Herausforderungen und Grenzen

Homburg · Volles Haus gab es beim Neujahrsempfang des Universitätsklinikums des Saarlandes in Homburg. Zwischen den lockeren Klängen der Uni-Bigband sprachen die Redner ernste Probleme an, zum Beispiel das Millionendefizit trotz eines gestiegenen Gesamtumsatzes.

 Gute Gespräche hatten die Redner den Gästen beim Neujahrsempfang am Universitätsklinikum (UKS) am Mittwochabend gewünscht. Hier unterhält der Dekan der medizinischen Fakultät, Professor Michael Menger (Dritter von links), Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind, Pflegedirektor Paul Staut, Ministerin Monika Bachmann, den ärztlichen Direktor Professor Wolf-Ingo Steudel und den kaufmännischen Direktor Ulrich Kerle (von links). Fotos: Thorsten Wolf

Gute Gespräche hatten die Redner den Gästen beim Neujahrsempfang am Universitätsklinikum (UKS) am Mittwochabend gewünscht. Hier unterhält der Dekan der medizinischen Fakultät, Professor Michael Menger (Dritter von links), Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind, Pflegedirektor Paul Staut, Ministerin Monika Bachmann, den ärztlichen Direktor Professor Wolf-Ingo Steudel und den kaufmännischen Direktor Ulrich Kerle (von links). Fotos: Thorsten Wolf

 Im blauen Schimmer einer effektvollen Beleuchtung enthüllte Sozialministerin Monika Bachmann die „Menschenkinder“.

Im blauen Schimmer einer effektvollen Beleuchtung enthüllte Sozialministerin Monika Bachmann die „Menschenkinder“.

Draußen war es am Mittwochabend richtig ungemütlich: Ein kalter Regen sorgte zusammen mit stürmischem Wind dafür, dass jeder glücklich war, wenn er das Personalcasino des Universitätsklinikums erreicht hatte. Innen dann: die gewohnte Neujahrsempfangs-Stimmung: Gäste, die sich zu den Klängen der Uni-Bigband entspannt begrüßten. Dabei ging es neben dem Blick auf das Erreichte und die Verdienste des Uniklinikums durchaus auch um unangenehme Themen: rote Zahlen sowie im Kern um die Schere zwischen kostenintensiver Hochleistungsmedizin und unzureichender Vergütung.

Ulrich Kerle, ärztlicher Direktor des Klinikums, schloss seine Begrüßung mit einem heiter-grotesken, vordergründig aus sinnlosen Silbenspielereien bestehenden Gedicht: "Das große Lalula" aus Christian Morgensterns Galgenliedern. Gewohnt locker hatte er zuvor Grundlegendes angesprochen. Und dies so, dass aus der für Laien oft unverständlichen Welt des Gesundheitswesens - vielleicht stand das "Lalula" ja auch dafür - und dessen finanziellen Eigenheiten, die drängendsten Probleme klarer wurden: der Wettbewerb zwischen den Krankenhäusern, der sich intensivieren werde, der keinen Stillstand zulasse, die riesige Herausforderung, vor der das Klinikum generell stehe - finanziell und strukturell. Trotz einer Umsatzsteigerung von rund 11,5 Millionen Euro und einem Gesamtumsatz von über 400 Millionen Euro im Jahr 2014 könne es kein ausgeglichenes Jahresergebnis vorweisen. Nachdem man vor Monaten - im schlechten Fall - noch von einem Minusergebnis im zweistelligen Millionenbereich ausgegangen war, werde nun ein einstelliges Millionenminus erwartet. Betriebswirtschaftlich sei das Klinikum "mit einem blauen Auge davongekommen", so Kerle. Um das strukturelle Problem dahinter zu greifen, zitierte er die Professoren Michael Albrecht, Vorsitzender des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands, und Heyo K. Kroemer, Präsident des Medizinischen Fakultätentags. "Wie alle anderen Krankenhäuser leiden auch die Universitätsklinika unter starken Kostensteigerungen vor allem für Personal, Medikamente, medizintechnische Einrichtungen und Energie. Die Leistungsentgelte der Krankenkassen halten mit diesen Kostenschüben nicht Schritt. Zusätzlich erbringt Hochschulmedizin Leistungen, die teils weit über das Angebot normaler Krankenhäuser hinausgehen. Dafür entstehen oft außerordentliche Vorhalte- und Organisationskosten."

Wird das neue Jahr begrüßt, geht es normalerweise auch um das, was ansteht: Kerle nannte hier unter anderem den ersten Abschnitt des Neubaus der Inneren Medizin, der im Sommer bezogen werden soll, mit dem zweiten Bauabschnitt soll im Herbst begonnen werden.

