Rathausstürme: Hans Bau und Zauberin Lydia ohne Chance

Oberwürzbach/ St Ingbert · Es waren in Oberwürzbach viele, die am vergangenen Samstag Ortsvorsteherin Lydia Schaar im Zauberinnenkostüm und ihr Gefolge entmachten wollten. Sie machten mit "Straßenmusik" auf sich aufmerksam und auch die roten Jackets des Elferrats des Karnevalvereins waren nicht zu übersehen. Unten die "Cremeschnittchen" und oben am Fenster der Ortsverwaltungsstelle die "bemoosten Häupter", die keine Billig-Lösung für den Grünschnitt gehabt hätten, die Unterkirche nicht zum Feiern organisierten und überhaupt jede Menge Sünden auf sich geladen hätten. Das wollten Annette Mattheis und die Maulesel so nicht akzeptieren. Sie stürmten das Rathaus und statt langer Gesichter bei den Kapitulierenden gab es für jedes Ortsratsmitglied einen Satz lange Eselsohren, bevor Lydia Schaar "überwältigt" in Richtung Oberwürzbachhalle entführt wurde.

 Oberbürgermeister Hans Wagner versuchte am Samstagnachmittag als Bauarbeiter, verbal sein Rathaus gegen den Narrenansturm vor seinem Fenster zu verteidigen. Doch es gelang ihm, wie jedes Jahr, nicht. Fotos: Cornelia Jung

Oberbürgermeister Hans Wagner versuchte am Samstagnachmittag als Bauarbeiter, verbal sein Rathaus gegen den Narrenansturm vor seinem Fenster zu verteidigen. Doch es gelang ihm, wie jedes Jahr, nicht. Fotos: Cornelia Jung

Erst fünf Stunden später, als die Kunde vom entmachteten Oberwürzbacher Verwaltungssitz bereits die Stadt erreicht hatte, versuchte Oberbürgermeister Hans Wagner bei der Verteidigung des St. Ingberter Rathauses sein Glück. Getarnt hinter einer Sonnenbrille und mit Helm auf dem Kopf wollte er als Mitarbeiter von "Hans Bau" wohl das närrische Volk verwirren. Doch die Sprüche auf seiner Warnweste entlarvten ihn als Stadtoberhaupt. Er sei der "Baustellen-Schlupfloch-Finder", der alles "reechelt, nicht nur den Verkehr".

Markus Seel von der Dengmerter Narrezunft, Heike Kretschmer von den Rentrischer Holzhauern und der Rohrbacher Peter Cujé von der KG "dann wolle ma emol" schleuderten dem OB in den ersten Stock des Rathauses entgegen, was in der Vergangenheit besser hätte "laafe kinne". Mehr Bewegung hätte dem OB gestanden, meinten die Drei, ob beim Stadtradeln oder dem Turnfest, einerlei. Das essbare Rathaus wurde schon als Biosphäre-Reservat gesehn, doch "Zampano Hans", den "sturen Hornochs", interessierte weder dies noch der Rentrischer Kulturhaus-Dachschaden, denn er hatte im Blick den neuen Rohrbacher Nackedei-Laden.

"Ich gehe met'm Stadtrat besuche die arme Leit. Die hann nix zum Aanziehe, doh muss ma doch helfe sofort, am beschde mach ich gleich moje e Termin vor Ort", versprach der Rathaus-Chef.

 Annette Mattheis (2.v.l.) von den „Mauleseln“ verpasste dem Ortsrat einen Satz Maulesel-Ohren und führte ihn und die „festgesetzte“ Ortsvorsteherin Lydia Schaar ab.

Annette Mattheis (2.v.l.) von den „Mauleseln“ verpasste dem Ortsrat einen Satz Maulesel-Ohren und führte ihn und die „festgesetzte“ Ortsvorsteherin Lydia Schaar ab.

Doch vorher schwammen seine eigenen Felle fort, die Narren stürmten den Verwaltungsort. Später in der Stadthalle feierten alle zusammen und ganz frei, am Aschermittwoch ist die Narretei sowieso vorbei.

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