Mit Argumenten gegen Parolen

Homburg · Man hört sie überall: fremdenfeindliche Stammtischparolen. Oft stockt einem der Atem angesichts der rassistischen Äußerungen, man möchte etwas erwidern, weiß aber nicht, was. Wie man in solchen Situationen reagieren kann, lernten die Mitglieder des Bündnisses „Vielfältig statt einfältig“ am Donnerstag in einem Argumentationstraining.

 Jörn Didas gab beim Bündnis „Vielfältig statt einfältig“ wichtige Tipps, wie man sich gegen Stammtischparolen erfolgreich wehren kann. Foto: Katharina Klasen

Jörn Didas gab beim Bündnis „Vielfältig statt einfältig“ wichtige Tipps, wie man sich gegen Stammtischparolen erfolgreich wehren kann. Foto: Katharina Klasen

Foto: Katharina Klasen

"Schwule sind Kinderschänder !" - "Ausländer wollen nicht arbeiten. Das hätte es beim Adolf nicht gegeben!" Vorurteile und Stammtischparolen dieser Art begegnen uns im Alltag öfter, sei es beim Bahnfahren, in der Kneipe oder gar beim Mittagessen im Freundeskreis. Oft ist man sprachlos ob der aggressiven und diskriminierenden Äußerungen und fragt sich: Wie reagiert man souverän auf solche Stammtischparolen?

Am Donnerstag lernten zwölf Mitglieder des Homburger Bündnisses "Vielfältig statt einfältig", mit solchen Situationen umzugehen. Im Rahmen eines Argumentationstrainings gegen Stammtischparolen besprach und erprobte Jörn Didas, Mitarbeiter des Adolf-Bender-Zentrums und des Beratungsnetzwerks gegen Rechtsextremismus im Saarland, mit ihnen verschiedene Handlungsoptionen. Zu Beginn forderte er die Teilnehmer auf, gängige Parolen zu benennen. Dabei kam neben "Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg" und "Es war nicht alles schlecht im Nationalsozialismus" einiges zusammen. Der Stammtisch ist ein Sammelbecken für Vorurteile aller Art, die oft um Themen wie Migration, Asylpolitik , Arbeitslosigkeit und das Dritte Reich kreisen. Opfer sind meist Gruppen in der Minderheit.

"Es ist immer von ,den anderen' die Rede. Und anders zu sein, wird negativ bewertet", erläutert Didas. In einem Rollenspiel simulierten die Teilnehmer eine Stammtischsituation. Während eine Gruppe mit Vorurteilen um sich warf, versuchte die andere gegenzusteuern. Eine Teilnehmerin erklärte anschließend, warum es ihr schwer fällt, gegen rechtsextreme Parolen zu kontern: "Man weiß nie, welche Reaktion auf ein Gegenargument folgt. Außerdem ist es schwer, mit einem Neonazi zu diskutieren, wenn dieser gebildet ist und vermeintliches Faktenwissen von sich gibt. In solchen Situationen fühle ich mich überfordert und hilflos." Um dieser Ohnmacht Herr zu werden, erarbeiteten die Bündnismitglieder Handlungsstrategien.

Es gibt viele Möglichkeiten, auf Stammtischparolen zu reagieren, wobei die Optionen vom Kontext abhängen. "Im Bekanntenkreis diskutiert und argumentiert man anders als mit Fremden im Zug", weiß Didas. Eine gute Methode ist es, die Sprücheklopfer durch Nachfragen in Erklärungsnot zu bringen. Um eine Eskalation zu vermeiden, sollte man selbst Ruhe bewahren und nicht laut werden. Außerdem ist es wichtig, ein Statement abzugeben. "Wer mit guten Argumenten kontert, wird feststellen, dass der Gegenüber schnell das Thema wechselt, wenn er nichts mehr erwidern kann. Daher gilt es, einen Themenwechsel zu unterbinden und die eigene Position argumentativ zu vertreten", so Didas. Er warnt jedoch: "Vielen Menschen mit rechtsextremem oder rassistischem Gedankengut geht es nicht um eine sachliche Diskussion, sie wollen einfach nur Recht haben."

Das Bündnis "Vielfältig statt einfältig" entstand im Laufe der Jahre 2012/2013 als Reaktion auf den Aufmarsch des Nationalen Widerstands Zweibrücken in Homburg . Die Mitglieder setzen sich für Toleranz und Demokratie ein und engagieren sich gegen Rechtsextremismus. In einem Argumentationstraining lernten sie nun, souverän auf Stammtischparolen zu reagieren.

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