Mündig sein und zu Meinung stehen

Homburg · Die Konfirmation in der Stadtkirche markiert für junge Christen nicht nur den Eintritt ins kirchliche Erwachsensein.

 Pfarrerin Doris Agne und ihre zwölf Konfirmandinnen und Konfirmanden, die gestern Morgen in der evangelischen Stadtkirche in Homburg mit einer großen Feier in die Welt des kirchlichen Erwachsensein eingeführt wurden. Foto: Thorsten Wolf

Pfarrerin Doris Agne und ihre zwölf Konfirmandinnen und Konfirmanden, die gestern Morgen in der evangelischen Stadtkirche in Homburg mit einer großen Feier in die Welt des kirchlichen Erwachsensein eingeführt wurden. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Es ist kurz vor elf Uhr am Sonntagmorgen, gestern in der evangelischen Stadtkirche in Homburg, da stellt Pfarrerin Doris Agne ihren zwölf Konfirmandinnen und Konfirmanden die an diesem Tag wichtigste Frage: "Wollt ihr an der Gemeinschaft der Christen teilhaben und auch in Zukunft nach Gott fragen, wollt ihr als mündige Christinnen und Christen leben, so antwortet mit 'Ja, mit Gottes Hilfe.'" Und genau mit diesem Ja bekunden Tarek Arndt, Emilia Barton, Tim Bernhard, Yannick Eckert, Annika Link, Miriam Link, Fabio Nihalani, Kristina Ritter, David Rösler, Susanne Safronov und Umberto Steinmetz dann vor der Gemeinde, ihren Familien und ihren Paten den Übergang ins kirchliche Erwachsenen-Leben. Ihren Gottesdienst gestalten die zwölf Jungen und Mädchen, rund um dieses Glaubensbekenntnis, mit Worten und vielen Gedanken als einen eindringlichen Appell für Frieden, Freiheit und für ein gemeinschaftliches Miteinander aller Menschen, gleich welcher Herkunft - für Pfarrerin Doris Agne ein hörbares Zeichen dafür, dass ihre Konfirmanden sich ihrer Mündigkeit bewusst sind. "Sprachfähig zu werden ist gar nicht einfach, freie Gedanken zu entwickeln, hinter die Kulissen schauen und nicht nur nachplappern, was andere sagen - das ist ein grundlegender Aspekt des Mündigseins. Und es ist kein geringerer als Martin Luther gewesen, der mit seinem reformatorischen Gedanken den Christen, und ich meine sogar der Menschheit insgesamt, ins Stammbuch geschrieben hat, dass sie freie Menschen sind, die sich ihre eigene Meinung bilden, die selbst in der Bibel lesen und das Wort Gottes verstehen, darüber nachdenken und zu eigenen Schlussfolgerungen kommen können." Trotzdem, so Agne, seien viele Menschen heute in Glaubensfragen unsicher, anders als die Jugendlichen an diesem Morgen. "Ihr, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, habt heute Mut gezeigt, hier vor allen in der vollen Kirche zu reden. Weil es zum Christsein dazugehört, sich mit den Themen, die unser Leben betreffen, auseinanderzusetzen, gegen Hass und Gewalt Worte zu setzen, die eine andere Welt rufen, die Welt, die Jesus Christus wollte." In ihrer Ansprache an die Konfirmanden rückt Agne an diesem Morgen mehr als einmal das "Mündig werden" in den Mittelpunkt ihrer Worte. "Wir feiern, dass ihr nun mündige Christen seid. Mündig bedeutet, dass ihr nun selber für euch den Mund aufmachen dürft." Doch mit dieser nun erreichten Mündigkeit gehe auch eine Verantwortung einher, "für das, was man sagt. Wer ernst genommen werden will mit dem, was er zu sagen hat, der muss auch dafür einstehen." Und gerade in einer Zeit, verdeutlichte Agne, in der überall - im Fernsehen, im Internet und in den sozialen Medien - fortlaufend geredet werde, sei es wichtig zu wissen, dass und wie Worte wirkten, "welche Macht sie entfalten können". Dabei lebe der Mensch auch von Gesagtem, von Worten, die schaden, aber auch ermutigen könnten. "Deswegen ist es lebensnotwendig, sprachfähig zu werden, seine eigene Meinung nicht nur rauszuposaunen, sondern seine Ansichten belegen zu können - um so Standpunkte zu gewinnen."

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