Zwillinge feiern ihren 90. Geburtstag
Rohrbach · Als Babys lagen sie in Schuhkartons, 90 Jahre später sitzen zu zweit auf der Couch: Leni Wagner und Elli Schneider feiern ein seltenes Jubiläum.
An diesem Wochenende feiern Elli Schneider und Leni Wagner aus Rohrbach ihren 90. Geburtstag. Sie sind Zwillingsschwestern und wurden am 11. Februar 1927 mit dem Familiennamen Mergener geboren. Die meisten Rohrbacher kennen die zwei Seniorinnen, doch die wenigsten wissen, dass die beiden Zwillinge sind. In der heutigen Zeit ist es gar nicht mehr so ungewöhnlich, dass die Menschen ein hohes Alter erreichen, doch ein 90. Geburtstag bei geistiger Gesundheit ist schon etwas Besonderes. Und dass bei einem Zwillingspärchen beide bis ins neunte Lebensjahrzehnt und darüber hinaus mehr oder weniger fit ihre Geburtstage gemeinsam feiern können, ist auch nicht alltäglich.
Aber dass die beiden Rohrbacherinnen Eleonore Henriette und Maria Magdalena, wie sie laut Pass mit Vornamen heißen, überhaupt ihre ersten Lebenswochen überlebten, grenzte schon fast an ein Wunder. "Es war eine Sensation, dass wir davon gekommen sind. Hätten wir unsere Oma nicht gehabt, gäbe es uns wohl nicht. Sie hat gesagt, wir hätten damals wie zwei Äffchen ausgesehen", sagen die beiden Damen, denn ihre Großmutter kümmerte sich rührend um die beiden Winzlinge, die mit eineinhalb beziehungsweise drei Pfund Geburtsgewicht auf die Welt kamen. Die 750 und 1000 Gramm "schweren" Mädchen wurden in einem Schuhkarton in Watte gebettet neben dem Backofen gewärmt, gehegt und gepflegt. Sie haben später ihren Weg gemacht, gingen zur Schule, halfen den Eltern Johann und Barbara aus dem "Unnerdorf" bei allem, was anfiel. Insgesamt hatten ihre Eltern zehn Kinder, von denen sieben überlebten. Im Krieg habe man mehr Zeit im Keller verbracht als "oben". Die beiden Mädchen waren getrennt voneinander in Kinderlandverschickung in Sachsen und der Uckermark. Elli zog fünf Kinder groß und leitete fast 30 Jahre ein Textilgeschäft in Rohrbach. Mittlerweile ist sie Großmutter von acht Enkeln und der gleichen Zahl Urenkel. Nach dem Tod ihres Mannes Robert Schneider verbrachte sie ihre Freizeit mit dem Nachwuchs und engagierte sich im Marienverein, bei der Kolpingfamilie und dem Putzteam der Kirche. Der Glaube an Gott verlieh ihr Mut und Kraft. Leni hat mit ihrem Mann Heinz Wagner zwei Kinder. "Wir haben viel geschafft und nicht gefaulenzt", sagt Leni Wagner, deren größte Freude und ihr liebstes Hobby der Garten war. Heute geht das nicht mehr. Die Bandscheiben machen nicht mehr mit. Aber sie bäckt für ihr Leben gern, am liebsten für die Enkel. Mindestens einmal wöchentlich kommt sie aus dem Unnerdorf zu Fuß zu ihrer Zwillingsschwester, um sie zu besuchen.
Diese wohnt wieder im Haus ihrer Eltern. "Hier bin ich auch geboren", sagt Elli. Beide tauschen sich rege über Neuigkeiten im Dorf aus oder reden über die alten Zeiten. Von der Kleidung her waren sie nie als Zwillinge zu erkennen. Jede trug etwas anderes. "Die haben beide ihren ganz eigenen Stil", sagt einer ihrer Töchter. Am Samstag gibt es deshalb auch bei jeder zu Hause einen eigenen "Tag der offenen Tür". Während Leni noch etwas skeptisch "dem Rummel" entgegen blickte, nimmt es Elli gelassen. "Die Mama braucht immer Leute um sich rum. Ohne geht das bei ihr gar nicht, das ist sie vom Geschäft her so gewöhnt", sagt deren Tochter.
