Viele rechnen noch in D-Mark

St. Ingbert · Die D-Mark hat so viele durchs Leben begleitet, dass sie sich ungern von Restbeständen trennen. Oft sehen Bundesbank-Mitarbeiter alte Scheine und Münzen erst, wenn die Erben des früheren Besitzers kommen.

 D-Mark-Münzen und -Scheine im Wert von umgerechnet 6,53 Milliarden Euro sind heute immer noch vorhanden, oft findet man das Geld nach Haushaltsauflösungen. Foto: Wüstneck/dpa

D-Mark-Münzen und -Scheine im Wert von umgerechnet 6,53 Milliarden Euro sind heute immer noch vorhanden, oft findet man das Geld nach Haushaltsauflösungen. Foto: Wüstneck/dpa

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Zwölf Milliarden sind noch nicht umgetauscht. Und das gut 15 Jahre nach der Einführung des Euro . Die Rede ist von der Deutschen Mark, der Währung, die die Bundesrepublik von Juni 1948 bis Ende 2001 begleitete. Karl-Heinz Thiel, Leiter der Deutschen Bundesbank-Filiale in Saarbrücken, sagt, bei den nicht eingetauschten Münzen im Wert von sechs Milliarden Euro sei wohl die Hälfte unwiederbringlich verloren. Vor allem das Kleingeld sei häufig in den Ritzen von Polstermöbeln oder Autositzen verschwunden.

Die Bundesbank ist nach wie vor Anlaufstelle, wenn Bürger D-Mark-Bestände umtauschen wollen. In Saarbrücken geschieht das täglich immerhin noch etwa zehnmal. Größere Summen landen dort aber nur noch ab und zu nach Haushaltsauflösungen. Thiel sagt, er persönlich sei mit dem Euro so zufrieden, dass er sich die Deutsche Mark nicht zurückwünsche, auch habe er sich das Umrechnen bei Einkäufen mit den Jahren abgewöhnt.

"Wenn noch jemand umrechnet, dann sind das eher ältere Leute", sagt Judith Böni, Mitgesellschafterin der Juweliere Huber. Die Umstellung auf den Euro hätte lediglich mehr Arbeit verursacht. Mittlerweile hätte man sich aber an den Euro gewöhnt. "Es gibt eben Vor- und Nachteile", sagt Böni. In allen Gesprächen in der St. Ingberter Fußgängerzone wird deutlich, dass man ein wenig hin- und hergerissen scheint.

"Ich rechne manchmal noch um", sagt Ruth Höhn, Mitarbeiterin im Reformhaus Escher: "Für mich ist der Euro unbequem, unvorteilhaft und teuer." Dennoch weiß sie die Vorteile zu schätzen, die eine gemeinsame europäische Währung bietet. "Diese Umrechnerei bevor man früher in den Urlaub gefahren ist. Das war schon immer ein Zankapfel", erinnert sie sich. Zumindest das habe sich erledigt.

Auch Gudrun Schlicher aus der Ideal Reinigung erinnert sich: "Am Anfang wurde bei uns schon umgerechnet", sagt sie. Heute sei dies nicht mehr der Fall. "Es geht bei uns ja meistens nur um kleinere Beträge". Doch bei großen Anschaffungen würde auch sie noch in D-Mark rechnen. Vor allem habe sie das Gefühl, dass mit der Einführung des Euros auch die Preise gestiegen sind. "Mit 100 Mark konnte man gut den Samstagseinkauf erledigen." Mit 50 Euro habe man nicht wirklich viel im Einkaufswagen. "Ich muss schon oft überlegen, wo das Geld geblieben ist", sagt sie. Wie man also zum Euro oder zur D-Mark steht, hängt von vielen Faktoren ab.

Für einige Münzsammler ist der Wert der D-Mark-Münzen seit der Einführung des Euros vor 15 Jahren gestiegen. "Insgesamt ist der Markt aber gesättigt", glaubt Ulf Dräger, Vizepräsident der Deutschen Numismatischen Gesellschaft, die als Bindeglied zwischen Münzsammlern, -händlern, Vereinen und der Wissenschaft wirkt. Weil ganz einfach noch zu viele Münzen im Umlauf seien, sagt er. Ausnahmen sind Sonderprägungen sowie seltene oder fehlerhafte Prägungen. Vereinzelte Münzen werden bei der MDM Münzhandelsgesellschaft für mehrere Hundert Euro gehandelt. So kann es sich durchaus lohnen, vor der Entrümpelung nochmals in die Ritzen der Polstermöbel zu sehen.

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Hintergrund Deutsche-Mark-Münzen und -Banknoten können weiterhin unbefristet und gebührenfrei in jeder Filiale der Deutschen Bundesbank umgetauscht werden. Einen Mindest- oder Maximalbetrag gibt es hierfür nicht. Sogar Noten der "Bank deutscher Länder", Vorläuferin der heutigen Deutschen Bundesbank, werden mit einigen Ausnahmen noch akzeptiert. Die Filiale der Bundesbank in Saarbrücken befindet sich in der Hafenstraße 20-22. Für die Deutsche Mark gilt beim Umtausch weiter derselbe Wechselkurs wie zur Euro-Einführung im Jahr 2002. Ein Euro entspricht dabei exakt 1,95583 DM, das heißt umgekehrt, dass eine Mark beim Wechsel 0,51 Euro ergibt. teb

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