Gedankliche Konzentration und musikantische Ausgelassenheit

Homburg · Der Weg geht unbeirrbar steil nach oben: Das noch junge Armida-Quartett hat den Namen der Zauberin nach dem großen Erfolg beim ARD-Wettbewerb im Jahr 2012 gewählt. Die Vier bieten Kammermusik in Vollendung.

 Das Armida Quartett in Aktion. Am 8. September eröffnert es die Saison der Meisterkonzerte in Homburg. Foto: Ver/Felix Broede

Das Armida Quartett in Aktion. Am 8. September eröffnert es die Saison der Meisterkonzerte in Homburg. Foto: Ver/Felix Broede

Foto: Ver/Felix Broede

Das erste Homburger Meisterkonzert der neuen Saison am Donnerstag, 8. September, 20 Uhr im Kulturzentrum Saalbau wird sicher alle Besucher in einen gewissen Zauberbann schlagen. Denn es wird von dem noch jungen Armida-Quartett aus Berlin gestaltet.

Nach seinem spektakulären Erfolg beim ARD-Wettbewerb 2012 mit einem ersten Preis, dem Publikumspreis und sechs weiteren Sonderpreisen, haben der Primarius Martin Funda, die zweite Geigerin Johanna Staemmler, die Bratschistin Teresa Schwamm und der Cellist Philipp Staemmler ihr Quartett nach der Zauberin Armida aus dem Dramma eroico (1783) von Joseph Haydn benannt.

Die betörende Verführerin hat nach der Vorlage im heroischen Ritterepos "La Gerusalemme liberata" (Das befreite Jerusalem; 1581) von Torquato Tasso (1544-1595) den Kreuzritter Rinaldo nicht nur in der Haydn-Oper vorübergehend vom Weg zur Vollkommenheit weg auf ihre Zauberinsel gelockt, sondern auch in ähnlichen Werken von Lully, Händel, Gluck, Salieri, Brahms oder Dvorák. Gott sei Dank umstrickte sie nur den Rinaldo, nicht das Armida-Quartett selbst. Das verfolgte nach 2012 unbeirrbar seinen steilen Weg nach oben, unter anderem in die BBC-Reihe "New Generation Artists" und zu den bedeutendsten Festivals in Schwetzingen, Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern. Seinen Weg in die großen Aufnahmestudios, wo die Debüt-CD mit Werken von Bartók, Ligeti und Kurtág entstand, nicht zuletzt in die Besten-Liste zum Deutschen Schallplattenpreis.

Zwischen gedanklicher Konzentration und musikantischer Ausgelassenheit, zwischen Formstrenge und magischer Vereinnahmung bewegt sich die Werkfolge, die das Quartett für seinen Auftritt in Homburg vorbereitet hat. Sie beginnt mit den Fugen 1, 4, 11 und 14 aus dem letzten, 1749 unvollständig hinterlassenen Werk von Johann Sebastian Bach (1685-1750), aus seiner "Kunst der Fuge" BWV 1080. Höchste Meisterschaft hier in kontrapunktischer Fugenkunst wechselt im so genannten "Hoffmeister-Quartett" D-Dur KV 499 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) zu höfischer Eleganz. Das im "Figaro-Jahr" 1786 entstandene Quartett bildet nach den so genannten "Haydn-Quartetten" die Brücke zu Mozarts letzten drei Quartetten, die für den Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. und seine Hofmusik in Potsdam entstanden sind. Die Zuhörerinnen und Zuhörer dürfen sich also auf klassische Kammermusik in höchster Vollendung freuen.

Das letzte Streichquartett As-Dur op. 105 von Antonin Dvoák (1841-1904) wurde vor seiner Rückreise in die böhmische Heimat im Frühjahr 1895 zwar noch in Amerika begonnen, aber erst im Dezember des gleichen Jahres zu Hause vollendet. In seinen langsamen Teilen klingt etwas von dem zehrenden Heimweh des Wahlamerikaners nach, in den folkloristischen Episoden, vor allem im ausgelassenen Polkawirbel des Finalsatzes aber auch Dvoráks unbändige Freude, wieder zu Hause sein und arbeiten zu dürfen.

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