Erlesene Filme in der Kinowerkstatt

St Ingbert · „Die Blumen von gestern“ läuft als mehrfach für den Deutschen Filmpreis nominierter Streifen mit einem weiteren Film zum Thema Flucht.

 Eine nicht ganz einfache Romanze unter Holocaust-Forschern: Lars Eidinger als Tito, Adèle Haenel als Zazie. Foto: Piffl Medien

Eine nicht ganz einfache Romanze unter Holocaust-Forschern: Lars Eidinger als Tito, Adèle Haenel als Zazie. Foto: Piffl Medien

Foto: Piffl Medien

In der Kinowerkstatt St. Ingbert (Pfarrgasse) läuft an diesem Wochenende, Freitag, 28. April, am Sonntag, 30. April, sowie am Montag, 1. Mai, jeweils um 20 Uhr "Die Blumen von gestern" (Deutschland, Österreich, Frankreich 2016), Regie: Chris Kraus, mit Lars Eidinger, Adèle Haenel, Hannah Herzsprung, Jan Josef Liefers (126 min., FSK ab 12 Jahre). "Die Blumen von gestern" ist mehrfach für den Deutschen Filmpreis nominiert, der an diesem Wochenende vergeben wird. Holocaust-Forscher Totila Blumen (gespielt von Lars Eidinger) steckt in einer Lebenskrise. Mit seiner ständig schlechten Laune geht er seiner Frau (Hannah Herzsprung) auf die Nerven. Jetzt soll er sich mitten in den Vorbereitungen für den großen Auschwitz-Kongress auch noch um eine französische Praktikantin kümmern. Die überdrehte Studentin Zazie entpuppt sich als echte Nervensäge. Sie sitzt dem muffigen Historiker ständig im Nacken. Dabei ist sie die Geliebte seines verhassten Konkurrenten Balthasar (Jan Josef Liefers), der ihm als Chef vor die Nase gesetzt wurde. Die Dialoge sprühen Gift, die Situationskomik ist herrlich grotesk und die Charaktere sind höchst originell. Der französische Shootingstar Adèle Haenel spielt mitreißend flippig und Lars Eidinger herrlich mies gelaunt. Chris Kraus gelingt die Balance zwischen Slapstick und Ernst, zwischen Romantik und böser Satire über unseren Umgang mit dem Holocaust. Das ist von erstaunlicher Leichtigkeit und höchst unterhaltsam. Eine bissige und gleichzeitig warmherzige Komödie aus Deutschland.

Mit dem Silbernen Bären 2017 ausgezeichnet wurde Aki Kaurismäkis Film "Die andere Seite der Hoffnung" (Finnland, Deutschland 2017) mit Sherwan Haji (Khaled), Sakari Kuosmanen (Wikström), Ilkka Koivula, Janne Hyytiäinen über die Abenteuer eines Syrers in Finnland, entschlossen, sich von keiner Gemeinheit des Lebens überraschen zu lassen. Er läuft in der Kinowerkstatt St. Ingbert weiter am Samstag, den 29. April, um 20 Uhr, sowie am Montag, den 1. Mai, um 18 Uhr. "Die andere Seite der Hoffnung" ist eine staubtrockene und höchst unterhaltsame Komödie, ein von Kaurismäki gewohnt wortkarges, aber umso nachhaltigeres Plädoyer für die Menschlichkeit. Khaled (Sherwan Haji), ein junger Syrer, gelangt als blinder Passagier nach Helsinki. Dort will er Asyl beantragen, ohne große Erwartungen an seine Zukunft. Wikström (Sakari Kuosmanen) ist ein fliegender Händler für Männerhemden und Krawatten. In der Mitte des Lebens angekommen, verlässt er seine Frau, gibt seinen Job auf und profiliert sich kurzfristig als Poker-Spieler. Von dem wenigen Geld, das er dabei gewinnt, kauft er ein herunter-gewirtschaftetes Restaurant in einer abgelegenen Gasse von Helsinki. Als die finnischen Behörden entscheiden, Khaled in die Ruinen von Aleppo zurückzuschicken, beschließt er, illegal im Land zu bleiben. Wikström findet ihn schlafend im Innenhof vor seinem Restaurant. Vielleicht sieht er etwas von sich selbst in diesem ramponierten, angeschlagenen Mann. Jedenfalls stellt er Khaled als Putzkraft und Tellerwäscher an. Für einen Moment zeigt uns das Leben seine sonnigere Seite.

 Sherwan Haji spielt den Flüchtling Khaled. Foto: Hukkanen/Sputnik Oy

Sherwan Haji spielt den Flüchtling Khaled. Foto: Hukkanen/Sputnik Oy

Foto: Hukkanen/Sputnik Oy
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort