Kopfschmerzen nach Kabarettrunde

St Ingbert · Ganz und gar nicht komisch fanden die ohnehin schon wenigen Zuschauer am Donnerstagabend den Auftritt von Kabarettist Hans Georgi in St. Ingbert. Zu lieblos und zu gehetzt wirkte der Künstler, dessen Programm äußerst veraltet war.

 Hans Georgi bei seinem denkwürdigen Auftritt in der St. Ingberter Stadthalle. Foto: Jörg Martin

Hans Georgi bei seinem denkwürdigen Auftritt in der St. Ingberter Stadthalle. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

. Der diesjährige Start von "À la Minute", der städtischen Kleinkunstreihe, dürfte den Besuchern so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen. Den Auftritt des Kabarettisten Hans Georgi am Donnerstagabend wollten nämlich nach der Pause weit über 50 Prozent der Besucher nicht mehr sehen. Sie blieben dem zweiten Teil einfach fern. Die Kartenkäufer standen für das Gastspiel des Mannes, der in Roetgen bei Aachen lebt, ohnehin nicht gerade Schlange. Deshalb fand das Programm "Der kleine Maschmeier - ich will dein Geld" im kleinen Saal der Stadthalle statt.

Ein Schnellkurs über das Kaufen und Verkaufen sollte den roten Faden für den Abend bilden. Ob Georgi als "Günter, der Einklatscher", "Der kleine Maschmeier" - alias Carsten Maschmeyer , der Mann von Schauspielerin Veronica Ferres - oder als Verkaufstrainer "Heinrich Top": Den Handlungsstrang musste man im Gegenteil erst einmal suchen gehen. Lieblos aneinander gereiht wirkten die Geschichten. Immer, wenn man in die Reihen der Zuschauer blickte, gab es ratlose und irritierte Gesichter.

Georgi wirkte hektisch

Georgi wirkte an diesem Abend regelrecht getrieben. Ja, geradezu hektisch. Wenn man über einen Beinahe-Gag nachdachte, war der Künstler schon beim überübernächsten und lies einem kaum Zeit, zum Lachen, was nicht allzu oft vorkam und meist höflich wirkte. "Ich hatte irgendwann Kopfschmerzen, weil es so anstrengend war", gestand ein Mann aus Hassel in der Pause. "Lustig ist anders", pflichtete ihm seine Freundin bei. Dabei gab es dafür durchaus Ansätze. "Draußen nur Kännchen", sei die älteste deutsche Weisheit. Oder der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann trägt seit Jahren das Gebiss von Inge Meysel auf. Man ahnt es schon: Vieles wirkte hinsichtlich der Aktualität arg überaltert. Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder macht er zum Babysitter von Doris Schröder-Köpfs Kindern, da diese nun in der Politik ist.

"Hier hätte man durchaus das Programm der Trennung des Paares anpassen können", meinte Harald Bohnenberger am Ende. "Der bemüht mir einfach zu sehr uralte Platituden und Klischees. Kabarett ist das nicht", so Ulrike Stein. "Man konnte sich das schon vorher denken: Wenn jemand so viele Utensilien auf der Bühne hat, will er irgendwas kompensieren", glaubte Joachim Dumont aus Spiesen. Auffällig war auch, welche Personen Gegenstand des Programmes waren. Mit Berti Vogts , Jürgen W. Möllemann oder gar Irmgard Adam-Schwaetzer ist kabarettistisch heute kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Auch Elisabeth Noelle-Neumann, die Ikone der deutschen Meinungsforschung , lebt seit fünf Jahren nicht mehr. Junge Leute kennen diese Relikte der Geschichte gar nicht. Und sie können auch mit dem Glykol-Skandal von vor 30 Jahren genauso wenig etwas anfangen.

"Ich fand es peinlich, dass er am Ende beim Gedicht über die AfD fast schon um Applaus bettelte", meinte Sebastian Kuhl am Ende. Hans Georgi war am Schluss doppelt am Ende: Er sprach den Besucherboykott während der Pause offen an. Das habe er in 25 Jahren noch nicht erlebt. In zwei Wochen geht er in Rente.

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