Sterbende Geschichte

Kirkel · „Facetten Völklinger Hütte“ heißt eine Ausstellung von Ronald Westheide, die derzeit im Bildungszentrum der Arbeitskammer in Kirkel zu sehen ist. Sie zeigt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zugleich. Eine spannende Reise mit der Kamera und dem Blick aufs Detail.

 Glas, Rost, Kitt, Eisen, Beton (Ausschnitt): Die Ausstellung des Fotografen Ronald Westheide im Bildungszentrum der Arbeitskammer in Kirkel zeigt ganz ungewöhnliche Ein- und Aussichten eines Hüttenwerks. Fotos: Westheide/Ausstellung Arbeitskammer

Glas, Rost, Kitt, Eisen, Beton (Ausschnitt): Die Ausstellung des Fotografen Ronald Westheide im Bildungszentrum der Arbeitskammer in Kirkel zeigt ganz ungewöhnliche Ein- und Aussichten eines Hüttenwerks. Fotos: Westheide/Ausstellung Arbeitskammer

Über Jahrhunderte hinweg war unsere Region von Eisen, Kohle und Stahl geprägt. Hütten, Gruben, Stahlwerke waren untrennbar mit dem Saarland verbunden. Neunkirchen, Homburg, Burbach, Dillingen und Völklingen: Städte und Stadtteile mit großer Arbeiter- und Industriegeschichte. Heute ist von all dem fast nichts mehr übrig. Sichtbare Zeichen wie Fördertürme oder Werkreste bleiben, so auch in Völklingen.

Die Völklinger Hütte: Weltkulturerbe. Wahrzeichen der Industriebaukunst. Monument der Arbeit, harter Arbeit. Heute ein Freizeitort. Besuchermagnet. Ort für Kultur. Ort des Staunens. Ort für Entdeckungen . Die gewaltige Industriebrache, neu genutzt, wiederhergestellt und gepflegt, bietet viele Möglichkeiten für Entdeckungen , auch und gerade außerhalb der Erlebniswelten und Ausstellungen. Spuren der Vergangenheit und der Vergänglichkeit, Spuren von Arbeit. Westheide begab sich in den vergangenen acht bis zehn Jahren "jedes Jahr mindestens einmal auf Streifzug durch die Hütte". Er sei nicht der einzige Fotograf dort, die Hütte sei ein beliebtes Motiv.

Für ihn sei wichtig die Vergänglichkeit des vor 30 Jahren geschlossenen Werks bildlich festzuhalten und zu bewahren. Die Überwucherungen durch die Vegetation, der Rost, aber auch die neue Nutzung wolle er festhalten, "also den Kontrast von gestern und heute".

Westheide sieht und fotografiert Details. Und: überhaupt könnten diese Detailaufnahmen auch woanders aufgenommen sein - das gilt für einige Aufnahmen dieser Ausstellung, die so sehr ins Detail gehen, dass sie eigentlich ortlos sind und abstrakt anmuten. Westheide geht es eigentlich nicht so sehr um Ort, sondern um die Form, die Struktur an sich. Sie werden vielfach freigestellt, heißt: Umgebung nicht mehr zu erkennen, Dinge bisweilen gar nicht mehr zuzuordnen, können in Sonderfällen gar zu Flächenornamenten mutieren. Die Ausstellung zeigt Facetten der Hütte, mehr Kleinigkeiten als das große Ganze. Die Ausstellung ist das Ergebnisse von Streifzügen mit Blick auf das Detail.

Die Ausstellung ist montags bis samstags von 8 bis 18 Uhr zu besichtigen. Sie dauert bis zum 16. Dezember. Infos unter Telefon (0 68 49) 90 90;

E-Mail: info.bzk@

arbeitskammer.de

bildungszentrum-

kirkel.de

Zum Thema:

 Verwitterte Stäbe.

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 Verschwundene Streiks.

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 Zerfressender Rost (Ausschnitt).

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Zur Person Ronald Westheide, geboren 1958 in Düsseldorf, ist Soziologe und Organisationsberater, aber auch passionierter Hobbyfotograf. Vor zehn Jahren hat er mit dem Fotografieren richtig angefangen. Im Jahr 2000 bereiste er Australien. Dort machte er 700 Bilder analog mit einer Pocketkamera 06 Canon. Über das Saarland hinaus ist er als Sportfotograf bekannt. jkn

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