Kein Anschluss über Bahntrasse

Homburg · Der Bund und das Land setzen bei einer möglichen weiteren Autobahnanbindung bei Erbach klar auf die Anbindung über die Umgehungsstraße. Gegen diese Variante hatten sich die Homburger Stadtspitze und der Stadtrat bislang immer deutlich positioniert.

 Die Gleise der alten Glantalbahn sind zwischenzeitlich demontiert, als Route für einen Zubringer zum geplanten Autobahnanschluss Homburg-Ost kommt die Strecke für Bund und Land trotzdem nicht in Frage. Foto: Thorsten Wolf

Die Gleise der alten Glantalbahn sind zwischenzeitlich demontiert, als Route für einen Zubringer zum geplanten Autobahnanschluss Homburg-Ost kommt die Strecke für Bund und Land trotzdem nicht in Frage. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Das Rad zum Thema neuer Autobahnanschluss Homburg-Ost an der A 6 dreht sich weiter. Nachdem Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind in unserer gestrigen Ausgabe die Hoffnung geäußert hatte, dass die vom saarländischen Verkehrsministerium angekündigten Neuplanungen auch eine mögliche Routenführung über die Glantalbahn-Trasse in Betracht ziehen könnten, gab es aus Saarbrücken dazu einen deutlichen Dämpfer. Wolfgang Kerkhoff, Pressesprecher des Ministeriums: "Das technische Regelwerk hat sich hinsichtlich der Knotenpunktsformen für Anschlussstellen geändert. Das bedeutet, dass die eigentliche Anbindung an die Autobahn überplant werden muss." Davon unberührt sei aber die vorgesehene Erschließungsstrecke. "Die Zuführung des Verkehrs läuft nach unserer Vorzugsvariante über die Umgehung Erbach ."

Im Gegensatz dazu hatte die Stadtverwaltung immer wieder der Zufahrt über die alte Bahnstrecke den Vorzug gegeben. Und in der Vergangenheit hatte man seitens der Verwaltung auch immer wieder den Eindruck vermittelt, Erbach und Reiskirchen vor einem Mehr an Verkehrsbelastung schützen zu wollen. So hatte Homburgs früherer Oberbürgermeister Karlheinz Schöner kurz vor seiner Wahl 2008 gemeinsam mit seinem Vorgänger Joachim Rippel erklärt, dass der bisher ins Auge gefasste Anschluss am Reiskircher Sportplatz nicht akzeptabel sei und nicht weiter verfolgt werden dürfe - wurde er aber augenscheinlich seitens Bund und Land.

Mehr als eine Randnotiz: In einer TED-Umfrage unserer Zeitung im Jahre 2010 hatte sich mit 81,35 Prozent eine deutliche Mehrheit der Leser grundsätzlich gegen einen weiteren A 6-Anschluss ausgesprochen. Dieses Votum wirft auch die von nicht wenigen gestellte Frage auf: Wenn man den bestehenden Autobahnschluss Homburg /Bexbach wie geplant ausbaut, wozu dann noch ein zusätzlichen Anschluss Homburg-Ost? Zudem gibt es die Befürchtung: Auch bei einem weiteren Autobahnanschluss werde sich die Verkehrsbelastung in Bruchhof nicht mindern, würden doch weiter viele Spediteure jeden Meter mautpflichtiger Autobahn meiden und durch die Orte fahren.

Inmitten dieses Hin und Her melden sich nun auch erste Stadtratsfraktionen zu Wort. So bekräftigte Axel Ulmcke, Fraktionssprecher der FWG, erneut sein Eintreten für die Glantalbahn-Trasse als Zubringer für Homburg-Ost. "Die FWG hat seit zehn Jahren versucht, die logisch beste Lösung für die Bürger von Homburg zu fordern. Alle bis dahin vertretenen Fraktionen außer den Grünen haben unsere Vorschläge begrüßt. Nun soll laut Alexander Funk die schlechte und bürgerbelastende Trassenlösung umgesetzt werden." Mit diesen deutlichen Worten reagierte Ulmcke auf eine Aussage des CDU-Bundestagsabgeordneten Alexander Funk vom Beginn der Woche. Funk, Mitglied des Verkehrsausschusses, hatte die Perspektive des Bundesverkehrsministeriums erläutert. Dort sei eine Lösung über die alten Bahnroute vom Tisch (wir berichteten). Der Grund dafür seien massive Mehrkosten, die Funk im Gespräch mit unserer Zeitung auf sechs Millionen Euro beziffert hatte. Diese Summe sei der Bund angesichts der nutzbaren Erbach-Umgehung nicht bereit zu zahlen. Und so müsste die Stadt selbst für diese Summe aufkommen - beharre man dort auf der Lösung Bahntrasse.

Meinung :

Unliebsame Wahrheiten

Von SZ-RedakteurPeter Neuheisel

Unliebsame Wahrheiten zu akzeptieren, ist immer schwer. Die Homburger Stadtratsmehrheit muss sich allerdings daran gewöhnen, dass es definitiv nichts wird mit dem Autobahnanschluss über die alte Bahntrasse im Erbacher Wald. Das mag man bedauern oder nicht - es ist Fakt. Nachtreten bringt auch nichts. Aber es würde definitiv etwas bringen, sich jetzt genau zu überlegen, was eigentlich sinnvoll ist und was nicht in Sachen Straßenneubau in Homburg . Wenn die Mehrheit im Stadtrat der Meinung ist, dass eine neue Autobahnanbindung unbedingt notwendig ist, dann muss sie der Variante über die Erbach-Umgehung wohl oder übel zustimmen. Hat sie die geringsten Zweifel, muss sie die Finger davon lassen und die Pläne dann auch offiziell begraben. Dann gibt es halt keinen zweiten Anschluss. Dieser Verzicht würde dem Steuerzahlern einige Millionen Euro ersparen. Vor diesem Hintergrund mutet es sowieso seltsam an, woher denn das Geld kommen soll, um gleich drei Straßengroßprojekte in Homburg umsetzen zu können. Vorsicht ist allemal geboten. Nicht, dass es am Ende heißt: Ihr bekommt einen neuen Autobahnanschluss und könnt Euch deshalb alles andere aus dem Kopf schlagen. Die Homburger Prioritäten sind klar gesetzt: zuerst die Umgehungsstraße B 423, dann der Ausbau des bestehenden Autobahnanschlusses. Ganz am Ende erst ein neuer Anschluss zur A 6.

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