Ein Jahr mit Ecken und Kanten

Homburg/St Ingbert · Ein Jahr Landrat: Für Theophil Gallo eine zeitintensive und anspruchsvolle Tätigkeit. Einen regulären Feierabend gebe es für ihn nicht, dafür lerne täglich etwas dazu, betonte er anlässlich des Besuchs in unserer Redaktion. Viele Entscheidungen werden von ihm verlangt. Die lösen nicht immer Begeisterung aus.

 Die Werbung für die Biosphärenregion sei sehr ansprechend, findet Landrat Theophil Gallo, der sich wünscht, aus der Biosphäre eine Marke zu machen. Hier ein Foto aus dem Prospekt, mit dem für Freizeitaktivitäten im Bliesgau geworben wird. Foto: SPT/Dubois

Die Werbung für die Biosphärenregion sei sehr ansprechend, findet Landrat Theophil Gallo, der sich wünscht, aus der Biosphäre eine Marke zu machen. Hier ein Foto aus dem Prospekt, mit dem für Freizeitaktivitäten im Bliesgau geworben wird. Foto: SPT/Dubois

Foto: SPT/Dubois

Seit über einem Jahr ist Landrat Theophil Gallo im Amt. Seitdem sind innerhalb des Landratsamtes und drumherum, zum Beispiel im Biosphärenreservat, einige Entscheidungen gefallen. Was auch kein Wunder ist, denn wie Gallo nach seiner Wahl zum Landrat versichert hatte, sei er nicht angetreten, "um mich auf dem Posten auszuruhen, sondern, um einiges zu bewegen".

Heute sagt er: "Es wird vieles neu aufgestellt" - und lieferte anlässlich seines Besuchs in unserer Redaktion, gemeinsam mit Pressereferentin Anika Bäcker, Beispiele dafür. Eine wichtige Baustelle war für Landrat Gallo zunächst das Kreiskrankenhaus in St. Ingbert .

Die Geschäftsführung und "andere personelle Dinge" seien neu geregelt worden, das Bewegungsbad des Krankenhauses wurde auf Anordnung des Landratsamtes geschlossen. "Das war eine einfache Kosten- und Risikofrage", betonte Gallo, "100 000 Euro hätten jetzt alleine für eine neue Lüftungsanlage angestanden, dann kommen Betriebskosten von 40 000 Euro im Jahr hinzu - und obendrein schwebte ständig die Gefahr einer Verkeimung des über 30 Grad warmen Wasser über uns."

Es gehöre unzweifelhaft zur Aufgabe des Kreises, im eigenen Krankenhaus eine qualitativ gute Erstversorgung zu gewährleisten, "aber es ist nicht unsere Aufgabe, dort auch noch Bäder zu betreiben". Man merkt schnell, dass der Landrat kein Gewächs der stets auf Konsens ausgerichteten Parteipolitik ist, sondern, dass er als Quereinsteiger in dieses Amt gewählt wurde, als jemand, der sich nicht scheut, auch mal Tacheles zu reden. Auch bei der Verwaltung der Biosphäre. Das Ergebnis ist bekannt: Nun leiten Gerhard Mörsch aus dem Landratsamt und Holger Zeck aus dem Umweltministerium zusammen den Biosphärenzweckverband.

"Die Kommunikation und die Wahrnehmung nach außen mussten besser werden", betont Theophil Gallo . Er lobt das engagierte Team aus Saarpfalz-Touristik und Biosphärenzweckverband, dessen Verbandsvorsitzender er ist: "Die Mitarbeiter sind sehr engagiert, sie machen eine tolle Werbung für unsere Region. Ich hoffe, wir können die Biosphäre zu einer richtigen Marke aufbauen."

Was ihn noch umtreibt, ist eine bessere Vernetzung der Gemeinden, "vor allem im IT-Bereich. Es nützt ja nichts, wenn in jeder Gemeinde zwei, drei Fachleute sitzen. Es ist in diesem Fall besser, einen gemeinsamen Pool zu bilden, auf den alle Städte und Gemeinden zurückgreifen können."

Doch damit hat er auch schon ein Grundproblem seines Amtes angesprochen: Wie viele Entscheidungen wollen die Kommunen an den Landrat abtreten? Bis wohin ist es eine Erleichterung, dass der Kreis einige Aufgaben abnimmt - und ab wann fühlt man sich als Stadt oder Gemeinde bevormundet?

"Ich will auf keinen Fall den Eindruck vermitteln, der Kreis wolle alles an sich ziehen", betont Gallo, "aber in manchen Fällen ist es einfach sinnvoller, die Dinge zu bündeln." Das gelte auch für die Flüchtlingshilfe, die Gallo auf professionellere Füße stellen möchte: "Es kann nicht sein, diese Arbeit vorwiegend auf den Schultern der Ehrenamtlichen abzuladen. Die sind am Ende überlastet und frustriert, das kann niemand wollen."

 Zu Gast in der Redaktion: Landrat Theophil Gallo und Anika Bäcker von der Pressestelle des Landratsamtes. Foto: SZ/Maack

Zu Gast in der Redaktion: Landrat Theophil Gallo und Anika Bäcker von der Pressestelle des Landratsamtes. Foto: SZ/Maack

Foto: SZ/Maack

Am Ende zog Theophil Gallo ein kurze Bilanz seiner bisherigen Tätigkeit: "Es ist anspruchsvoll, zeitintensiv, man lernt ständig etwas Neues und man muss sich kümmern. Erst mal um die Menschen, aber auch um wichtige Einrichtungen wie die Schulen, das Krankenhaus, die Vereine und Verbände." Mit dem Kreistag arbeite er gerne zusammen, "die Sitzungen sind sachlich und unspektakulär. Genau das, was man für ein gutes Arbeitsklima braucht." Was ihn umtreibt, ist die demografische Entwicklung: ,,Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Bevölkerung im Kreis deutlich schrumpft." Das erfordere neue Formen des Zusammenlebens.

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