Es war am ärztlichen Direktor Wolf-Ingo Steudel weiter darzustellen, was das Klinikum alles leistet. Seinen Vortrag hatte er unter das Motto "Grenzen überwinden" gestellt. Er machte an vielen Einzelbeispielen klar, was das für die verschiedenen Bereiche bedeutet. In der Forschung: die Zusammenarbeit mit anderen Ländern, "wir stehen im internationalen Wettbewerb". In der Lehre werde die Kooperation mit anderen Einrichtungen auch außerhalb der Uni gesucht, bei der Krankenversorgung sei der Aufbau von Netzwerken initiiert worden. Das bedeute für den Patienten eine hohe Kompetenz in der Fläche.

Den Abschluss machte Gesundheitsministerin Monika Bachmann mit einem klaren Bekenntnis: Das Universitätsklinikum sei für das Saarland unverzichtbar. Trotz Schuldenbremse habe es wesentliche Investitionen am Standort Homburg gegeben, die größte: der Neubau der Inneren Medizin. Auch sie thematisierte die Sonderbelastung der Unikliniken. "Die Politik hat diese Problem erkannt", sagte sie und verwies auf das Eckpunktepapier einer Bund-Länder-Kommission, in dem es auch um Verbesserungen in diesem Feld gehe. Das solle nun in Gesetze und Regelungen gegossen werden.

Viel Stoff also für die Gäste des Neujahrsempfangs, der an dem Abend noch ausgiebig diskutiert werden konnte.

Dass sich die Klinik für Hals-, Nasen und Ohrenheilkunde (HNO) am Universitätsklinikum (UKS) in Homburg unter ihrem Direktor Professor Bernhard Schick auch zu einem offenen Ort für Kunst entwickelt hat, zeigen nicht zuletzt zahlreiche Ausstellungen der jüngeren Vergangenheit. Seit Mittwochabend nun hat die künstlerische Seite der Klinik eine weitere und beeindruckende Facette bekommen: Auf Initiative der Freunde des Universitätsklinikums mit ihrem Geschäftsführer Werner Ehrlich an der Spitze hat die Aluminium-Plastik "Menschenkinder" des Ensdorfer Künstlers Oswald Hiery im Atrium der HNO ein neues Zuhause bekommen. Damit endet eine jahrelange Odyssee der Skulptur, die - gefertigt 1970 - zuerst an der Anatomie des UKS ihre Heimat hatte. Da die überlebensgroße Statue aber immer wieder Ziel teils kruder Streiche von Studenten wurde, verschwand sie 1989 und landete dann im Garten des Kultusministeriums in Saarbrücken.

Nun sind die "Menschenkinder" heimgekehrt, Werner Ehrlich: "Im Oktober des vergangenen Jahres wurde ich von den Freunden des Universitätsklinikums angesprochen. Ich sollte mal schauen, wo diese Skulptur abgeblieben ist." Zwei Monate dauerte es, bis Ehrlich nach einigen Recherchen in Saarbrücken fündig wurde. Er holte sich die entsprechenden Genehmigungen und brachte das Figurenpaar wieder ans UKS nach Homburg . Bevor Saar-Sozialministerin Monika Bachmann vor dem Neujahrsempfang des Uniklinikums das Kunstwerk allerdings am Mittwochabend enthüllen konnte, waren einige Restaurierungsarbeiten nötig. Für die zeichnete Klaus Backes, Chef eines Maschinen- und Werkzeugbaubetriebs aus Bruchmühlbach-Miesau, verantwortlich. Backes begründete sein unentgeltliches Engagement so: "Mir wurde hier am Homburger Universitätsklinikum mit den Jahren so oft in gesundheitlich schwierigen Situationen geholfen, da wollte ich nicht einfach nur die Rechnungen bezahlen, sondern etwas zurückgeben. Und das habe ich wirklich gerne gemacht." Dabei habe sich die Instandsetzung alles andere als einfach gestaltet, erzählte Backes. So sei die Skulptur bei der Demontage in bestimmten Bereichen gerissen. Und auch andere Bereiche des Kunstwerkes galt es wieder herzustellen. Die Schweißarbeiten übernahm dabei Fred Neumann, Chef einer Schlosserei. "Diese Aufgabe war sehr schwierig, vor allem weil das verwendete Aluminium schon sehr alt ist", erklärte Neumann, "aber ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit."

Eben die kann man jetzt im Atrium der HNO ausgiebig bewundern.

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