Kopfüber ins WM-Abenteuer

Mandelbachtal · Normales Kanufahren ist Emma Schuck zu langweilig: Die 17-Jährige aus dem Mandelbachtal bevorzugt die wilden Gewässer Europas. Bei der Weltmeisterschaft in Kanada will die deutsche Meisterin auch unter Wasser den Überblick behalten.

 Ein Fluss ohne "Walze" ist Kanutin Emma Schuck zu langweilig. Hier ist die 17-Jährige beim Training in Großblittersdorf zu sehen. Foto: Wieck

Ein Fluss ohne "Walze" ist Kanutin Emma Schuck zu langweilig. Hier ist die 17-Jährige beim Training in Großblittersdorf zu sehen. Foto: Wieck

Foto: Wieck

Gelassen paddelt Emma Schuck vom Saarbrücker Kanu-Club - kurz SKC - den kleinen Wasserfall in Großblittersdorf hinunter. Doch anstatt der Strömung weiter zu folgen, macht sie kehrt. Gekonnt surft sie in ihrem Kanu in der Walze, lässt sich von ihr festhalten. Doch plötzlich kippt das Boot zur Seite. Der Kopf ist unter Wasser . Schafft sie es aus eigener Kraft wieder nach oben? Natürlich. Denn die 17-Jährige ist hier nicht in eine brenzlige Situation geraten. "Was ich da gezeigt habe, war ein Trick, der sich ,Felix' nennt", erklärt die Sportlerin.

Emma Schuck ist Kanu-Freestyle-Fahrerin. Für sie beginnt der Sport dort, wo andere Paddler möglichst schnell durchfahren. In Flusswellen oder Walzen werden beim Kanu-Freestyle möglichst schwierige "Moves" wie Drehungen und Sprünge gezeigt. "Normales Kanufahren war mir einfach zu langweilig", sagt die Schülerin.

Im Wettkampf bleiben den Sportlern 45 Sekunden, um ihr Können zu präsentieren. Und in diesen 45 Sekunden schaffte es Schuck, bei den deutschen Meisterschaften in Plattlingen auf ganzer Linie zu überzeugen. Dafür gab es nicht nur die Goldmedaille. Mit ihrem Titelgewinn löste Emma auch ihr Ticket für die Weltmeisterschaft vom 30. August bis zum 5. September auf dem Ottawa-River in Kanada.

Es sind Tausende Reise-Kilometer dorthin, die die Nationalmannschafts-Kanutin gerne in Kauf nimmt. Auch für ihr Training. Weil das Saarland nicht genügend Walzen und Wellen zum Üben bietet, fährt die Schülerin an den Wochenenden mit ihrem Vater Volker Schuck durch ganz Europa. In die Schweiz, nach Frankreich oder sogar in die Slowakei.
Jedes Jahr ein Auto

"In der Wettkampf-Saison kommen da schon mal 8000 Kilometer im Monat zusammen" sagt der Vater. Volker Schuck investiert viel in den Sport seiner Tochter, unterstützt sie, so gut er kann. Um die weiten Strecken zu fahren, kauft er sogar jedes Jahr aufs Neue ein altes Auto. "Das ist nach der Saison dann auch meistens wieder hinüber", erklärt er.

Wenn sich die Mandelbachtalerin nicht gerade in europäischen Gewässern befindet, geht sie am liebsten klettern. Praktisch, denn dabei werden ähnliche Muskelpartien beansprucht wie beim Freestyle-Fahren. Für die Schule kann sich Schuck hingegen nur wenig begeistern. "Am ehesten macht mir Sport Spaß. Ansonsten habe ich eigentlich keine Lieblingsfächer", gesteht die Gymnasiastin. Ihre Mitschüler können sich nur wenig unter ihrer Sportart vorstellen. Stören tut sie das nicht. Für sie steht der Spaß im Vordergrund.

Wo es für die Freestyle-Fahrerin nach dem Abitur hingehen soll, weiß sie noch nicht. Sportlich gesehen, hat sie dagegen klare Ziele vor Augen: die Finalteilnahme bei der WM in Kanada. Das Gleiche gilt für die EM im kommenden Jahr. Drin sei dies auf jeden Fall, darin sind sich Vater und Tochter einig. "Andererseits kann in den 45 Sekunden alles passieren, das lässt sich schwer voraussagen", weiß die deutsche Meisterin.
"Monsterwelle" in Kanada

Verstärkt wird diese Unberechenbarkeit durch die schwierigen Bedingungen vor Ort. Bei der Weltmeisterschaft erwartet Schuck eine "Monsterwelle", wie sie von Kennern bezeichnet wird. Deshalb opfert die 17-Jährige ihre gesamten Sommerferien, um sich in Kanada optimal auf den Wettkampf vorzubereiten. Und wenn sie dabei mit ihrem Kopf unter Wasser taucht, braucht sich niemand zu sorgen. Das gehört zu einem ihrer Tricks.

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