Kinder aus Suchtfamilien haben es schwer

Saarpfalz-Kreis · Wie kann man die Probleme erkennen, den Kindern helfen und ihnen eine neue Perspektive geben? Dazu gab es eine Fachtagung.

 Landrat Theophil Gallo bei der Begrüßung der 170 Tagungsteilnehmer im Forum des Homburger Landratsamtes. Foto: Anika Bäcker

Landrat Theophil Gallo bei der Begrüßung der 170 Tagungsteilnehmer im Forum des Homburger Landratsamtes. Foto: Anika Bäcker

Foto: Anika Bäcker

"Wenn Kinder zu mir nach Hause kommen wollten, habe ich denen gesagt, die Mama ist krank oder der Oma geht es nicht gut. Die Wahrheit hätte ich nie gesagt, da hätte ich mich geschämt. Ich habe mich viel geschämt." Dies ist eine der unter die Haut gehenden Aussagen von mittlerweile erwachsenen Kindern suchtkranker Eltern.

Sie sollten auch dabei helfen, die Teilnehmer des Fachtages "Was brauchen Kinder aus suchtbelasteten Familien?" auf die Thematik einzustimmen.170 Fachkräfte aus dem pädagogischen Bereich, der Jugend- und Suchthilfe sowie dem Gesundheitswesen zählte der Arbeitskreis "Gemeindenahe Suchtprävention im Saarpfalz-Kreis", der die Veranstaltung mit Unterstützung des Landesinstituts für Präventives Handeln und des Sozialministeriums angestoßen hatte, teilte die Kreisverwaltung mit. Elke Nicolay, die Vorsitzende der saarländischen Landesstelle für Suchtfragen, moderierte den Fachtag. Sie wies darauf hin, dass Kinder als mittelbar von der Suchterkrankung ihrer Eltern Betroffene oft vergessen würden. Professor Michael Klein von der katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen stellte heraus, dass die Sucht der Eltern für die betroffenen Kinder einen enormen Stress bedeute. Eine Schädigung entstehe hauptsächlich dadurch, dass die Kinder durch das veränderte Verhalten der Eltern verunsichert würden, Ängste und Depressionen entwickelten.

Die Suchterkrankung von Eltern sei eines der gravierendsten Entwicklungs- und Gesundheitsrisiken für Kinder. Nicht zuletzt würden die betroffenen Kinder als Erwachsene häufig selbst eine Suchterkrankung entwickeln. Trotz dieser Fakten gebe es deutschlandweit nur etwa 100 Angebote, meist sozialpädagogische Gruppen für Kinder aus suchtbelasteten Familien.

Dass Hilfe für die betroffenen Kinder auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen kann, verdeutlichten Workshops mit drei Beispielen aus der Praxis. Eines der wenigen Unterstützungsangebote, das sich direkt an betroffene Kinder richtet, ist das Projekt "Wiesel" des Beratungs- und Behandlungszentrums des Caritasverbandes Schaumberg-Blies.

Die Leiterin des Workshops, Diplom-Psychologin Corinna Oswald, schilderte ihre Erfahrungen mit den Kindern aus suchtbelasteten Familien, die sie im Rahmen von regelmäßigen Gruppentreffen betreut. "In der Gruppe sollen die Kinder", so Corinna Oswald, "den Raum finden, ihre spezifischen Erlebnisse auszudrücken und aufarbeiten zu können. Durch Vermittlung von Wissen über die elterliche Suchterkrankung werden sie von Scham- und Schuldgefühlen entlastet".

Über ein Projekt, das auf eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Jugend- und Suchthilfe abzielt, berichtete Christa Niemeier von der Landesstelle für Suchtfragen Baden-Württemberg in ihrem Workshop. Kinder suchtkranker Eltern sollen möglichst frühzeitig Unterstützung bekommen und Kindeswohlgefährdungen verhindert werden. Eltern sollen in ihrer Verantwortung gestärkt werden. Sie unterstreicht: "Für die Kooperation braucht es im Feld der Jugendhilfe und der Suchthilfe und auch in angrenzenden Bereichen wie der Medizin und Psychiatrie Türöffner!" www.coa-aktionswoche.de

Zum Thema:

Kontakt Caritas-Zentrum in Homburg, Schanzstraße 4, Tel. (0 68 41) 93 46 50, www.caritas-zentrum-saarpfalz; Praesent, Fachstelle für Suchtvorbeugung und -beratung, Karlsbergstraße 6, Homburg, Tel. (0 68 41) 9 93 63 22, E-Mail praesent-beratung@web.de; Psychologische Beratungsstelle des Saarpfalz-Kreises, Am Forum 3, Homburg, Tel. (0 68 41) 104 80 85, E-Mail psych-beratungsstelle@saarpfalz-kreis.de; Allgemeiner Sozialer Dienst des Jugendamtes des Saarpfalz-Kreises, Am Forum 1, Homburg, Tel. (0 68 41) 104 80 88, www.saarpfalz-kreis.de; Sozialer Dienst des Kreis-Gesundheitsamtes, Am Forum 1, Homburg, Tel. (0 68 41) 104 72 42, E-Mail sozialer-dienst@saarpfalz-kreis.de.

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