Der Tag der schnellen Kettensäge

Homburg · Es war wirklich kein Bummelwetter gestern in der Homburger City, da hatten Regen und Wind was dagegen. Und Sägen-Künstler Sigurd Bratzel zuzusehen, hätte bei gutem Wetter auch mehr Spaß gemacht.

 Schnellschnitzer Sigurd Bratzel ließ gestern auf dem Homburger Nikolausmarkt die Kettensäge kreisen und die Holzspäne fliegen. Foto: Thorsten Wolf

Schnellschnitzer Sigurd Bratzel ließ gestern auf dem Homburger Nikolausmarkt die Kettensäge kreisen und die Holzspäne fliegen. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Die Weihnachtszeit hat ja schon eine Menge mit Holz zu tun: Ganz offensichtlich, wenn es um den geschmückten Baum geht, nicht minder offenkundig, wenn man auf den zahlreichen Weihnachts- und Nikolausmärkten in unserer Region die Auslagen der Marktbeschicker durchstöbert und immer wieder auf Schönes und Schickes, eben aus Holz, trifft. So weit, so gut, so gewohnt, so weihnachtlich.

Um Holz, und zumindest das war deswegen also nicht wirklich überraschend, ging es gestern auch beim Sonntag auf dem Nikolausmarkt in Homburg . Allerdings: Vorweihnachtlich romantisch sieht anders aus - oder vielleicht präziser formuliert: hört sich anders an. Denn was Sigurd Bratzel mit seiner kleinen Kettensäge veranstaltete, das klang nicht gerade wie "Stille Nacht". Doch was er mit seinem Handwerkszeug aus großen Holzblöcken in kürzester Zeit heraussägte und mit feiner Kettenklinge in Form brachte, das war aller Ehren wert. "Speedcarving" nennt sich das, was Forstwirtschaftsmeister Bratzel bestens beherrscht, zu Deutsch: Schnellschnitzen. Sieger mit der Mannschaft bei der Speedcarving-Weltmeisterschaft wurde Sigurd Bratzel - und von diesem weltmeisterlichen Glanz ließ der Schnellschnitzer gestern auf dem Nikolausmarkt einiges aufblitzen. Seit 22 Jahren rücke er mit der Säge großen Holzstämmen auf die Schnelle zu Leibe, "ich war einer der ersten, die das in Deutschland gemacht haben". Der vermeintlichen Verlockung, aus dem Schnellschnitzen einen Hauptberuf zu machen, "einige meiner Kollegen haben das getan", hat der Münchweiler' Bratzel widerstanden. Stattdessen hat er daraus ein "angemeldetes Hobby" gemacht. Und dann ließ er die Späne fliegen und verwandelte einen schon vorab bearbeiteten Stamm in ein kleines Buchregal mit einem Raben obenauf als Dekoration - und dass natürlich in Windeseile; heißt ja auch Speedcarving und nicht Meditationsschnitzen.

Sigurd Bratzels Action am und mit dem Sägeblatt stand in einigem Kontrast zum Betrieb auf dem Nikolausmarkt und beim verkaufsoffenen Sonntag. Das Wetter hatte wenig einsehen, grau, regnerisch und windig präsentierte sich der erste Advent 2015, und damit alles andere als vorweihnachtlich. Entlang der Ladenzeilen waren wohl eher sonntägliche Zielkäufer als Lustbummler unterwegs. Immerhin: So manche Einkaufstüte fand an der Hand von "Ihr" oder "Ihm" den Weg zu "Ihr" oder "Ihm" - ob der gestrige verkaufsoffene Sonntag allerdings als überragender Erfolg in die Geschichte eingehen wird, kann man schon mal bezweifeln.

Letztendlich ist Wetter aber das, was man daraus macht. Das sagte sich auch Waltraud Gäbler, die mit ihrer Tochter in der City unterwegs war. "Ok, das ist jetzt nicht wirklich ein gutes Wetter zum Bummeln. Aber man kann in den Geschäften in aller Ruhe schauen und kaufen. So vermeide ich mir einigen Stress, wenn der Heiligabend dann immer näher rückt. Immerhin kommt der 24. Dezember ja immer überraschend."

Beim Homburger Nikolausmarkt selbst geht es am heutigen Montag so weiter: Um 16 Uhr tritt der Musikverein Reiskirchen mit Weltmusik und Weihnachtlichem auf, um 18.30 Uhr geht's mit dem Shantychor Teddy Suhren aus Zweibrücken musikalisch aufs Meer.

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