Liebe, Schmerz und Sehnsucht

Homburg · Ein Abend mit traditionellen jiddischen Liedern stand in der Homburger Musikschule auf dem Programm. Für die Besucher gab es einen interessanten und mitreißenden Querschnitt durch die Welt des Klezmer.

 Shpil she mir a Liedele in Jiddisch: Das Chorensemble „Frauen Stimmen“ sang beim großen Konzertabend mit jüdischen Liedern in der Homburger Musikschule. Foto: Jörg Jacobi

Shpil she mir a Liedele in Jiddisch: Das Chorensemble „Frauen Stimmen“ sang beim großen Konzertabend mit jüdischen Liedern in der Homburger Musikschule. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Ein hochkarätiges Programm mit jiddischen Liedern erwartete die 110 Zuhörer am vergangenen Sonntag in der Homburger Musikschule. Klezmer-Musik in perfekter Intonierung, instrumental und gesanglich, wurde dem Publikum vorgetragen. Mit jüdischem Liedgut "Shpil she mir a Lidele in Jidisch" wurde eine außergewöhnlicher musikalischer Querschnitt der Klezmer-Musik präsentiert. Das Chorensemble "Frauenstimmen" besteht aus 30 Frauen, die sich 2007 gegründet haben. Sängerinnen aus dem gesamten Saarland sind im Laufe der Jahre zu dieser bunten Gemeinschaft zusammengewachsen. Die Frauen im Alter von 20 und über die 70 Jahre haben einen gemeinsamen Nenner: die Freude am Singen und diese mit anderen zu teilen. Unter der Leitung von Amei Scheib hat sich diese Formation stimmlich und musikalisch sehr gut entwickelt. Was da zusammengewachsen ist, konnte man beim Konzertbesuch deutlich spüren. Die Interpretation der Klezmer-Lieder die von Liebe, Schmerz, Sehnsucht, Unterdrückung und Widerstand handelten, kamen beim Publikum sehr realistisch, überzeugend an. Für die instrumentale Begleitung der Lieder konnte man die professionellen Musiker Nino Deda, Klavier und Akkordeon , Michael Jung, Akkordeon , und Markus Klein an der Violine gewinnen. Bei den nicht immer takttreuen Stücken war es wichtig, Musik und Gesang perfekt aufeinander abzustimmen. Das gelang den Sängerinnen und den begleitenden Musikern sehr überzeugend. "Spiel mir ein Lied auf Jiddisch - das soll Freude in Euch wecken, bei den Jungen und den Älteren", gab Solistin Ruth Boguslawski am Anfang der Konzertes zu verstehen. Lieder wie "Oj dortn, dortn", ein Lied eines Amerika-Emigranten, der an die Liebste zu Hause schreibt.

"Yossl", ein Liebeslied und Liebesleid einer jungen Frau, die sich nach ihren Liebsten verzehrt. "Dodi Li", auch ein Liebeslied, mit Text aus dem Hohelied Salomons. Widerstandslieder wie, "s`brennt" oder "Vi anhin ich geyn", ein jiddisches Tangolied, das im Ghetto gesungen wurde, wurde mit überzeugter Tragik der Geschichte vorgetragen. Bei "Donaj, Donaj" waren die Zuhörer den Tränen nah, es handelt von einem Kälbchen, das zur Schlachtbank geführt wird, und sich nicht wehren kann.

Dieses bekannte Lied wurde später von Musikern in den 60ern Jahren gesungen, es symbolisiert die Situation der jüdischen Bevölkerung in der Nazizeit. Adony die Kurzform ist hebräisch, und ist die Anrede für Gott. Dass das Leben auch mal schön sein kann, belegte das Lied "Baij mir bistu sheyn", ein Swing Stück komponiert von "Sholum Secunda". Es zeigt wie einfach Liebe sein kann, heißt es im Text: "Für mich bist du schön, einfach großartig! Komm küsse mich." Britta Larsen, war von dem außergewöhnlichen Kletzmer-Konzertabend voll des Lobes, sie sagte gegenüber der SZ: "Die eindrucksvollen Frauenstimmen und die Interpreten an Geige und Akkordeon haben vorzüglich und sehr harmonisch zusammen gepasst. Auch tat sich was auf der Bühne, die Choreografie passte, dadurch wurden die Lieder theatralisch und lebendig übermittelt."

Wer beim Ensemble "Frauenstimmen" mitsingen möchte, kann sich unter amei-scheib.de oder unter Telefon (0681) 6 61 13 melden.

chorensemble-

frauenstimmen.de

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