Esra Limbacher möchte nach Berlin

Limbach · Die SPD hat für den Wahlkreis 299 ihren Bundestags-Kandidaten bestimmt: Der 28-jährige Kommunalpolitiker aus Limbach stellt sich als möglicher Nachfolger von Alexander Funk (CDU) vor und war zu Gast in unserer Redaktion.

 Esra Limbacher kommt aus Limbach und kandidiert für einen Sitz im Bundestag. Er möchte dort als Nachfolger von Alexander Funk in Berlin den Wahlkreis 299 vertreten, zu dem außer dem Saarpfalz-Kreis auch Neunkirchen, Sulzbach, Quierschied, Friedrichsthal und Spiesen-Elversberg gehören. Foto: PN/SZ

Esra Limbacher kommt aus Limbach und kandidiert für einen Sitz im Bundestag. Er möchte dort als Nachfolger von Alexander Funk in Berlin den Wahlkreis 299 vertreten, zu dem außer dem Saarpfalz-Kreis auch Neunkirchen, Sulzbach, Quierschied, Friedrichsthal und Spiesen-Elversberg gehören. Foto: PN/SZ

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Esra Limbacher kommt aus Limbach und heißt tatsächlich so. Allerdings wurde er vor 28 Jahren nicht in Limbach, sondern in Wiesbaden geboren und zog erst später mit seinen Eltern in den Ort, der so heißt wie er. Das hat er sich nicht ausgesucht, aber es gibt kaum eine bessere Werbung für seinen Namen.

Und Werbung braucht Esra Limbacher, denn er möchte als SPD-Kandidat auf den Posten des Bundestagsabgeordneten gewählt werden. Bekanntlich will Alexander Funk (CDU), der seit 2009 den Wahlkreis 299 in Berlin vertritt, nach zwei Amtsperioden aus privaten Gründen seinen Lebensmittelpunkt wieder ins Saarland verlegen und kandidiert nicht mehr für Berlin, sondern für einen Platz im saarländischen Landtag.

Funk, der auch nach Ansicht der SPD "richtig gute Arbeit in Berlin geleistet hat", wäre wahrscheinlich im Falle einer erneuten Kandidatur der Favorit für Berlin gewesen. Aber da er sich anders orientieren möchte, ist der Ausgang der Wahl um das Bundestagsmandat offen. Und Esra Limbacher hat nun seinen Hut in den Ring geworfen.

Erste politische Erfahrung hat er als Vorsitzender der SPD-Fraktion im Kirkeler Gemeinderat gesammelt und auch die Wahlkämpfe des Kirkeler Bürgermeisters Frank John (SPD) und des Bundestagskandidaten David Lindemann (SPD) unterstützt. Als seine Partei auf ihn zukam mit dem Vorschlag, ob er nicht für den Bundestag kandidieren wolle, habe er sich gefreut: "Ich habe zugesagt, weil ich glaube, dass man auch als Einzelner etwas bewegen kann."

Die Reaktionen innerhalb der SPD seien alle sehr positiv gewesen: "David Lindemann, der vor vier Jahren selbst kandidiert hat, hat mich sofort angerufen und mir alles Gute gewünscht". Esra Limbacher möchte "als Abgeordneter erkennbar sein", den Wahlkreis "gut vertreten und verkaufen." Seine Wunschressorts in Berlin sind diejenigen, die auch Alexander Funk innehatte: Wirtschaft und Verkehr.

Wirtschaft interessiere ihn, "weil ich mich für die Firmen einsetzen möchte, die wir hier im Wahlkreis haben". Das betreffe vor allem bedeutende Niederlassungen in Homburg und Neunkirchen: "Der Saarpfalz-Kreis ist zwar nur ein Teil des Wahlkreises, aber zusammen mit Neunkirchen der Jobmotor." Doch Esra Limbacher will sich nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozial engagieren: "Die Rentenpolitik ist mir wichtig. Wenn alte Menschen in die Armut abrutschen, obwohl sie ihr ganzes Leben gearbeitet haben, dann verlieren die Menschen den Glauben an den Sozialstaat." Es könne nicht sein, dass man immer mehr und künftig wohl auch länger arbeiten müsse "um am Ende fast nichts mehr im Geldbeutel zu haben".

Esra Limbacher betonte auch, kein Freund der von Schäuble propagierten "schwarzen Null" zu sein. Vielmehr müsse das Geld in die Infrastruktur gepumpt werden: "Wir müssen in Schulen und Kindergärten investieren. Was haben wir von einer schwarzen Null, wenn sich unsere Straßen immer mehr in Schlaglochpisten verwandeln und die Brücken baufällig sind?" Wie er diese ambitionierten Anliegen in Berlin "rüberbringen" kann, weiß Esra Limbacher noch nicht, "aber man muss es versuchen. Es gar nicht erst versuchen zu wollen, hieße, dass man aufgibt". In seiner Generation, also bei jungen Leuten zwischen 20 und 30, stellt Limbacher ein weitgehendes Desinteresse an Politik fest: "Viele Altersgenossen, die ich zum Teil noch von früher kenne, wundern sich, dass ich mich politisch engagiere. Für viele ist Politik einfach kein Thema." Er hofft, mit gutem Beispiel voranzugehen: "Wenn meine Altersgenossen sehen, dass man trotzdem etwas bewirken kann, ändern sie vielleicht ihre Meinung und wenden sich nicht von der Politik ab." Demokratie lebe nun mal vom Engagement der Bürger.

Zum Thema:

Esra Limbacher wurde am 1. Mai 1989 in Wiesbaden geboren und kam mit elf Jahren ins Saarland. Er besuchte die Waldorfschule in Bexbach, wo er 2009 sein Abitur machte. In Saarbrücken und Exeter studierte er Jura. Das Fach schloss er mit einem "Master of law" ab. Er arbeitet als selbstständiger Berater im Bereich Patentrecht und berät junge Gründer. Außerdem arbeitet er als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Zivilrecht in Saarbrücken. Er trat 2005 in die SPD ein und ist im Kirkeler Gemeinderat und bei den Jusos aktiv. Er interessiert sich für Fußball, Laufen und Tennis.

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