Neues Pflegewohnstift in St. Ingbert Droht in der Neugasse ein Verkehrschaos?

St Ingbert · Der geplante Bau eines Pflegewohnstiftes am Innovationspark beunruhigt Anwohner. Sie fürchten Belastungen durch viele Autos.

 Stefan Braun (rechts) und Rainer Hiemisch erläuterten die Pläne für das Pflegewohnstift. Foto: Cornelia Jung

Stefan Braun (rechts) und Rainer Hiemisch erläuterten die Pläne für das Pflegewohnstift. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Bereits vor einem Jahr hatte der St. Ingberter Stadtrat den Grundsatzbeschluss zur Errichtung eines Pflegewohnstifts im Bereich des Innovationsparkes getroffen. Die vorbereitenden Untersuchungen sind abgeschlossen, der Planungskosten-Übernahmevertrag wurde unterzeichnet, sodass das Bauleitverfahren eingeleitet werden kann.

Als die Pläne vor einiger Zeit im Ortsrat vorgestellt wurden, stieß das Vorhaben bei den meisten Fraktionen auf Zustimmung. Doch eine Erschließung des Geländes über die Neugasse befürwortete er nicht, was er dem Stadtrat mitteilte. Dieser spielte den Ball an den Ortsrat zurück, der sich zu einem Gespräch mit Gutachter, Architekt und Investor traf. Beim Außentermin dieser Runde wurde das Ergebnis den Anwohnern der Neugasse vorgestellt. Das Thema brennt ihnen unter den Nägeln und sie begannen die Diskussion, noch bevor der Ortsvorsteher anwesend war. Die "Neugässler" wollten ihre Fragen loswerden, sodass Verkehrsgutachter Ulrich Gänssle, Architekt Rainer Hiemisch und Investor Daniel Dilger keine Zeit blieb, sich offiziell vorzustellen. Die Anwohner teilten ihre Bedenken mit, die Erschließung über ihre Sackgasse vorzunehmen, da sie selbst kaum Parkmöglichkeit hätten und sich einen zusätzlichen Verkehr trotz positiven Gutachtens nicht vorstellen können. Vor allem erschienen die zehn zusätzlichen Fahrzeuge täglich, mit denen der Gutachter rechnete, bei über 100 Bewohnern plus Personal und Zulieferer als zu gering angesetzt. Dass die Erschließung über die Neugasse erfolgen müsse, erklärte der Geschäftsführer des Innovationsparks Stefan Braun mit der inneren Funktionsweise des Altenwohnheims, die den Haupteingang - unter anderem wegen des Höhenunterschieds - nur auf der Nordseite erlaube und damit, dass er den Verkehr über sein Grundstück nicht zulasse. "Die Erschließung über das Brauereigelände ist nicht möglich, weil ein Hinterliegergrundstück über ein privates erschlossen würde und das geht nur in Sonderfällen", so Elisabeth Geib von der Abteilung Stadtentwicklung. Verkehrsgutachter Gänssle rechnet zukünftig täglich mit bis zu 40 Fahrten für die Angestellten, zehn für Besucher und zwei für den Lieferverkehr. Unmut erregte er bei den Anwesenden mit der Aussage, dass die Straße laut Regelwerk 400 Fahrten stündlich vertrage.

Die Anwohner wiesen auf den besonderen Charakter der engen Gasse mit Wendehammer hin. Man habe ja schon ein Einsehen gehabt, versuche, auf dem Gelände der Brauerei Parkflächen anzumieten und wolle die Anfahrt des Pflegepersonals über die Reinhold-Becker-Straße führen, wie der Architekt sagte. Außerdem habe man nach dem Gespräch mit dem Ortsrat entschieden, das Gebäude weiter Richtung Steinbruch zu verschieben und im Bereich des heutigen Wendehammers, der zum Innovationspark gehört, zusätzliche Parkfläche anzumieten. Aber auch der überarbeitete Plan mit 30 Stellplätzen, dem 2,5-Fachen dessen, was laut Gesetzgeber vorgesehen sei, überzeugte die Anwohner nicht. "Sie verkaufen ihr Grundstück teuer und unseres verliert an Wert", war nur eine der Anschuldigungen, die sich auch Stefan Braun anhören musste. "Sie haben doch an Wert gewonnen, wohnen nicht mehr neben einer Bruchbude", entgegnete er. Die Anlieger wollen ihre Ruhe haben und würden jede Art von Autoverkehr, auch den jetzigen, ablehnen, wie der Verkehrsgutachter bemerkte. "Ich glaube, hier gibt es ein Informationsdefizit", sagte er, "wir planen keine Imbissbude, sondern einen repräsentativen Bau." Auch der Vorschlag des Architekten, den hinteren Bereich der Neugasse zur Einbahnstraße umzuwidmen und den Verkehr über die Reinhold-Becker-Straße abfließen zu lassen, stieß nicht auf Gegenliebe bei den Anwohnern. "Die Erschließung über die Neugasse ist nicht optimal und hat mich nicht überzeugt. Da blieben Fragen offen", sagte Ulli Meyer auch noch nach der später im Lehrsaal der Feuerwehr fortgeführten Diskussion. Deshalb wolle man den Stadtrat bitten, diese ebenfalls abzulehnen. Einen Lichtblick gab es für die Bewohner der Neugasse, denn zumindest die Baufahrzeuge werden über die Reinhold-Becker-Straße rollen.

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