Es muss nicht immer Bach sein

St Ingbert · 1894 in Straßburg uraufgeführt, gelang dem Komponisten Heinrich von Herzogenberg mit der „Geburt Christi“ die Schaffung eines neuen Oratorium-Typs. Die Evangelische Kantorei führte sein Werk jetzt in der Martin-Luther-Kirche auf. Seit den Sommerferien probte der Chor für diesen Auftritt.

 Mit dem Kirchenoratorium „Die Geburt Christi“ des Österreichers Heinrich von Herzogenberg stimmten die Evangelische Kantorei und andere Mitwirkende in der Martin-Luther-Kirche auf Weihnachten ein. Foto: Cornelia Jung

Mit dem Kirchenoratorium „Die Geburt Christi“ des Österreichers Heinrich von Herzogenberg stimmten die Evangelische Kantorei und andere Mitwirkende in der Martin-Luther-Kirche auf Weihnachten ein. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Wenn vom "Weihnachtsoratorium"die Rede ist, denkt man automatisch an das Werk von Johann Sebastian Bach . Doch auch der österreichische Komponist Heinrich von Herzogenberg hat die Weihnachtsgeschichte unter dem Namen "Die Geburt Christi, Kirchenoratorium op. 90" vertont und 1894 uraufgeführt. Ihm gelang zur damaligen Zeit die Schaffung eines neuen Oratorium-Typs, der Gottesdienst und Musik als gleichwertig in sich vereinte. Instrumentalisten und Chor stellen in diesem Stück die Verbindung zu den Zuhörern her, die bei vier Chorälen zum Mitsingen aufgefordert werden.

Auch bei der Aufführung der Evangelischen Kantorei in der Martin-Luther-Kirche am vergangenen Sonntag war das nicht anders. Ursprünglich war es die Idee des Herzogenberg-Freundes und Theologen Friedrich Spitta, von dem der Text für das Kirchenoratorium zusammengestellt wurde, nur Harmonium (Christian von Blohn) und Orgel (Markus Schaubel) einzusetzen, um Chor und Solisten zu begleiten.

Er wollte kein "aufgeblasenes" Musikkonstrukt, das sich nur mit großem Aufwand aufführen ließ und demnach nicht für kleinere Gemeinden geeignet gewesen wäre. Herzogenberg setzte aber dennoch ein Streicherensemble (Musiker der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern) und von einer Oboe (Veit Stolzenberger) intonierte Hirtenmusik durch. Mit Solisten (Anne Kathrin Fetik, Judith Braun, Michael Hasselberg, Vinzenz Haab) und einem Kinderchor (Daarler Kurrende, St. Arnual) bereichert, ist es eine Komposition, von der man mit Fug und Recht behaupten kann, dass mit ihr die Weihnachtsfreude geweckt wird. Es ist eines der bekanntesten Werke Herzogenbergs, das bei der Premiere in Straßburg den Komponisten selbst nachhaltig beeindruckte.

Die Musik sei durch die Kirche vom Altar zur Orgel und zurück geflutet und das "unvergessliche Unisono der Gemeinde" sei einzigartig gewesen, sagte er damals. "Dass das Publikum in diesem Oratorium quasi zum Werk dazu gehört und am Ende die ganze Kirche singt und musiziert, war das i-Tüpfelchen", so Carina Brunk, die die Gesamtleitung hatte.

Die ganze Kirche singt

Für den Chor, der seit den Sommerferien für diesen Auftritt probte, war das Werk wegen der vielen Choreinsätze und dem damit verbundenen Mehr an Probenarbeit sehr anspruchsvoll, wie Brunk sagte. Die andere Schwierigkeit sei die Anzahl an verschiedenen Chören gewesen, die aus dem Ensemble heraus gestemmt werden mussten, so der Engel-, der Männer- und der Doppelchor zum Finale.

Carina Brunk war mehr als zufrieden mit der Aufführung und bescheinigte "ihren" Sängern und Sängerinnen, ihr Bestes gegeben zu haben, immer präsent und niemals müde gewesen zu sein. Und man hätte die Leidenschaft gespürt. Das kam auch bei den Zuhören an, die nicht nur dem Gesang hingebungsvoll folgten, sondern auch die abwechslungsreiche Präsentation lobten. Der Chor der Engel ließ seine Stimmen von der Empore erklingen, die Kinder sangen auf den Stufen zur Kanzel, von wo das Spiel der Oboe erscholl und mittendrin saß die singende Gemeinde. Dieses gemeinschaftliche Singen habe das Gefühl der freudig beschwingten Stimmung noch verstärkt, wie eine Besucherin hinterher erzählte. Für sie sei das Konzert nicht nur musikalisch ein Genuss gewesen, sondern vor allem ein "erlebnisreicher, gefühlvoller Einstieg in die Adventszeit". So dargeboten hätte sicherlich auch Herzogenberg Freude an seinem Werk gehabt.

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