18 Schulformen auf einen Streich

Homburg · Die Paul-Weber-Schule Homburg hat sich bei einem Tag der offenen Tür Eltern künftiger Schüler vorgestellt. Auch Ehemalige waren zu Gast.

 Am Tag der offenen Tür des BBZ war auch die Holzwerkstatt geöffnet. Lehrwerkmeister Ralf Staab (links vorne) und Schulleiter Norbert Moy gesellten sich zu einigen Schülern. Foto: Sebastian Dingler

Am Tag der offenen Tür des BBZ war auch die Holzwerkstatt geöffnet. Lehrwerkmeister Ralf Staab (links vorne) und Schulleiter Norbert Moy gesellten sich zu einigen Schülern. Foto: Sebastian Dingler

Foto: Sebastian Dingler

"Glauben Sie mir, da muss man an der einen oder anderen Stelle auch mal nachschlagen", gestand Schulleiter Norbert Moy im Gespräch ein. Schließlich hat er als Chef der Paul-Weber-Schule in Homburg ganze 18 verschiedene Schulformen zu betreuen. Die verschiedenen Zeugnisse, Zugangsberechtigungen und Versetzungsordnungen muss er alle kennen. Das Berufsbildungszentrum (BBZ) ist mit 2000 Schülern die größte Schule des Saarpfalz-Kreises und Moy seit Oktober 2015 der Schulleiter.

Ihm ist wichtig, seine Schüler "dort abzuholen, wo sie stehen, und sie so weit zu bringen, wie es geht". Am Samstagvormittag hatte das BBZ zu einem Tag der offenen Tür geöffnet; dabei wurde aus gutem Grund nicht die ganze Schule gezeigt. "Wir haben uns dieses Mal auf zwei Gebäude konzentriert. Früher hatten wir oft das Problem, dass die Eltern im falschen Gebäude waren und hin und her geschickt wurden. Heute war das wesentlich besser", sagte Moy. Tatsächlich sind die Ausmaße der Schule riesig, so auch der Werkraum für Metallverarbeitung, der einer kleinen Fabrikhalle gleicht. Lehrwerkmeister Fredi Weißenbach sorgt dort dafür, dass sich niemand verletzt.

"Als ich das erste Mal hier war, dachte ich, wir brauchen die Unfallberichte bergeweise", meinte der Schulleiter - zum Glück zu Unrecht, denn trotz der gefährlichen Maschinen und Geräte hat sich bisher noch kein Schüler daran verletzt. Das sei auch auf die Disziplin der Schüler zurückzuführen. Auf die legt Moy höchsten Wert: "Viele Kinder sind ja von zu Hause aus keine Ordnung gewohnt. Deswegen achten wir auf einen pünktlichen Beginn, auf Sauberkeit und Ordnung. Um das durchzusetzen, nutzen wir die ganze Bandbreite, die das Schulordnungsgesetz hergibt, wie etwa eine Versetzung in eine Parallelklasse bis hin zum Verweis von der Schule. Wir versuchen natürlich immer, die mildeste Erziehungsmaßnahme einzuleiten." Die Schule arbeite aber auch mit positiver Verstärkung: So gebe es für Wohlverhalten zum Beispiel Sportunterricht im eigenen Fitnessstudio. "Da sind die Schüler immer ganz wild drauf", sagte der Schulleiter.

Gerade für schwierige Schüler kommt noch die Erlebnispädagogik hinzu, die vom Lehrer und Schulentwicklungsberater Alfred Libal angeboten wird. Dazu gehört erstaunlicherweise das Kartfahren. Beim Parcours, der auf dem Schulhof aufgebaut wird, gehe es dann aber nicht um Schnelligkeit, sondern Geschicklichkeit, das Einhalten von Regeln und das Übernehmen von Verantwortung. "Die Schüler lernen, sich zu konzentrieren, ohne dass sie es bemerken. Die Motivation, mit dem Kart fahren zu dürfen, ist der Köder", meinte Libal, der mit der Erlebnispädagogik äußerst positive Erfahrungen gemacht hat. Neu ist in diesem Schuljahr, dass das BBZ zum ersten Mal ein kaufmännisches Berufsgrundschuljahr einrichten konnte. Moy hofft darauf, dass sich dieser Fachbereich am BBZ auch in Zukunft etabliert.

Das Gute an seiner Schule ist auch die Möglichkeit, den Schwerpunkt zu wechseln: "Wenn jetzt ein Schüler auf der Handelsschule ist, die sehr mathematik lastig ist, aber in Mathe eher schwach ist, dann muss der die Schule nicht verlassen. Dann können wir uns mit ihm und den Eltern zusammensetzen und zum Beispiel sagen, geh doch auf die Pflegeschule", erzählte der Schulleiter. Dass das BBZ bei vielen Schülern beliebt ist, zeigte auch der Besuch von Ehemaligen am Tag der offenen Tür. Thanusiya Krishnasilgam aus Erbach etwa hat die Schule vor anderthalb Jahren verlassen. "Es gab zwar auch schwierige Momente, aber so alles in allem hat es Spaß gemacht. Schön war vor allem der Biologie- und der Gesundheitsunterricht, weil er interessant war und auch wegen der Lehrer", sagte die 21-Jährige, die jetzt Bio- und Chemie-Ingenieurwissenschaften in Kaiserslautern studiert. Der ehemalige BBZ-Schüler Jan Ludorf war gekommen, weil er die Schule und auch die Lehrer mag. Damals habe er sich nur zwischen dem Saarpfalz-Gymnasium und dem BBZ entscheiden können für die Oberstufe. Bereut hat das der Maschinenbau-Student nicht.

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