Zweifel an den Friedhofs-Zahlen

Jägersburg · In Jägersburg brodelt es. Es gibt aus mehreren Gründen heftige Kritik an der Stadtverwaltung. Der Ortsrat wirft – quer durch die Fraktionen – den handelnden Personen im Rathaus vor, den Stadtteil zu vernachlässigen.

 Die Teilschließung der Friedhöfe in Websweiler (unser Bild) und Altbreitenfelderhof beschäftigte am Mittwoch erneut den Jägersburger Ortsrat. Man forderte, den Stadtratsbeschluss neu zu fassen und alles so zu belassen, wie es bislang war. Foto: Thorsten Wolf

Die Teilschließung der Friedhöfe in Websweiler (unser Bild) und Altbreitenfelderhof beschäftigte am Mittwoch erneut den Jägersburger Ortsrat. Man forderte, den Stadtratsbeschluss neu zu fassen und alles so zu belassen, wie es bislang war. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Die Sanierung des Feuerwehrhauses und die angekündigte Teilschließung der Friedhöfe in Websweiler und Altbreitenfelderhof - schon alleine diese Themen sorgten am Mittwochabend für ordentlich Dampf im Kessel beim Ortsrat Jägersburg . Dabei waren die Fronten klar: Auf der einen Seite parteiübergreifend der Ortsrat, auf der anderen Seite die Stadt.

Wie gespannt da das Verhältnis derzeit ist, das wurde schon deutlich, als es um die Sanierung des Feuerwehr-Gerätehauses ging. Das ist seit langem ein Thema, bei dem sich aus Sicht des Ortsrates trotz vieler Ankündigungen zu wenig bis nichts tue. Hauptgrund für den Ärger war dabei, dass ein externen Berater im vergangenen Jahr empfohlen hatte, nötige Mittel zur Sanierung aus einem speziellen Fördertopf zu holen. Dieser war aber gar nicht verfügbar. Roland Acker von der Homburger Stadtverwaltung teilte hier aber immerhin mit, dass zwischenzeitlich ein anderes Förderprogramm zur Verfügung stehe. Damit sei jetzt ein entsprechender Antrag auf Förderung möglich. Die Wogen glätten konnte diese Ankündigung aber nicht.

Mit am deutlichsten wurde da Philip Vollmar von der CDU , der in der ganzen Geschichte auch ein Scheitern der Verwaltung sah. "Erst hieß es: Wir machen das. Dann wurde uns empfohlen, auf Fördermittel zu warten. Das dauere zwei Monate länger, aber dann wird's gemacht." Was nicht passiert sei, so Vollmar: "Und jetzt sind zum Schluss wir die Dummen. Wir sind die Dummen, weil uns die Verwaltung mit einem externen Berater vorgespielt hat, was alles geht und wo man Geld sparen kann." Im Ergebnis sei aber nichts passiert, "jetzt ist das Projekt eventuell im Haushalt 2017. Dann wird's geschoben, ausgeschrieben - und 2020 sind wir dann so weit, dass die Feuerwehr keine Lust mehr hat. Deswegen ist es jetzt Zeit, zu liefern".

Diese Kritik von Vollmar griff Ortsvorsteher Jürgen Schäfer (SPD ) generell auf, als er seine Sicht klar machte: "In meinen Augen wird Jägersburg einfach abgehängt". Bei vielen Themen könne man sich "den Mund fransig" reden, man höre dann immer wieder "es passiert was", aber es geschehe am Ende dann doch nichts. Patrick Kanzler (SPD ) ergänzte, dass ein Verhalten wie das der Homburger Stadtverwaltung in der freien Wirtschaft undenkbar wäre. An dieser Stelle mischte sich Michael Banowitz, Leiter des Bau- und Umweltamtes der Homburger Bauverwaltung, ein. Er nahm die Verwaltung in Schutz und wies deutlich auf den Stadtrat als entscheidendes Gremium und damit auch auf dessen Zuständigkeit hin. Die Verwaltung arbeite gut, müsse aber mit der schwierigen Haushaltslage zurecht kommen, Stichwort: noch nicht genehmigter Haushalt 2016.

Nicht weniger kontrovers gestaltete sich die Diskussion zur Teilschließung von Friedhöfen in Jägersburg . Hier monierte Philip Vollmar, dass die ihm vorliegenden Zahlen deutlich geringer seien als zum Zeitpunkt der Entscheidung zur Teilschließung - womit dieser Beschluss eigentlich hinfällig sei. Die angekündigten Einsparungen seien somit nicht zu erwarten. "Mit diesen neuen Zahlen ist es für mich nicht nachvollziehbar, die Friedhöfe teilzuschließen." Seine Kernforderung: das Thema mit den aktuellen Zahlen erneut in den Stadtrat bringen und dort die Entscheidung rückgängig machen. "Hier gilt es, das Rad zurückzudrehen." Michael Banowitz mochte "neue Zahlen" nicht bestätigen, "ich kenne keinen geringeren Kosten". Gehör fand er damit aber nicht. Das grundsätzliche Votum des Ortsrates, formuliert von Ortsvorsteher Jürgen Schäfer: "Wir alle hier im Rat sind dafür, dass die Bestattungsformen beibehalten werden wie bisher." Er sei sich sicher, dass dieses Thema noch einmal im Stadtrat behandelt werde. Unterdessen bekräftige Michael Banowitz am Tag nach der Sitzung, dass es keine neue Zahlen gebe: "Auch nicht im Ansatz".

Zum Thema:

Auf einen Blick Auch der geplante Ausbau des Autobahnanschlusses Homburg war Thema im Jägersburger Ortsrat. Dabei wurden im Rund der Ratsmitglieder Zweifel an den prognostizierten Zahlen des saarländischen Wirtschaftsministeriums zu den erwarteten Verkehrsverlagerungen geäußert. So könne man nicht nachvollziehen, dass sich der Verkehr in Jägersburg laut Erhebung tatsächlich mindern solle. Vielmehr rechne man, vor allem durch den Wegfall der Ausweichstraße L 118 in Reiskirchen - die bekanntlich dem neuen "dritten Ohr" des Anschlusses weichen muss -, mit einer Zunahme des Verkehrs im Ort, gerade im Bereich der B 423, der Kleinottweilerstraße. thw

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