Johanneum macht die Bühne zur Nervenheilanstalt

Homburg · „Einer flog über das Kuckucksnest“ ist ein absoluter Kultfilm. Es gibt ihn auch als Bühnenfassung, und mit der feiert das Theater-Seminar des Homburger Johanneums am heutigen Freitag Premiere. Mit dabei sind auch hier McMurphy und Miss Rachet.

 McMurphy (mit Kappe) mischt die Patienten auf. Foto: von Waldow

McMurphy (mit Kappe) mischt die Patienten auf. Foto: von Waldow

Foto: von Waldow

"Mimik! Gestik! Hier muss eine Reaktion kommen!", fordert Manfred Gantner. Allerdings braucht der betreuende Lehrer des Theater-Seminars am Homburger Gymnasium Johanneum bei den Proben zur heutigen Uraufführung des Klassikers "Einer flog über das Kuckucksnest" nur noch wenig einzugreifen. Die meisten Regieanweisungen haben die 14 mitwirkenden Schülerinnen und Schüler bereits verinnerlicht. Seit Beginn der Oberstufe 2015 bereiten sich die Zwölftklässler auf ihren großen Auftritt vor. Mit dem Theaterstück, dessen preisgekrönter Film von Milo Forman fünf Oscars erhielt, haben sich die Mitwirkenden viel vorgenommen. "Es ist ein großartiges Stück und damit eine enorme Herausforderung für uns", sagen sie einstimmig, voller Freude "so etwas einmal spielen zu können." Daher fiel die Entscheidung für das Drama von Ken Kesey nach dem 1963 danach geschriebenen Theaterstück von Dale Wasserman.

"Es ist einmal ganz was anderes als bisher", findet Antonia Speer. Es gebe so viele unterschiedliche Charaktere, die ermöglichten, "dass wir uns frei ausleben können". Marie Schulz beispielsweise hätte sich ihre Hauptrolle als McMurphy nicht unbedingt zugetraut. "Wir wachsen an unseren Herausforderungen, es bringt extrem viel für die Persönlichkeit, wir werden selbstbewusster, selbstsicherer, das hilft beim mündlichen Abi und später auch im Arbeitsleben", trägt die Gruppe die Lerneffekte zusammen. Selina Brocker hat sich von Anfang an am meisten für die Rolle der Oberschwester Ratched interessiert, weil "die das Sagen hat". Auch Frederick Schäfer ist die Rolle des pseudo-taubstummen Häuptlings wie auf den Leib geschneidert. Dieser sei stiller Beobachter, der jedoch mit monologischen Kommentaren auf seine Sicht der Dinge.

Besonders hilfreich fanden die jungen Laien ihr Probenwochenende mit zwei professionellen Schauspielerinnen. Dem Lehrer, der die Theaterwerkstatt am Johanneum seit vielen Jahren betreut, ist der Stolz auf seine Gruppe deutlich anzumerken.

Aufführungen von "Einer flog über das Kuckucksnest" des Theater-Seminars am Johanneum am heutigen Freitag, am 6., 11. und 12. November, jeweils um 19 Uhr. Eintritt für Schüler 4 Euro, für Erwachsene 7 Euro, für Schulklassen Sonderpreise. Karten gibt es an der Schule im Vorverkauf.

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Hintergrund "Einer flog über das Kuckucksnest" spielt auf einer psychiatrischen Station, die unter Leitung der tyrannischen Oberschwester Ratched steht. Eines Tages wird der Neuzugang McMurphy eingeliefert, der sich nur in die Nervenheilanstalt einweisen ließ, um dem Gefängnis zu entgehen. Er durchblickt das menschenverachtende System und fordert Miss Ratched heraus. Mit seinen Mitinsassen wettet er, bis wann er sie mürbe gemacht hat. Es kommt zu einem verheerenden Machtkampf zwischen dem Raufbold und der Oberschwester, wobei Mc-Murphy die Rechnung ohne das System gemacht hat. Formans Werk gilt als eine Anklage gegen die Bevormundung Schwächerer. cvw

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