Wärmestube in Ruine gefunden

Wörschweiler · Ein Team von Fachleuten hat bei der Aufarbeitung der Geschichte der Zisterzienser-Abtei auf dem Wörschweiler Klosterberg jetzt einen Teil der neuesten Forschung beendet. Ihre besondere Entdeckung ist eine sogenannte Wärmestube.

 Die Klosterruine Wörschweiler bietet nach dem Ende des vierten Bauabschnitts ihrer Sanierung nun das Bild eines perfekten Grundrisses eines Zisterzienser-Klosters, die Ausgrabungen an der Wärmestube komplettieren den Blick zurück in die Vergangenheit. Foto: Th.Wolf

Die Klosterruine Wörschweiler bietet nach dem Ende des vierten Bauabschnitts ihrer Sanierung nun das Bild eines perfekten Grundrisses eines Zisterzienser-Klosters, die Ausgrabungen an der Wärmestube komplettieren den Blick zurück in die Vergangenheit. Foto: Th.Wolf

Foto: Th.Wolf

Es gibt an Tagen wie gestern, bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen, wohl nur wenige Ausgrabungsstellen in der Region, die schöner sind als der Wörschweiler Klosterberg. Genau dort arbeiteten sich Heribert Feldhaus, studierter Architekt und Fachmann für Bauforschung, und sein Team seit Beginn der Woche noch ein bisschen tiefer in die Geschichte des Zisterzienser-Klosters. Die sogenannte Wärmestube sollte und wurde ausgegraben und in ihrer Funktion analysiert. Wärmestube? Dieser Begriff beschreibt in der Neuzeit einen Ort, an dem meist Obdachlose für ein paar Stunden eben Wärme auftanken können. Und um dieses "Wärme auftanken" ging es auch bei den Mönchen. "In einem Kloster gab es nur zwei Räume, die beheizt waren, die Küche und eben die Wärmestube, das sogenannte Kalefaktorium", erläuterte Feldhaus. "Die Mönche hatten also keine Heizung, konnten sich aber zu bestimmten Zeiten eben in der Wärmestube aufwärmen. Zusätzlich, und das ist ganz wichtig, wurde das Kalefaktorium auch als Ort für den Aderlass genutzt, dem sich die Mönche als medizinische Handlung viermal im Jahr unterzogen." Im Detail gehe es bei den neuerlichen Ausgrabungen darum, den Typ der Wärmestube zu bestimmen. Feldhaus: "Grundsätzlich gibt es zwei Arten. Zum einen eine offene Feuerstelle, an der die Mönche sitzen konnten. Zum anderen, und das ist hier in Wörschweiler der Fall, eine auf römische Zeit zurückgehende Hypokausten-Anlage." Dieser Begriff stehe für eine Art von Fußbodenheizung. "Man hat eine gewölbte Brennkammer und darüber einen rund eineinhalb Meter hohen Bereich, im dem Luftröhren und Steinmaterial, dieses als Wärmespeicher, verteilt waren. Der eigentliche Aufenthaltsraum darüber hatte einen Steinfußboden, möglicherweise mit Luftauslass-Öffnungen. Und so war es immer angenehm warm."

Ob die neue Grabungsstelle offen und damit für Besucher einsehbar bleiben wird, darüber werde in der nahen Zukunft entschieden, so Michael Emser, Leiter der Abteilung Denkmal- und Museumspflege der Stadt Homburg. "Wir werden sehen, wie wir das Ganze für Besucher sicher machen können. Es ist eben nicht immer jemand von uns hier oben auf dem Klosterberg."

Die gestern abgeschlossenen Arbeiten sind der Forschungs-Anteil des inzwischen abgeschlossenen vierten Bauabschnitts der Aufarbeitung der Klosterruine. Dieser Abschnitt habe zum Ziel gehabt, so Emser, die Arbeiten am Kloster zu einem zwischenzeitlichen Abschluss zu bringen. "Aber es sind natürlich noch einige Fragen offen, etwa im Bereich der Sakristei. Dort liegen noch Mauern drunter, die bislang nicht saniert sind. Und da ist zu überlegen, ob wir im kommenden Jahr noch einen fünften Bauabschnitt anschließen. Das wird sich aber entscheiden." Ausschlaggebend sei dabei auch, ob eine solche Maßnahme von der Stadt als Teil der Stiftung Klosterruine Wörschweiler vorfinanziert werden könne. Insgesamt biete die Klosterruine nun ein beeindruckendes Bild. Michael Emser: "Wir sehen hier wirklich den idealen Grundriss eines Zisterzienser-Klosters."

 Michael Emser, Abteilungsleiter Denkmal- und Museumspflege der Stadt Homburg (links), und Bauforscher Heribert Feldhaus in der Ausgrabung. Foto: Thorsten Wolf

Michael Emser, Abteilungsleiter Denkmal- und Museumspflege der Stadt Homburg (links), und Bauforscher Heribert Feldhaus in der Ausgrabung. Foto: Thorsten Wolf

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Auf einen BlickAls Wärmestube oder Kalefaktorium bezeichnet man in Klöstern einen beheizbaren Raum, in dem sich die Mönche oder Nonnen im Winter aufhalten konnten. Mitunter wird mit Kalefaktorium auch nur der Raum unterhalb der eigentlichen Wärmestube gemeint, in dem das offene Feuer für die Heizung brannte. Der für den Betrieb der Wärmestube Verantwortliche war der "Calefactor" (lateinisch für Heizer). Daraus entwickelte sich im Laufe der zeit die Bezeichnung "Kalfaktor" für einen Hilfsarbeiter mit einfachen Aufgaben. red

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