„Das Center muss kommen“

Homburg · Wilfried Bohn führt seit Juni die Homburger SPD. Der protestantische Pfarrer engagiert sich in der Stadtpolitik und nannte beim SZ-Redaktionsgespräch die Schwerpunktthemen seiner Partei für die nächsten Monate. Bohn wirbt dabei für eine bessere Zusammenarbeit aller Kräfte.

 Das Einkaufscenter auf dem Enklerplatz gibt es bisher nur als Computerdarstellung. Geht es nach dem Willen der SPD, dann soll das Center unbedingt gebaut werden, mit einer direkten Anbindung an die Eisenbahnstraße. Foto: SZ/Deutsche Immobilien-Gruppe/Naujack-Rind-Hof

Das Einkaufscenter auf dem Enklerplatz gibt es bisher nur als Computerdarstellung. Geht es nach dem Willen der SPD, dann soll das Center unbedingt gebaut werden, mit einer direkten Anbindung an die Eisenbahnstraße. Foto: SZ/Deutsche Immobilien-Gruppe/Naujack-Rind-Hof

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 Wilfried Bohn warb beim SZ-Redaktionsbesuch um ein besseres Miteinander in der Homburger Innenstadt. Foto: Thorsten Wolf

Wilfried Bohn warb beim SZ-Redaktionsbesuch um ein besseres Miteinander in der Homburger Innenstadt. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Seit kurzem hat die Homburger SPD einen neuen "Chef": Wilfried Bohn, 56, ist jetzt Stadtverbandsvorsitzender und folgt somit auf den im Dezember 2013 verstorbenen Hans Felden. Die Sozialdemokraten haben sich Zeit gelassen mit der Nachfolgeentscheidung. "Wir wollten erst die Oberbürgermeister-Wahl vorübergehen lassen und dann in Ruhe abwägen", erläuterte Bohn beim Besuch in unserer Redaktion, bei dem er seine kommunalpolitischen Vorhaben - und damit die seiner Partei - präsentierte.

Bohn, der hauptberuflich als protestantischer Pfarrer in Erbach arbeitet, ist seit 1996 in der Homburger SPD aktiv und gehört seit nunmehr elf Jahren auch der Stadtratsfraktion an, derzeit als stellvertretender Fraktionschef. Er kennt sich also aus in der Homburger Stadtpolitik und weiß, was gut und was weniger gut läuft. Was Letzteres betrifft, sieht Bohn weiterhin Nachholbedarf für die Innenstadt. "Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Einkaufscenter auf den Enklerplatz kommen muss. Wenn der Investor bei seinen Plänen bleibt, hat er die vollste Unterstützung der SPD ." Er meint damit, dass die Centerbetreiber eng mit der Kaufmannschaft in der bestehenden Innenstadt kooperieren wollen. Wilfried Bohn sieht das Center als das Zukunftsprojekt für Homburg , und er erinnert im Gespräch daran, dass es in der Kreisstadt immer wieder Innenstadt-Entwicklungen gegeben habe.

Die letzte Stadtentwicklung mit der Gestaltung der Fußgängerzone sei mehr als 30 Jahre her und seit längerem abgeschlossen. Jetzt müsse eine neue Perspektive kommen, wobei der SPD-Chef darin auch eine Möglichkeit sieht, die in die Jahre gekommene Eisenbahnstraße wiederzubeleben. "Wir müssen aufhören, die Innenstadt aufzuteilen, der Marktplatz gehört ebenso dazu wie die Talstraße und die Fußgängerzone." An diesem noch wenig ausgebildeten Zusammengehörigkeitsgefühl will Bohn arbeiten: "Ich werde immer wieder gefragt, was passiere, wenn das Center kommt. Ich frage dann immer zurück: Was passiert, wenn es nicht kommt?"

Zu Innenstadt-Entwicklung gehört für Bohn auch ein adäquates Parkplatz-Angebot. Deshalb müsse nun - vor dem möglichen Start der Bauarbeiten auf dem Enklerplatz - das Parkdeck in der Uhlandstraße gebaut werden. Die Ausschreibung hierfür könne bald beginnen. "Das wäre auch ein wichtiges Signal an den bestehenden Handel in der Talstraße, dass wir ihn nicht alleine lassen."

Ein weiteres wichtiges Anliegen Bohns ist das Kulturleben in der Stadt. "Hier wird vieles gemacht, aber auch viel gewurschtelt. Was fehlt, ist ein roter Faden." Es müsse auf den Prüfstand, welche Kulturaktionen beziehungsweise Feste bleiben sollen und auf welche man gern verzichten kann.

Eine Arbeitsgruppe soll hier für Klarheit sorgen. Wobei Bohn schon heute einige Feste als überflüssig einschätzt: "Besser, wir machen nur ein Fest - das aber ordentlich." Positiv bewertet er die Tatsache, dass sich in der Altstadt in Sachen Gastronomie etwas getan hat und weiter tun wird. Auch beim Thema Gastronomie sei Gemeinsamkeit der gesamten Innenstadt wichtig - nicht das Gegeneinander. Die SPD stehe auch weiterhin hinter dem Vorhaben im "Storchen". Falls es aus Kostengründen doch nichts aus dem Stadtmuseum mit Gastronomie werde, empfiehlt Bohn alles daran zu setzen, wenigstens einen Gastronomiebetrieb hier anzusiedeln.

Natürlich kommt auch der Vorsitzende einer Partei wie die SPD , die im Stadtrat die stärkste Fraktion stellt, bei allem Wunschdenken nicht um das Thema Sparen herum ("die Zeit der Ausreden ist vorbei"). Es sei dabei unumgänglich, in der Stadtverwaltung Personal abzubauen, ebenso fordert Bohn, dass die Kommunen künftig besser zusammenarbeiten, "das muss einfach funktionieren". Gemeindefusionen lehnt er hingegen ab. Speziell für Homburg gelte, für zusätzliche Einnahmequellen zu sorgen - heißt: Gebührenerhöhungen. Eine Möglichkeit sieht Wilfried Bohn hier bei den Parkgebühren. Mit dem Bau eines Parkdecks in der Uhlandstraße müsse die Stadt eine moderate Parkraum-Bewirtschaftung einher gehen lassen. Die Leute seien durchaus bereit, eine kleine Parkgebühr zu zahlen.

Zur Flüchtlingsthematik ruft der neue SPD-Vorsitzende die Homburger zur Gelassenheit auf. "Wir bekommen das hin." So lange es geht, werde man versuchen, die Flüchtlinge dezentral unterzubringen. "Wir müssen bei den Leuten werben, dass sie Wohnraum zur Verfügung stellen."

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