Gasteltern werden wieder gesucht

Mandelbachtal · Im Sommer können sich Kinder aus der strahlenverseuchten weißrussischen Region Tschernobyl drei Wochen im Saarland erholen.

 Weißrussische Kinder mit ihren Betreuerinnen sowie Gasteltern mit eigenen Kindern beim Spielnachmittag in Lebach im Sommer 2016. Foto: Herbert Keilbach

Weißrussische Kinder mit ihren Betreuerinnen sowie Gasteltern mit eigenen Kindern beim Spielnachmittag in Lebach im Sommer 2016. Foto: Herbert Keilbach

Foto: Herbert Keilbach

"Im Flugzeugmuseum habe ich zum ersten Mal echte Flugzeuge gesehen, und ich habe zum ersten Mal Tischfußball gespielt", so der zehnjährige Mihail Makarewitsch aus dem kleinen, abgeschiedenen Dorf Puchowitschi in Weißrussland im Sommer 2016 auf die Frage, was ihm am Erholungsaufenthalt in Deutschland gefallen hat. Und für das zehnjährige Mädchen Darya Shpakouskaya aus Shitkowitschi waren ihre Sommerferien ausgezeichnet, und es gab viele unterschiedliche Attraktionen zu erleben. "Ich möchte mich dafür bedanken, dass die Gasteltern herzlich zu mir waren und mich wie ihr eigenes Kind behandelt haben."

Im Sommer 1994 kamen erstmals sieben weißrussische Kinder aus dem durch die Atomreaktorkatastrophe von Tschernobyl verstrahlten Gebiet zur Erholung ins Saarland. Die Saarbrücker Zeitung berichtete damals unter der Überschrift: "Tschernobyl-Kinder erholen sich prächtig" über die Ankunft der Kinder: "Nach rund 40-stündiger Fahrt mit dem Omnibus treffen hier sieben Kinder, fünf Jungen und zwei Mädchen im Alter zwischen sechs und 13 Jahren aus Mosyr und Gomel, aus dem nördlichen Umfeld von Tschernobyl, müde aber wohlbehalten in Erfweiler-Ehlingen ein". Die Fahrzeit mit dem Bus sei dank der verbesserten Infrastruktur in Polen mittlerweile kürzer geworden, die Verstrahlungsprobleme in Teilen von Weißrussland seien aber auch nach über 30 Jahren Reaktorkatastrophe noch lange nicht überwunden, so Peter Chodorski, Vorsitzender der Saarländischen Kinderhilfe. Nach wie vor sei die Sommererholung für die Kinder aus den verstrahlten Gebieten "eine wichtige, gesundheitliche Hilfe und ein außergewöhnliches, bleibendes Erlebnis". Die Kinder würden vor der Reise nach Deutschland ärztlich untersucht und seien nicht akut krank, so Peter Chodorski. Allerdings sei ihr Immunsystem auf Grund der belasteten Umwelteinflüsse weitaus anfälliger gegen Krankheiten. Der vorrangige Zweck der Erholung sei es daher, das Immunsystem der Kinder zu stärken.

Für die Zeit vom 24. Juni bis 18. Juli dieses Jahres werden wieder Gastfamilien, gerne auch rüstige Rentnerehepaare, gesucht. "Jede neue Gastfamilie, die wir für die Kindererholung gewinnen können, bedeutet für ein Kind aus einem weißrussischen Dorf ein unvergessliches Erlebnis. Deshalb engagieren wir uns für diese Kinder, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen", so Peter Chodorski. Für Abwechslung und Kurzweil im Ferienalltag sorge ein von der Saarländischen Kinderhilfe organisiertes und finanziertes Ferienprogramm. Dabei treffen sich die weißrussischen Kinder mit ihren Gasteltern und deren Kindern zwei Mal in der Woche zu gemeinsamen Veranstaltungen und Spielen.

"Seit dem Sommer 1994 konnten über 950 weißrussische Kinder ihre Ferien bei saarländischen Gastfamilien verbringen. Im letzten Sommer haben 14 Gasteltern 21 Kinder bei sich in ihrer Familie aufgenommen. Nur durch das persönliche Engagement der saarländischen Gastfamilien, die die Kinder aus den entlegenen, weißrussischen Dörfern drei Wochen lang umsorgen, ist die Sommererholung immer wieder möglich", so Peter Chodorski in einer Mitteilung abschließend.

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Gastfamilien können sich in Ballweiler beraten lassen Der Verein Saarländische Kinderhilfe sucht saarlandweit wieder Gastfamilien, die weißrussische Kinder im Sommer für drei Wochen aufnehmen. Die Informationsveranstaltung für interessierte Gasteltern findet am Samstag, 4. März, um 10 Uhr in der Mehrzweckhalle (Proberaum des MGV) in Ballweiler, Biesingerstraße, statt. Nähere Infos bei Peter Chodorski, Tel. (0 68 42) 15 19, und Herbert Keilbach, Tel. (0 68 03) 34 38.

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