vorbild: die Griechen. Erotik, Psychologie und Rhetorik spielen eine nicht unbedeutende Rolle in seinen Werken. "Ovid ist ein Meister der Sprache", betonte Albrecht Ochs. Einen breiten Rahmen nahm die Geschichte von Phaeton ein. Dabei handelt es sich um den Sohn des Kephalos und der Göttin Eos. Seit Euripides ist Phaeton der Sohn des Helios und der Klymene; somit ein Neffe der Eos. Ovid hat in seinen Metamorphosen (1,747 bis 2,400) die ausführlichste Erzählung geprägt. Epaphos zweifelt an Phaetons Abstammung. Das verunsichert Phaeton. "Bin ich wirklich vom himmlischen Stamme?", fragt er.

Weitere Termine: Sonntag, 12. und Sonntag, 19. Februar, jeweils um 17 Uhr, im Kulturhaus, Annastraße 30.

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