Pfarrei geht auf Geschiedene zu

Homburg · Die Homburger Pfarrei Heilig Kreuz geht ab dem Wochenende einen neuen Weg. Unter Berufung auf das Papst-Schreiben „Die Freude der Liebe“ wird Pfarrer Markus Hary in den Gottesdiensten seine Gemeinden dazu aufrufen, Wiederverheiratete und Geschiedene „voll am christlichen Gemeindeleben“ teilhaben zu lassen.

 Die katholischen Gemeinden der Pfarrei Heilig Kreuz in Homburg, hier eine Aufnahme von der Kirche St. Fronleichnam, wollen ab dem Wochenende Geschiedene und Wiederverheiratete in ihrer Mitte willkommen heißen. Foto: B. Reichhart/SZ

Die katholischen Gemeinden der Pfarrei Heilig Kreuz in Homburg, hier eine Aufnahme von der Kirche St. Fronleichnam, wollen ab dem Wochenende Geschiedene und Wiederverheiratete in ihrer Mitte willkommen heißen. Foto: B. Reichhart/SZ

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Die katholische Pfarrei Heilig Kreuz in Homburg wird ab diesem Wochenende ein Tabu brechen. "Ich werde in all unseren Gottesdiensten ein nachapostolisches Schreiben verlesen und darin aufrufen, Wiederverheiratete und Geschiedene voll am christlichen Leben teilhaben zu lassen und auch dazu predigen", sagt Pfarrer Markus Hary. Zu seiner Pfarrei gehören 9500 Gläubige (siehe Hintergrund). Der 20-köpfige Pfarreirat unterstütze ihn dabei ganz und gar, den Auftrag von Papst Franziskus zu "Amoris laetitia" (Die Freude der Liebe ) in den Alltag lebendig werden zu lassen.

Der Vorstoß sei ursprünglich aus dem Gemeindeausschuss von Maria Hilf in Bruchhof-Sanddorf gekommen. Von dort sei die Bitte an ihn und den Pfarreirat herangetragen worden, das Papst-Ansinnen in die alltägliche Wirklichkeit vor Ort zu realisieren. "Dazu gehören vor allem auch die Teilnahme an der Eucharistiefeier und die Spende der heiligen Kommunion", so der katholische Theologe Hary. Fast jeder Katholik in unserer Gesellschaft kenne Mitchristen im eigenen familiären Bereich oder Freundeskreise, "die wegen ihrer Lebensweise bisher vom sakramentalen Leben der Kirche ausgeschlossen sind". Der Papst wolle diesen betroffenen Personen in der Realität des Lebens gerecht werden und für sie neue pastorale Möglichkeiten eröffnen, voll am christlichen Gemeindeleben teilnehmen zu können, so Hary, der dann sagt: "Dies werden wir jetzt Wirklichkeit werden lassen." Wiederverheiratete und Geschiedene können somit künftig "nach eigener ernsthafter und verantwortbarer Gewissensentscheidung und mit gutem Willen" ihren Platz in der Gemeinde einnehmen.

Dazu gehöre für ihn auch, so Hary, wenn ein wiederverheiratetes Paar den kirchlichen Segen wünsche, "dass ich dies dann auch tue". Dies sei schon einmal in Homburg vorgekommen. Eine kirchliche Trauung bei einer Wiederverheiratung sei aber weiterhin nicht möglich. Für die Katholiken der Pfarrei Heilig Kreuz heiße es: "Wir wollen dazu beitragen, dass eine Atmosphäre des Verstehens, der Solidarität und des Angenommenseins in unserer Gemeinde wachsen kann. Wir stehen auch für Betroffene als Ansprechpartner zur Verfügung und laden sie zur Teilnahme am Gemeindeleben ein." Zum ersten Mal in der römisch-katholischen Geschichte hatte Papst Franzikus die Gläubigen im Vorfeld der Weltbischofssynode, die im Herbst 2015 in Rom stattfand, weltweit Katholiken befragen lassen. Es ging um die Themen Liebe , Partnerschaft, Familie und Sexualität. In der Frage des Sakramenten-Zugangs für Wiederverheiratete und Geschiedene soll in der katholischen Kirche künftig Barmherzigkeit gelten, so seine klare Position. Das hat Papst Franziskus nach der Befragung im Schreiben "Amoris Laetitia" ("Die Freude der Liebe ") zur Ehe- und Familienpastoral angeordnet. Der Papst fordert, Priester und Bischöfe sollten die moralischen Regeln nicht "wie Felsen auf das Leben der Gläubigen werfen''. Papst Franziskus eröffnete Katholiken bei den heiklen Streitthemen Ehe und Familie neue Spielräume, lässt die kirchenrechtlichen Vorgaben aber in Kraft. Im Zentrum des 188 Seiten langen Textes steht die Liebe mit all ihren Facetten. Dabei spricht der Papst auch ganz offen Themen wie Leidenschaft und Erotik an, die bisher in der katholischen Kirche meist ein Tabu waren: "Wir dürfen also die erotische Dimension der Liebe keineswegs als ein geduldetes Übel oder als eine Last verstehen, sondern müssen sie als Geschenk Gottes betrachten." Der Papst erklärte weiter: "Intakte Familien sind der Motor der Welt und der Geschichte." In der Familie entwickele der Mensch seine Persönlichkeit, seine Wertvorstellungen und sein Engagement für die Mitmenschen.

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Hintergrund Das Bistum Speyer, zu dem auch die katholischen Gemeinden in der Saarpfalz gehören, hat sich im Zuge einer Pastoralreform neu geordnet. Aus den ehemaligen eigenständigen Gemeinden Maria Geburt (Schwarzenacker), Maria Hilf (Bruchhof-Sanddorf), Mariä Himmelfahrt (Kirrberg), St. Fronleichnam Homburg und St. Michael Homburg entstand die neue Pfarrei, die seit Juni diesen Jahres den Namen Heilig Kreuz trägt. Pfarrer der Pfarrei ist Markus Hary. jkn

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