Ein gutes Leben bis zum Schluss

Homburg · Die Palliativstation am Mittwoch offiziell eröffnet. Professor Sven Gottschling ist es zu verdanken, dass diese Einrichtung ans Uniklinikum kam. Palliativmedizin gehört auch zur Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte.

 Franz-Joseph Schwarz hatte gestern vor allem Ohren und Augen für seine Frau Sabine (links) und Dr. Christiane Seitz, eine Freundin der Famlie, die gemeinsam mit und für ihn gestern auf einem der Zimmer der neue Palliativ-Station am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg musizierten. Foto: Thorsten Wolf

Franz-Joseph Schwarz hatte gestern vor allem Ohren und Augen für seine Frau Sabine (links) und Dr. Christiane Seitz, eine Freundin der Famlie, die gemeinsam mit und für ihn gestern auf einem der Zimmer der neue Palliativ-Station am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg musizierten. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Die Stimmung ist hörbar gut im Zimmer von Franz-Joseph Schwarz. Am kleinen Keyboard sitzt Dr. Christiane Seitz, die Blockflöte spielt Sabine Schwarz-Hasselbach - und weiter hinten im Krankenbett hört Ehemann Franz-Joseph Schwarz der Musik der beiden mit einem Lächeln zu. "Die machen das schon gut, die zwei, sonst hätte ich sie schon längst rausgeschmissen", scherzt Schwarz. Da lachen alle drei herzhaft. Genau dieses Lachen ist es, was man hier hören will, auf der gestern offiziell eröffneten Palliativ-Station am Universitätsklinikum des Saarlandes.

Denn es geht allen hier um ein lebenswertes Leben bis zum Schluss - auch wenn sich die Palliativ-Medizin der Versorgung von Patienten widmet, für die es keine Heilung mehr gibt. Keine Heilung mehr erfahren zu können - ein solches Bild im Kopf hat für viele einen grauen oder gar schwarzen Charakter. Doch von dem ist gestern bei Franz-Josef Schwarz nichts zu spüren, er setzt in Sachen "Spruch" noch einen drauf.

Gefragt nach der großen Zahl von offiziellen Gästen, die in diesem Moment schon auf dem Weg von der Eröffnungsfeier in der Klinik-Kirche zur neuen Palliativ-Station sind, sagt er mit einem breiten Grinsen: "Wir haben überlegt, ob wir einen Hut hinstellen sollen. Da können die dann ein bisschen Geld reinwerfen."

"Die" - das stand gestern für Saar-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, Saarpfalz-Landrat Theophil Gallo, Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind, zahlreiche weitere Gäste aus Klinik, Gesellschaft, Wirtschaft sowie Politik und natürlich für Professor Sven Gottschling, den Leiter des Zentrums für Palliativmedizin und Kinderschmerztherapie am UKS. Vor allem ihm ist es zu verdanken, dass die Palliativ-Medizin zunehmend in einem anderen Licht gesehen wird, dass das Sterben zunehmend enttabuisiert wird und das es nun das gibt, was seit langem gefordert war: Eine eigene Palliativ-Station als integraler Bestandteil des Uniklinikums. Dafür hatte Gottschling lange am UKS geworben - und dann auch die Unterstützung erhalten, um seinen Patienten am Ende des Weges ein weiteres Mehr an Lebensqualität zu ermöglichen.

Diese Leistung Gottschlings und seines nicht minder engagierten Teams aus Ärzten, Pflegern und Therapeuten unterschiedlichster Bereiche würdigten gestern alle Redner - gleichwohl in den Grußworten von Annegret Kramp-Karrenbauer, Rüdiger Schneidewind, Theophil Gallo und Professor Michael Menger, dem Dekan der Medizinischen Fakultät, noch zwei weitere, wichtige Aspekte präsent waren: Die Antwort auf die Frage, wie man in der Gesellschaft mit dem Tod umgeht und welchen Stellenwert die Palliativ-Medizin als Alternative zur immer wieder geforderten Zulässigkeit von aktiver Sterbehilfe hat.

Menger war es, der dazu aufrief, in der Gesellschaft eine "Kultur des Sterbens" zu entwickeln. "Vor 30, 40 Jahren war es Tabu, über dieses Thema zu sprechen. Heute ist es kein Tabu mehr, es darf kein Tabu mehr sein." Stattdessen gelte es den Anspruch zu haben, nicht nur eine Lebenskultur zu besitzen, sondern eben auch eine des Sterbens. Hier sah Menger die Universitäten als Ausgangspunkt für eine solche Entwicklung, "das ist unsere Aufgabe."

Saar-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer nannte den gestrigen Tag einen "ganz besonderen Tag, für mich persönlich, für mich als Ministerpräsidentin und für mich als Schirmherrin der Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz." Auch in dieser Funktion machte sie aus ihrer Sicht klar, dass die Diskussion "aktive Sterbehilfe oder nichts" eine falsche sei. "Was ich als Aufgabe empfinde ist, dass wir den Menschen sagen müssen, dass es eine Alternative gibt. Und diese Alternative liegt darin, dass wir die Betroffenen mit aller medizinischen Professionalität, mit aller menschlichen Zuwendung, die wir geben können, bis zu ihrem Ende begleiten."

Zum Thema:

Mit der neuen Palliativ-Station am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg erfährt das Zentrum für Palliativmedizin und Kinderschmerztherapie eine deutliche Aufwertung. Nun hat das Zentrum, wie schon lange von dessen Leiter Professor Sven Gottschling gefordert, eigene Räumlichkeiten und kann so die Versorgung von Patienten auf i bessere Fundamente stellen. Angesiedelt ist die neue Station im dritten Stock des Gebäudes der Chirurgie. Sie umfasst zwölf Betten. thw

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort