Eine „Königlich bayerische Lateinschule“

Homburg · Am 24. Januar wurde im Landratsamt die Ausstellung ,,100 Jahre bayerische Saarpfalz“ eröffnet, in der auch der Altbau des Saarpfalz-Gymnasiums eine Rolle spielt. Er gehört nämlich zu den architektonischen Zeugnissen, die heute noch an die Bayernzeit erinnern. Aus diesem Anlass haben sich Schülerinnen und Schüler unter der Leitung ihres Geschichtslehrers Eberhard Jung mit der bayerischen Vergangenheit ihres Gymnasiums auseinandergesetzt.

 Der Altbau des Saarpfalz-Gymnasiums in Homburg gehört zu den architektonischen Zeugnissen, die heute noch an die Bayernzeit erinnern. Aus diesem Anlass haben sich Schülerinnen und Schüler mit der bayerischen Vergangenheit ihres Gymnasiums auseinandergesetzt. Foto: Eberhard Jung

Der Altbau des Saarpfalz-Gymnasiums in Homburg gehört zu den architektonischen Zeugnissen, die heute noch an die Bayernzeit erinnern. Aus diesem Anlass haben sich Schülerinnen und Schüler mit der bayerischen Vergangenheit ihres Gymnasiums auseinandergesetzt. Foto: Eberhard Jung

Foto: Eberhard Jung

Mehr als 100 Jahre lang - von 1816 bis 1919 - war die Saarpfalz ein Teil von Bayern. Aber schon lange zuvor hatten die bayerischen Wittelsbacher der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken als Herzöge unsere Region beherrscht. Herzog Karl II. August (1775-95) ließ das Schloss Karlsberg erbauen. 1806 wurde in München sein jüngerer Bruder Maximilian I. Joseph wegen seiner Bündnistreue gegenüber den Franzosen von Napoleon zum bayerischen König erhoben. Nach dem Wiener Kongress erhielt das Königreich Bayern 1816 den Rheinkreis, ab 1838 Pfalz genannt, wozu auch Homburg und die Saarpfalz gehörten.

Die Anfänge unseres Gymnasiums liegen in dieser "bayerischen Epoche" Als Initiator zur Gründung einer höheren Schule in Homburg gilt bereits Herzog Karl II. August mit seiner Anordnung vom 20.12.1787, mit der er das Bildungsniveau seiner Residenzstadt verbessern wollte, um die Wirtschaft zu fördern und sein Ansehen zu steigern. Die ersten drei Gründungsversuche zwischen 1788 und 1855 scheiterten jedoch kläglich. Die Homburger Gesellschaft empfand die wenig schmeichelhafte Tatsache, dass die Stadt als einzige Bezirksstadt der bayerischen Rheinpfalz über keine höhere Schule verfügte, als unzumutbare Benachteiligung. Der Versuch, eine staatliche Lateinschule einzurichten, scheiterte wegen unüberwindbarer Hindernisse, vor allem dem Mangel an Geld und geeigneten Lehrern. Daraufhin eröffnete der engagierte und mutige Homburger Pfarrer Heinrich Wilhelm Justus Runck am 1. Oktober 1873 eine private Lateinschule, angeblich in der Waschküche seines Pfarrhauses in der Zweibrücker Straße 28. Er unterrichtete zunächst nur eine Klasse.

Am 1. Oktober 1874 wurde die private zu einer städtischen Lateinschule umgewandelt und am 1. April 1877 die städtische zu einer öffentlichen Lateinschule. Sie trug den Namen "Königlich bayerische Lateinschule". Das bayerische Kultusministerium betreute die staatlichen Schulen, stellte die Lehrer ein, die Staatsbeamte waren, und überwachte den Unterrichtsbetrieb.

Für die finanziellen Belange waren jedoch weiterhin die Homburger zuständig, und die Eltern bezahlten Schulgeld. Die Bezeichnungen der Schule änderten sich mehrfach. 1906 wurde sie zu einem "Königlichen Progymnasium", nach der Abschaffung des bayrischen Königreichs infolge des Ersten Weltkriegs hieß sie "Humanistisches Progymnasium", ab 1925 "Reform-Realgymnasium", ab 1939 "Staatliche Oberschule für Jungen", nach 1946 "Realgymnasium". Erst 1973 erhielt sie den jetzigen Namen "Saarpfalz-Gymnasium". Auch die Standorte wechselten.

Im Eröffnungsjahr war die erste Klasse in der Waschküche des Pfarrers Runck untergebracht, ab 1874 wurde die Lateinschule ins Volksschulhaus, die spätere Hohenburgschule (in der Fruchthallstraße), verlagert. 1888 fand der Umzug ins alte Siebenpfeifferhaus (ehemaliges Bezirksamt, inzwischen abgerissen) statt, das sich in der heutigen Sankt-Michael-Straße befand, gegenüber der evangelischen Stadtkirche. 1924 begann der Umzug ins ehemalige Distriktkrankenhaus am damaligen Ende der Unteren Allee, wo das Saarpfalz-Gymnasium auch heute noch untergebracht ist.

Der Sandsteinbau mit erhöhtem Mittelpavillon wurde 1897/98 im klassizistischen Stil errichtet und gehört zu den zahlreichen architektonischen Zeugnissen, die heute noch an die Bayernzeit in der Saarpfalz erinnern. Inzwischen wurde unser Gymnasium durch viele Erweiterungsbauten vergrößert. Entgegen der Bayernzeit haben wir nun einen Musiksaal, eine Turnhalle, viel mehr Klassensäle entlang der Unteren Allee, naturwissenschaftliche und Computerräume, ein Sprachlabor, eine große Aula und einen Pavillon im Schulhof. Wenn man aufmerksam durch unsere Schule geht, fallen immer noch die weiß-blauen Farben auf. Viele Wände, Fensterrahmen und Bänke sind weiß, Türen meist blau. So fühlt man sich an die Farben der bayerischen Flagge erinnert.

Ich bin froh, dass ich heutzutage das Saarpfalz-Gymnasium besuchen kann und nicht eine höhere Schule vor über 100 Jahren miterleben musste. Denn damals gab es noch die Prügelstrafe, von der wegen Kleinigkeiten täglich Gebrauch gemacht wurde.

Außerdem wurden Mädchen und Jungen getrennt unterrichtet. Von dem bayrischen Komiker Karl Valentin (1882 - 1948) wissen wir, dass er des Öfteren Prügel von seinen Lehrern bezog und seine Schulzeit als eine "siebenjährige Zuchthausstrafe" bezeichnete. Und er witzelte darüber: "Ich hab in meiner Jugend so viel Pech gehabt mit meinem Lehrer. Wissen's, der hat überhaupt nichts gewußt. Immer hat er mich gefragt, aber alles hab ich ihm auch nicht sagen mögen!" (Zitat nach: An jedem Eck a Gaudi, hg. vom Haus der Bayerischen Geschichte in Zusammenarbeit mit dem Valentin-Karlstadt-Musäum München, Augsburg 2011, S. 51.)

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