Wie kam er dann bloß auf Schneidewind?

Homburg · Die erste Prunksitzung der Homburger Narrenzunft bot ein farbenfrohes Spektakel mit einem scharfzüngigen Hippie-Till Ansgar Hoffmann.

 Von der ersten Minute an ging's bei der Homburger Narrenzunft am Freitagabend richtig los, gemeinsam feierten die rund 100 Aktiven und ihre Gäste im Saal eine große Flower-Power-Hippie-Party und steuerten zielsicher auf den Höhepunkt der Session 2016/2017 zu. Foto: Thorsten Wolf

Von der ersten Minute an ging's bei der Homburger Narrenzunft am Freitagabend richtig los, gemeinsam feierten die rund 100 Aktiven und ihre Gäste im Saal eine große Flower-Power-Hippie-Party und steuerten zielsicher auf den Höhepunkt der Session 2016/2017 zu. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Es ist das Privileg des Narren, all das auszusprechen, was sich andere nicht zu sagen trauen. Und es ist die Urkraft der Faasenacht, den Herrschenden den Spiegel vorzuhalten. So gesehen war der Auftritt von Ansgar Hoffmann als Hippie-Till bei der ersten Prunksitzung der Homburger Narrenzunft am Freitagabend ein Parade-Beispiel dafür, wie man Wahrheiten pointiert auf den Punkt bringt - und dabei flächendeckend nach allen Seiten gleichmäßig austeilt. Nicht, dass es Hoffmann nach den politisch turbulenten Monaten in Homburg an Brisantem gefehlt hätte. Zum Thema machte sich der Narr einen Obernarren, namentlich Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind und dessen Hauptrolle in "Rüdiger und die Detektive". Dass Schneidewind als erster Zunftmeister der Narrenzunft Hoffmann an- und abmoderieren durfte, das gab zusätzlich noch ein bisschen Würze.

Doch Schneidewind hatte keinen Grund, dem wahren Till gram zu sein, hatte der sich doch in seiner Rede alle, und wirklich alle politischen Akteure vorgenommen. Vom großen Veto gegen die Populisten in der Welt, von Trump bis Le Pen, wanderte Hoffmann die politischen Lande entlang bis nach Homburg. "Da bleib ich lieber still und stumm, und schau mich hier in Homburg um, wo keine Populisten sind - wie komm ich jetzt auf Schneidewind? Der ist doch vielmehr populär, obwohl, das ist er auch nicht mehr." Launig-märchelnd arbeitete Hoffmann die Affäre rund um die Überwachung von Mitarbeitern des städtischen Baubetriebs durch den Homburger Verwaltungschef auf. "Nachdem die guten Detektive ihre gute Arbeit gut gemacht hatten, fehlten rund 330 000 Taler in der Schatzkasse der kleinen Stadt. Das fanden viele nicht so gut. Aber: Im Rat der Stadt sitzen eben viele Leute, die keine Ahnung haben. Die Linken, mit der Hexe Barbara zum Beispiel, Linke kennen sich ja mit Talern gar nicht aus. Oder die Schwarzen, mit ihrem Anführer Forster - dem deutschen Meister im Wattebausch-Werfen. Der kritisiert den großen Fürsten immer gaaaanz heftig, zumindest ein bisschen gaaanz heftig. Oder sein Assistent, der Ritter Uhl von Erbach, der als Kind in einen Zaubertrank gefallen ist und deswegen vor Kraft und politischer Bedeutung kaum noch laufen kann. Auch er wirft gaaanz heftig Wattebäusche auf den Fürsten." So arbeitete sich Ansgar Hoffmann durch die politische Farbenlehre, von den Grünen über die "Arroganz der Vernunft" bis natürlich zur SPD. Genau die machten im Rat das, was sie am besten könnten: "Abwarten und Urpils trinken."

Keine Frage: Hoffmann ließ keinen aus - und gab dann Schneidewind noch etwas mit auf den Weg: "Ein Narr tritt auf, aber nie zurück." Diesen Satz griff der genannte Obernarr natürlich gerne mit einem Grinsen auf.

Überhaupt: In seiner Funktion als erster Zunftmeister hatte Schneidewind am Freitagabend gut lachen. Auch wenn der Saalbau, wie bei den Freitagssitzungen fast schon traditionell üblich, bei weitem nicht voll besetzt war, lieferten die Akteure der HNZ ein ebenso traditionell feines Programm. Und schon beim Einmarsch und dem ersten Bühnenbild wurde aus dem diesjährigen Sessionsmotto "Flower-Power weit und breit - die HNZ zur Hippiezeit" ein farbenprächtiges Spektakel.

Mit Josef Marsch am Mikrofon und Manfred Abel am "Steuer" machten sich alle Aktiven und die Gäste im Saal im gedachten 70er-VW-Bus auf die erste Etappe ihrer Zeitreise - das war ein Spaß. Und der hielt an, egal ob auf der Bühne auf höchstem Niveau von den Garden getanzt wurde oder die Bütt ein ums andere Mal, und nicht nur beim fernsehreifen Ansgar Hoffmann, für jede Menge Lacher im Saal sorgte.

Unter den hervorragenden Tänzen nahm dabei mit Sicherheit der zeitgleiche Auftritt von acht der neun HNZ-Tanzmariechen eine Sonderstellung ein. Deren Bühnenpräsenz machte wohl auch dem Letzten klar: Was da von den HNZ-Aktiven aller Garden geboten wird, ist einfach nur spitze Spitzensport pur.

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