Arbeitshilfe in der Bredouille

Schwarzenbach · Reinigungsarbeiten im Haus, Wäschepflege, häusliche Blumenpflege, Einkäufe und Botengänge: Diese Dienstleistungen bietet die Agentur für haushaltsnahes Arbeiten – kurz Aha – an. Damit soll die Schwarzarbeit bekämpft und legale Arbeit gestärkt werden.

 Die meisten Putz- und Haushaltshilfen in Deutschland sind nicht angemeldet. Die Agentur für haushaltsnahe Arbeit soll diese Schwarzarbeit bekämpfen. Im Saarland wurde dafür ein Extra-Förderprogramm aufgelegt. Foto: Becker & Bredel

Die meisten Putz- und Haushaltshilfen in Deutschland sind nicht angemeldet. Die Agentur für haushaltsnahe Arbeit soll diese Schwarzarbeit bekämpfen. Im Saarland wurde dafür ein Extra-Förderprogramm aufgelegt. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

"Sollte die Landesregierung am Jahresende die Förderung unserer Arbeit einstellen, müssen wir die Preise erhöhen." Ohne Umschweife erklärt Dagmar Hentschel die Situation der Agentur für haushaltsnahe Arbeiten - kurz Aha - beim Gespräch im Christlichen Jugenddorf (CJD) in Schwarzenbach . In einem Brief an die rund 500 Kunden im Saarpfalz-Kreis (im Land sind es knapp 6000 Haushalte) teilte sie die mögliche bevorstehende Preiserhöhung mit. In dem Schreiben heißt es unter anderem, dass "die Förderungen durch das Land zum Ende des Jahres wegfallen . . . wir sehen uns gezwungen, die Preise unserer Dienstleistung ab Januar 2016 zu erhöhen". Hentschel nennt die Zahlen für die saarländischen Haushalte: Die ersten zehn Stunden im Monat kosten 17,90 Euro pro Stunde; danach jede weitere Stunde 19,90 Euro . Für alle anderen Haushalte, etwa in Waldmohr und Schönenberg in der Pfalz, kostet die Stunde 19,90 Euro . "Pro Anfahrt wird eine Pauschale von 2,50 Euro erhoben." Sollte die Förderung für die Aha, die beim CJD angesiedelt ist, wegfallen, dann dürften sich die Kosten pro Stunde um bis zu 3,50 Euro erhöhen. Hentschel: "Das ist ja klar, dass die Menschen, die unsere Dienstleistung in Anspruch nehmen, dann anfangen zu rechnen."

Wer sind die Personen, die die Aha ins Anspruch nehmen? Ohne zu zögern antwortet die in Einöd wohnende Dagmar Hentschel, die mit Hauswirtschaftsleiterin, Projektleiterin und Diätassistentin gleich drei Berufe vorzuweisen hat: "Dies reicht von Singles über Alleinstehende, und jüngere bis ältere Paare; also die ganze gesellschaftliche Bandbreite." Die Agentur habe 49 Beschäftigte, die "alle einen gerechten tariflichen Lohn in legaler und sozialversicherter Arbeit erhalten".

Genau geregelt ist die Tätigkeit der Aha. Sie umfasst Reinigungsarbeiten im Haus, Wäschepflege (Waschen, Bügeln), häusliche Blumenpflege, Einkäufe und Botengänge. Schreiner- oder Elektroarbeiten sind ebenso verboten wie Gärtnerarbeiten. Wer arbeitet in der Aha? Von Vorteil sei es, so Hentschel, wenn man bereits als Haushaltshilfe berufliche Erfahrungen gesammelt habe. Aber auch Personen mit anderen Berufserfahrungen wie Bäckereiverkäuferin, Arzthelferin oder Floristin könnten eine Beschäftigung finden. "Wir haben derzeit nur Frauen beschäftigt", fügt Hentschel ein. Selbst wenn man keine Berufsausbildung und -erfahrung habe, könne sich eine Bewerbung bei einer Agentur lohnen. Wichtig seien eine dienstleistungsorientierte Einstellung und "die Fähigkeit, freundlich und respektvoll mit Menschen jeden Alters umgehen zu können."

In der Vergangenheit gerieten die Anbieter von Dienstleistungen im Haushalt und deren Kundinnen und Kunden nur allzu oft in die Illegalität der Schwarzarbeit . Aus diesem Grund hat die saarländische Landesregierung im Juli 2004 das Projekt "Aha - Agenturen für haushaltsnahe Arbeit" gestartet. Auf Anfage unserer Zeitung beim Wirtschaftsministerium hieß es, "eine endgültige Entscheidung über die Förderung sei noch nicht gefallen. Es werde eine zeitnahe Entscheidung fallen".

aha-homburg.de

cjd.homburg.de

Den Leser-Reporter-Tipp bekamen wir von Heinz Schnurr aus Altstadt. Wenn Sie uns auf etwas Besonderes aufmerksam machen wollen, dann recherchieren wir Ihre Tipps und drucken Ihre Fotos. Für Sprachnachrichten aufs Band nutzen Sie die Nummer (06 81) 59 59-800 oder schicken Sie alles an unsere E-Mail-Adresse: leser-reporter@sol.de oder unser Onlineformular unter www.saarbruecker-zeitung.de/leserreporter . Bitte geben Sie Namen und Telefonnummer an, damit vorher bei Ihnen anrufen können.

Das Projekt "Aha - Agenturen für haushaltsnahe Arbeit" ging im Juli 2004 an den Start mit dem Ziel, über ein flächendeckendes Angebot an haushaltsnahen Dienstleistungen für Privathaushalte im Saarland sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze zu schaffen und die Schwarzarbeit im hauswirtschaftlichen Bereich zurückzudrängen. Im Jahr 2004 gingen neun Agenturen an sieben Standorte an den Start. Es entsteht für den Haushalt keinerlei bürokratischer Aufwand und für eine Krankheits- oder Urlaubsvertretung wird ebenfalls gesorgt. Zudem zahlt das Land einen Zuschuss pro verkaufter Dienstleistungsstunde bis maximal 10 Stunden pro Monat und Haushalt. Der Zuschuss betrug ursprünglich 6,20 Euro und wurde ab Oktober 2006 auf 5 Euro und ab Oktober 2007 auf 3,50 Euro reduziert (degressive Förderung). Das Fördervolumen belief sich in 2004 auf rund 105 000 Euro , in 2005 auf rund 299 000 Euro in 2006 auf rund 375 000 Euro und bis Oktober 2007 rund 286 000 Euro . Durch den Zuschuss ergibt sich für den Privathaushalt ein fairer Preis, und die Haushaltshilfen finden sozialversicherte Arbeit.

Darüber hinaus haben die Privathaushalte die Möglichkeit, 20 Prozent der pro Jahr in Rechnung gestellten Dienstleistungen von der Steuer abzuziehen. Die Rechnungen werden bis zu 20 000 Euro berücksichtigt, so dass eine Steuererstattung von maximal 4000 Euro pro Jahr möglich ist, wenn eine Haushaltshilfe über eine Aha-Agentur engagiert wird. Alle Aha-Agenturen sind qualitätsgeprüft, und ihre Mitarbeiter sind seriös und erfahren. Das gibt dem Haushalt die Sicherheit einer zuverlässigen, vertrauenswürdigen und qualifizierten Haushaltshilfe jenseits der Schwarzarbeit . Zum Projektstart im Juli 2004 wurden 195 Privathaushalte durch diese Agenturen bedient. Diese Zahl ist bis heute auf über 5000 saarländische Privathaushalte angewachsen.

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