Reparieren und helfen

Homburg · An Rädern zu schrauben, sind sie gewohnt, die Radlerfreunde Homburg. Nun wird daraus auch ein Hilfsprojekt. In neu hergerichteten Räumen in der Berliner Straße wurde gestern eine Fahrradwerkstatt eröffnet. Hier sollen Räder repariert und an Flüchtlinge und andere Bedürftige aus Homburg abgegeben werden. Damit das klappt, helfen viele weitere Partner mit.

 Die Schrauber von den Radlerfreunden Homburg an ihrem „Arbeitsplatz“: (von links) Der stellvertretende Vereinsvorsitzende Manfred Höchst, Hans Manderscheid und der Vorsitzende Bernhard Walzer freuen sich über die ehrenamtlich geführte Fahrradwerkstatt. Fotos: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

Die Schrauber von den Radlerfreunden Homburg an ihrem „Arbeitsplatz“: (von links) Der stellvertretende Vereinsvorsitzende Manfred Höchst, Hans Manderscheid und der Vorsitzende Bernhard Walzer freuen sich über die ehrenamtlich geführte Fahrradwerkstatt. Fotos: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

Angenehm sehen sie aus, die Räume der Fahrradwerkstatt in Erbach. Und natürlich sind sie mit all dem ausgestattet, was man braucht, um einen in die Jahre gekommenen Drahtesel wieder auf Vordermann zu bringen: Werkzeug, Reifen, Montageständer, um nicht ständig auf dem Boden sitzend werkeln zu müssen, zum Beispiel. Ein bisschen voll ist es vielleicht, das liegt allerdings daran, dass sie nicht in die Hand der "Schrauber" waren. Gestern hatten sich viele derer in der Berliner Straße 96 versammelt, die an einem besonderen Projekt beteiligt sind: einer ehrenamtlich betriebenen Fahrradwerkstatt. Hier können Flüchtlinge und alle bedürftigen Homburger gemeinsam mit den Radlerfreunden Homburg und Mitarbeitern der Firma Michelin Fahrräder reparieren. Wer kein Rad besitzt, hat die Möglichkeit, eines zu bekommen, wenn es repariert wurde - so lautet das Konzept, das dahinter steckt. Die Idee sei in Homburg schon länger herumgewabert, unterstrich Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind , heute sehe man die Umsetzung. Er machte klar, dass hier nicht "nur" eine Werkstatt für Flüchtlinge entstanden sei. Es sei eine Möglichkeit für diese Menschen, sich einzubringen, wenn sie möchten, zudem ihren Tag zu strukturieren. In dieser Hinsicht gebe es weitere Angebote in Homburg , neben Sprachkursen würden sie zur Reinigung des "eigenen Umfelds" herangezogen, zudem böten einige Unternehmen Betriebspraktika für Flüchtlinge an.

Auch die Radlerfreunde planen neben der Werkstatt Weiteres, unter anderem seien Samstags-Radtouren mit Flüchtlingen in und um Homburg angedacht, sagte Vereinsmitglied Manfred Höchst. Sollte die Werkstatt sehr stark frequentiert werden, könnten womöglich die Öffnungszeiten, derzeit mittwochs von 15 bis 18 Uhr, erweitert werden.

Mit solch kleinen Projekten könne man es Stück für Stück ermöglichen, dass Integration stattfinde. Es sei zwar nur ein Start, aber ein guter Start, sagte der Direktor des Homburger Michelin-Werkes, Cyrille Beau. Das Unternehmen engagierte sich auf vielfältige Art an dem Angebot: etwa mit Werkzeugen, Reifen und einer Werkbank. 30 Fahrräder habe die Firma zudem gesammelt, sagte Beau. Koordiniert worden sei diese Sammelaktion von Auszubildenden, hieß es. Bernhard Walzer von den Radlerfreunden stellte noch einmal heraus, was für ein Kraftakt es gewesen sei, die Räume, die von der Stadt zur Verfügung gestellt wurden, in kurzer Zeit herzurichten. "Das war hier bestimmt keine Wellnessoase." Der Verein nutze die Räume zugleich als Clubheim. Walzer vermittelte darüber hinaus praktische Details: Bedürftige, die ein Fahrrad benötigten, müssten mit einem Schein der Stadt in die Werkstatt kommen. Wenn sie ein Rad erhielten, bekämen sie zugleich einen Ausweis ausgestellt, der zeige, dass es auch ihnen gehöre. Heidrun Möller, Kreisvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt , betonte, wie sehr geholfen werden könne, wenn ein Fahrrad als Fortbewegungsmittel zur Verfügung stehe. Sie machte klar, wie wichtig es sei, dass viele Partner zusammenstehen und Dinge so voranbringen. Die Awo stellt der Werkstatt einen Mitarbeiter des Bundesfreiwilligendienstes zur Verfügung, der auch arabisch spricht.

Mit im Boot der Helfer sitzt auch der Verein "Homburger wollen helfen". Dieser wies darauf hin, dass ein Merkblatt erstellt werden soll, das auf die Werkstatt hinweist und das die wichtigsten Verkehrsregeln in mehreren Sprachen enthält. Die Schrauber von den Radlerfreunden Homburg an ihrem "Arbeitsplatz": (von links) Der stellvertretende Vereinsvorsitzende Manfred Höchst, Hans Manderscheid und der Vorsitzende Bernhard Walzer freuen sich über die ehrenamtlich geführte Fahrradwerkstatt. Fotos: Ulrike Stumm/SZ-Redaktion

Einige Räder stehen bereits in der Werkstatt in der Berliner Straße, die gestern eröffnet wurde.

 Einige Räder stehen bereits in der Werkstatt in der Berliner Straße, die gestern eröffnet wurde.

Einige Räder stehen bereits in der Werkstatt in der Berliner Straße, die gestern eröffnet wurde.

Zum Thema:

HintergrundWer Fahrräder für Kinder, Damen oder Herren spenden möchte, der kann diese in der Fahrradwerkstatt in der Berliner Straße 96 in Erbach abgeben. Geöffnet ist diese mittwochs von 15 bis 18 Uhr. Gern gesehen sind aber auch Helme und sonstiges Zubehör. Die Räder werden an Bedürftige weitergegeben, wenn sie - zum Teil mit deren Hilfe - repariert wurden. ust

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