Stadt greift beim Kombibad tief in die Tasche

Homburg · Ein Minus im Bäderbetrieb des Koi von knapp einer dreiviertel Million Euro für die beiden letzten Jahre soll ausgeglichen werden.

 Das neue Kombibad Koi ist bislang alles andere als ein Publikumsmagnet. Wie sich das ändern könnte, weiß man bislang nicht so recht. Foto: Wolf/SZ

Das neue Kombibad Koi ist bislang alles andere als ein Publikumsmagnet. Wie sich das ändern könnte, weiß man bislang nicht so recht. Foto: Wolf/SZ

Foto: Wolf/SZ

In seiner Sitzung morgen um 17.30 Uhr befasst sich der Homburger Stadtrat mit der Kausa Kombibad - allerdings im nichtöffentlichen Teil. Es geht um die Finanzsituation des Koi, das in finanzielle Schieflage geraten ist (wir berichteten). Die Ratsfraktionen müssen nun entscheiden, wie es weitergeht mit der Wasserlandschaft an der "Hinkelsbix". In den vergangenen beiden Jahren ist im Bäderbereich für die privaten Betreiber ein stattliches Minus aufgelaufen - man munkelt, dass es sich um eine Viertelmillion im vergangenen Jahr und gar um 500 000 Euro Verlust für das laufende Geschäftsjahr handelt. Bei der Saunalandschaft kommen die Betreiber wohl mit einem blauen Auge davon, aber ein Gewinn, mit dem man das Minus im Badebereich verringern könnte, ist nicht in Sicht. Deshalb pochen die Betreiber darauf, dass die Stadt die Löcher auf der Einnahmenseite stopft.

Nach Bekanntwerden der alles andere als erfreulichen Zahlen hat Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich gemacht, dass der Stadt nicht daran gelegen sein kann, das Millionenprojekt Kombibad, das in so genannter Öffentlich-privater Partnerschaft (ÖPP) entstanden ist, in die Insolvenz steuern zu lassen. Das heißt, der Stadtrat soll am Donnerstag grünes Licht geben, dass die Stadt - also der Steuerzahler - für das Minus einspringt. Die Stadt schießt bereits heute jährlich rund 400 000 Euro zu, wie bisher in den spärlich veröffentlichten Zahlenwerken rund ums Koi immer verlautbart wurde. Durch die Pacht fließt im Gegenzug immer auch etwas Geld in die Stadtkasse zurück. Aber jetzt werden sich die städtischen Aufwendung in Richtung einer Millionen Euro bewegen. Damit wäre das bisherige Ziel, das neue Schwimmbad bei den Jahresinvestitionen günstiger zu führen als die beiden inzwischen geschlossenen alten Bäder, verfehlt. Die zwei Bäder kosteten in ihren letzten Laufjahren den Steuerzahler etwas über eine Million. Nicht zu vergessen darf man beim Koi in diesem Zusammenhang allerdings die Kreditsumme, die in den nächsten 25 Jahren abgestottert werden muss. Einsparungen, wie damals im Rahmen der Haushaltsbegleitbeschlüssen versprochen, sind also definitiv nicht möglich. Im Gegenteil: Das neue Bad kostet die Stadt richtig Geld.

Und zusätzliches Geld muss nun her. Wie bei anderen Großprojekten in Homburg ebenfalls inzwischen üblich, werden die Investitionen nicht im städtischen Haushalt auftauchen. Das Geschäft läuft über die damals eigens gegründete Bädergesellschaft, die der Homburger Parkhaus- und Stadtbusgesellschaft (HPS) eingegliedert ist. Und die HPS ist wiederum 100-prozentige Stadttochter. Über sie laufen schon der Stadtbus, die Parkhäuser, der defizitäre Musikpark oder das höchst sanierungsbedürftige Erbacher Sportzentrum. All die Kosten werden mit den Gewinnen der Stadtwerke verrechnet.

Bei den beiden großen Parteien im Rat, die das Kombibad quasi im Alleingang umgesetzt haben, besteht zunächst einmal Bereitschaft, die Kröte der zusätzlichen rund 750 000 Euro zu schlucken. CDU-Fraktionschef Michael Forster macht deutlich: "Wir wollen nicht, dass der Betreiber in Insolvenz geht, deshalb wird die Stadt die Löcher für 2016 und 17 stopfen". Darüber hinaus werde es am Donnerstag aber keine Festlegungen geben - "da müssen zunächst alle Zahlen auf den Tisch, um eine genaue Prognose wagen zu können". Außerdem müsse man, so Forster, in Betracht ziehen, dass die Stadt perspektivisch das Bad selbst betreiben könne. Natürlich sei von Beginn an klar gewesen, dass man ein Schwimmbad nicht zum Nulltarif bekomme, "die hohen Kosten, die es bei den beiden alten Bäder gab, sollten gedrückt werden". Davon sei man jetzt, knapp zweieinhalb Jahre nach der Koi-Eröffnung, aber weit entfernt - "das ist das Ärgerliche, da am Ende der Steuerzahler die Zeche zahlt".

Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind (SPD) bestätigte gestern auf Nachfrage unserer Zeitung, dass eine Ratsmehrheit wohl für zusätzliche Gelder stimmen werde. "Aber das wird in sehr engem Rahmen geschehen, und schon gar nicht wird es einen Freibrief für die Zukunft geben." Es gehe jetzt in erster Linie darum, alles Notwendige dafür zu tun, eine drohende Insolvenz abzuwenden. Perspektivisch werde man über die Attraktivierung des Bades für junge Familien nachdenken müssen. Das Angebot für Kinder und Jugendliche sei derzeit nicht ausreichend. Aber auch da werde es keinen Schnellschuss geben, so der Verwaltungschef. Zuvor müsse man eine Marktanalyse heranziehen. Ziel müsse es sein, das Bad für Familien aufzuwerten und auch die Besucherzahl im Saunabereich zu steigern. Denn dort soll eigentlich das Geld verdient werden, mit dem man den Badebetrieb finanzieren kann.

Dass Thema kann in der Stadtratssitzung übrigens nicht im öffentlichen Teil behandelt werden. Hier gehe es um "Geldsummen an einen privaten Dritten", begründet dies der OB. Deshalb bleiben die Türen für die Öffentlichkeit verschlossen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort