Zwischen Gift und Gutachten

Homburg · Am Institut für Rechtsmedizin in Homburg laufen wichtige Fäden zusammen: Die Spuren von Verbrechern, Alkoholsündern oder Drogentätern, misshandelten Kindern und verbrannten Leichen werden am Uniklinikum untersucht. Staatssekretärin Anke Morsch besuchte das Institut.

 Tatort Münster: Gerichtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne (rechts, Jan Josef Liefers) untersucht einen Pudel auf Gifteinwirkung untersucht. Fotos: Presseamt Münster / Joachim Busch

Tatort Münster: Gerichtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne (rechts, Jan Josef Liefers) untersucht einen Pudel auf Gifteinwirkung untersucht. Fotos: Presseamt Münster / Joachim Busch

Rechtsmedizin ist, neben der Notfallstation, derjenige Ort, der am meisten in den Medien präsent ist. Das liegt nun einmal daran, dass eine Gallenoperation nicht so sensationell ist wie die tote Erbtante, in deren Gewebe man Reste eines Lähmungsgiftes gefunden hat. Dies festzustellen ist beispielsweise eine Aufgabe von Toxikologen, die am gerichtsmedizinischen Institut arbeiten. Im Saarland gibt es einen Standort, an dem die Spuren der Verbrechen landen - und das ist auf dem Campus des Uniklinikums. Und das soll auch so bleiben, bekräftige Anfang der Woche die Staatssekretärin aus dem Justizministerium, Anke Morsch. Sie war zu Besuch gekommen, um sich über den Fortschritt des Neubaus für die Rechtsmedizin zu erkundigen, der im kommenden Jahr im ersten Abschnitt fertig werden soll und wichtige Bereiche wie neue Sektions- und Computerräume sowie Labore enthält. Für 2017 ist der zweite Abschnitt geplant, der dann mit Verwaltungsbüros, Seminarräumen und einem Hörsaal ausgestattet werden wird. Das Land hat, wenn alles fertig ist, hier 20 Millionen Euro investiert. Dazu gehört aber auch die Pathologie, die mit ins neue Gebäude einzieht. Für Anke Morsch ,,eine große Anstrengung angesichts unserer Haushaltslage, aber eine sinnvolle."

Denn das Institut hat eine Doppelfunktion: Es ist einerseits Dienstleister fürs Land und seine Justiz, zum Beispiel für die Alkohol- und Drogenkontrolle der Staßenverkehrs-Polizei, aber andererseits ist es auch eine wichtige Hochschuleinrichtung mit der Maßgabe, Forschung und Lehre zu betreiben. Was viele nicht wissen: Rechtsmedizin ist eines der wichtigen Pflichtfächer für Medizinstudenten. Jeder angehende Arzt muss eine Leichenschau und eine Blutentnahme für die Polizei durchführen können. Im Übrigen geht es in der Rechtsmedizin nicht nur um Kapitalverbrechen, auch Schlägereien und jede Art von Misshandlungen werden dort untersucht, "wir erstellen bis zu 250 Rechtsgutachten im Jahr", informiert der Institutsleiter Professor Peter Schmidt.

Hinzu kommen 150 Obduktionen pro Jahr, neben toxikologischen und DNA-Untersuchungen. Ein Bundesland, das darauf verzichte, riskiere damit auch, dass ein Teil seiner Strafverfolgung und damit der Rechtsstaatlichkeit verloren gehe, so Morsch. Und für den Dekan, Professor Michael Menger, ist das Institut unverzichtbar, nicht nur fürs Medizin-Studium, sondern auch, um sich vom hohen Niveau der Forschung nicht abzukoppeln.

 Besuch aus dem Ministerium: Institutsleiter Prof. Peter Schmidt, Staatssekretärin Anke Morsch, Rechtsmediziner Frank Rauthaler und Dekan Prof. Michael Menger. Foto: Christine Maack

Besuch aus dem Ministerium: Institutsleiter Prof. Peter Schmidt, Staatssekretärin Anke Morsch, Rechtsmediziner Frank Rauthaler und Dekan Prof. Michael Menger. Foto: Christine Maack

Foto: Christine Maack

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HintergrundDie Rechtsmedizin gehört zu den faszinierendsten Forschungsbereichen der Medizin: Identifikation und Rekonstruktion von Gesichtern, Drogenerkennung, Nachweis von Giften im Körper, Auswirkungen von Schüssen auf Knochen und Gewebe, Mikroentnahme von Spuren und Altersbestimmung gehören dazu. maa

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