Vom Kleinen und den Mächtigen

Homburg · Geschrieben hat Gerd Meiser fast sein ganzes Leben lang – kein Wunder bei seinem Beruf als Journalist. Geschichten und Worte haben ihn auch im Ruhestand nicht losgelassen: Zwei Bücher von ihm wurden mittlerweile veröffentlicht.

 Gerd Meiser, hier mit seinem ersten Buch „Das Geheimnis des Kapuzenmannes“, ist am 10. Februar bei der Reihe Homburger Lesezeit zu Gast. Foto: Willi Hiegel

Gerd Meiser, hier mit seinem ersten Buch „Das Geheimnis des Kapuzenmannes“, ist am 10. Februar bei der Reihe Homburger Lesezeit zu Gast. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Wenn Kinder schreiben und lesen lernen, dann erschließen sie sich neue Welten, im besten Fall profitieren sie von Geschichten als Geschenken an Leselust und Fantasie ihr Leben lang. Wie aber ist das bei einem, der fast schon immer mit Wörtern jongliert hat? Setzt der sich nicht quasi wegen Überfütterung neue Ziele - sobald das möglich ist?

Bei Gerd Meiser ist das nicht so. Jahrzehntelang war er Lokalredakteur bei der Saarbrücker Zeitung, viele Jahre davon Lokalchef in Neunkirchen . "Ich war schon immer ein begeisterter Schreiber", sagt Meiser heute. Ein Vielschreiber, einer, der alles mitgenommen habe: vom Termin beim Kaninchenzuchtverein über die Kreistags- bis zur Kappensitzung. Und das Knappe, Nachrichtliche sei seine Sache eher nicht gewesen, gesteht er. Deswegen habe er auch häufiger von Kollegen gehört: "Meiser, Du schreibst Romane." Ob es daran lag? Jedenfalls hat er genau das getan, allerdings erst später, im Ruhestand . "Als ich in Rente ging, wollte ich für die Zeitung weiterschreiben, aber das hat nicht gepasst", erklärt er. Und weil er das Schreiben eben nicht lassen konnte, wagte er sich an ein eigenes Buch. "Das Geheimnis des Kapuzenmannes" heißt sein Erstling, eine Novelle, die in der napoleonischen Zeit spielt, in Neunkirchen . Ein Historiker habe ihm geholfen, berichtet Meiser, und so läuft eine literarische Figur durch die Neunkircher Gassen, die genau so beschrieben sind, "wie sie 1815 waren", sagt Meiser. Danach habe es ihn gejuckt, noch ein zweites Buch zu schreiben, eines, bei dem er sich aus Neunkirchen heraus wage. Und so spiele "Waterloo" in der Großregion Saar-Lor-Lux, beginnt und endet aber in Neunkirchen . Wer daraus hören möchte, der kann Gerd Meiser bei der Reihe Homburger Lesezeit treffen: Am 10. Februar trägt er Ausschnitte daraus im Bistro 1680, dem ehemaligen Stadtcafé, vor (siehe Infobox).

Auch bei "Waterloo" - der Name lässt's erahnen - schickt Meiser seine Hauptfigur, den jungen Neunkircher Ziegeleiarbeiter Peter Laubheimer, in eine vergangene Zeit, die unruhigen Jahre vor dem Biedermeier. Warum gerade diese Jahre als Hintergrund? Diese Zeit habe ihn schon als Jugendlichen fasziniert, so Meiser. Schriftsteller aus dieser Ära seien bei ihnen zu Hause im Bücherschrank gestanden. "Ich habe mit Karl May begonnen", dann sei er zu den Autoren aus jener Epoche gewechselt. Er habe sich dabei immer wohl gefühlt. Generell fasziniere ihn die Geschichte vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Industrialisierung in Deutschland, es interessiere ihn dabei auch, die Kriegszeit in ihrer Spannung und ihrer Atmosphäre zu fassen.

Kerngedanke seines neuen Buches sei, wie sich ein kleiner, einfacher Mann verhalte, wenn er mit dem Mächtigen konfrontiert wird. Peter Laubheimer, übrigens Meisers Alter Ego, gerät in eine Maschinerie, der Leser erfahre wie er " einfach mittappt". Es sei ihm nicht darauf angekommen, die Historie von Waterloo zu schildern - so schleicht sein Held letztlich auch am eigentlichen Schlachtgeschehen vorbei. Zwischen den Zeilen, so Meiser, stecke sein Buch "voll Humor".

Wer mehr hören möchte, hat dazu am 10. Februar, 18.30 Uhr, in Homburg Gelegenheit.

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Auf einen BlickIn der Reihe Homburger Lesezeit ist am Dienstag, 10. Februar, 18.30 Uhr, Gerd Meiser zu Gast, der aus seinem Roman "Waterloo" vorträgt. Am Dienstag, 10. März, 18.30 Uhr, geht es mit "Marthas Schlüssel" weiter. Gelesen wird diese Geschichte um Alter, Abgrenzung und erheblichen Verwicklungen im Alltag von Silvia Bervingas und dem Autor Michael Dillinger. Beide Lesungen finden im Bistro 1680 (ehemals Stadtcafé) am historischen Homburger Marktplatz statt. Hierfür ist der Eintritt frei. Am Dienstag, 7. April, 18.30 Uhr, liest Ingrid Noll aus "Hab und Gier" in den Schlossberghöhlen. Tickets für die Noll-Lesung kosten 8 Euro vorab oder 9 Euro an der Abendkasse. Erhältlich sind sie im Kulturamt, Tel. (0 68 41) 10 11 68. ust

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