Unter Applaus auf musikalischem Raubzug

Homburg · Mit zwei Konzerten zum neuen Jahr, eines morgens, das andere abends, hat das Homburger Sinfonieorchester sein Publikum beglückt. Auf dem Programm stand unter anderem eine Ouvertüre von Johann Strauß.

 Unter der Leitung von „Räuberhauptmann“ Jonathan Kaell (Mitte) machten sich die Musikerinnen und Musiker des Homburger Sinfonieorchesters gestern Morgen und gestern Abend „kriminell gut“ auf Raubzüge durch die Musik und servierten den Gästen Perlen, Juwelen, Gold und Silber der klassischen Literatur. Foto: Thorsten Wolf

Unter der Leitung von „Räuberhauptmann“ Jonathan Kaell (Mitte) machten sich die Musikerinnen und Musiker des Homburger Sinfonieorchesters gestern Morgen und gestern Abend „kriminell gut“ auf Raubzüge durch die Musik und servierten den Gästen Perlen, Juwelen, Gold und Silber der klassischen Literatur. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Es ist schon eine seltsame Wortkombination: Wenn jemand etwas "kriminell gut" macht, dann macht er es, so die Lesart, richtig, richtig gut. Doch kann "richtig gut" sein, was kriminell ist? Tatsache ist, dass gerade die Musik bedeutende Beispiele liefert, in denen erdachte Szenarien jenseits der Rechtsstaatlichkeit die perfekte Kulisse für außerordentliche Werke waren und sind. So gesehen: Ja, es geht "kriminell gut". Und was so würdig ist, das verdient es wohl auch, in Tönen ein Neujahrskonzert der Stadt Homburg zu gestalten - so geschehen gestern gleich zwei Mal, um 11 und um 19 Uhr.

Und schon bei der Vorstellung am Morgen konnten die Musiker des Homburger Sinfonieorchesters unter der Leitung von Jonathan Kaell von der Bühne des Kulturzentrums Saalbau auf einen ausverkauften Saal blicken. Von dort aus starteten die Musikerinnen und Musiker ihren gelungenen Raubzug durch die Welt der klassischen Musik und eigneten sich gekonnt sehr bekannte und auch etwas weniger bekannte Werke an - ein zeitweiser Eigentümerwechsel, der bei den Gästen im Saal von der ersten Beute an für Begeisterung sorgte. Kein Wunder: An Juwelen und Perlen ließen es die Akteure nicht mangeln. Dabei trieb Räuberhauptmann Kaell, man sollte und wollte dem Titel "Kriminell gut" des Neujahrskonzert ja auch Taten folgen lassen, seine "Bande" ordentlich an: Schon mit der Ouvertüre aus der Operette "Indigo und die 40 Räuber " aus der Feder von Johann Strauß ging's ordentlich zu Sache. Das Homburger Sinfonieorchester machte keine halben Sachen, schon diesen musikalischen Safe, uraufgeführt im Jahr 1871, knackte man in überaus eleganter Manier.

Doch was ist die beste Räuberbande, wenn da keiner ist, der über die gelungenen Streifzüge berichtet? Und hier tat sich Johanna Schatke, Konzert- und Musiktheaterpädagogin am saarländischen Staatstheater, als Moderatorin hervor, die als lustvoll-kriminelle Wortdiebin von Raubzug zu Raubzug führte und die Beute vor aller Augen und Ohren im Detail in Augenschein nahm. "Indigo und die 40 Räuber war das erste Bühnenwerk des Walzerkönigs Johann Strauß. Mäßiger Erfolg war ihm beschieden. Aber diese Ouvertüre ist übrig geblieben. Und die wird heute noch gespielt."

Nach dem gelungenen Treffen auf Strauss' 40 Räuber ging's für das Homburger Sinfonieorchester dann um "Gold und Silber" - fast schon traditionelle Bestandteile vieler "kriminell guter" Geschichten. Bei den Edelmetallen aus der guten Stube von Franz Lehár handelte es sich um einen Walzer im Gewand eines mitreißenden "Schlagers", den Kaell mit der ihm eigenen Intensität Ton für Ton und expressiv aus seinem Orchester förderte. Überhaupt: Kaell ließ gestern keinen Zweifel daran aufkommen, wer in der Bande das Sagen hat, ein echter Räuberhauptmann eben.

Und einer, der sich für ganz spezielle Raubzüge kompetenter Unterstützung versichert hatte. Um im Bild zu bleiben: Mit dem Bariton Nico Woutrese und der Sopranistin Charlotte Dellion sorgten noch vor der verdienten Pause zwei "kriminell gute" Solisten für eine, sagen wir mal, Erweiterung des kriminellen Portfolios: Woutrese gab die Arie des Toreador aus Bizets Carmen, ebenfalls aus diesem Meisterwerk stahl Dellion mit viel Feingefühl und Finesse "Habanera". Dazwischen ging es mit Strauß' "Banditengalopp" zügig zur Sache.

Mit den Auftritten von Dellion und Woutrese war es aber vor der Pause nicht getan mit gekonnten Einzelstreifzügen: Bei Camille Saint-Saëns "Danse Macabre" bewies sich Vsevolod Starko in seiner Rolle als solierender erster Geiger als verlässlicher Leutnant in Hauptmann Kaells Räuberbande.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort